Falls Curfew

Falls Curfew
Falls Road Curfew
Teil von: The Troubles
Politische Karte Irlands
Politische Karte Irlands
Datum 3. Juli 19705. Juli 1970
Ort Belfast, Nordirland
Ausgang Waffen der Official IRA beschlagnahmt
300 Republikaner festgenommen
Konfliktparteien
IrlandIrland Official Irish Republican Army Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich British Army
Befehlshaber
Jim Sullivan Sir Ian Henry Freeland
Truppenstärke
zwischen 80 und 90 Freiwilligen 3.000 Soldaten
Verluste
Ungewiss 15 Verwundete
5 getötete Zivilisten, sowie 60 Verwundete durch die Britische Armee

Die Falls Curfew (dt.: Ausgangssperre der Falls; auch Lower Falls Curfew oder Vergewaltigung der Lower Falls) war eine Operation der britischen Streitkräfte in der Falls Road im westlichen Belfast, Nordirland, im Rahmen der Troubles. Es handelte sich hierbei um eine dreitägige Ausgangssperre. Am 3. Juli 1970 durchsuchten britische Soldaten mehrere Wohnungen nach Waffen. Die Operation weitete sich zu Unruhen aus, bei denen 5 Zivilisten starben und 300 mutmaßliche irische Republikaner verhaftet wurden. Größere Mengen Tränengas wurden eingesetzt.

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte

Eine Woche vor der Operation gab es bereits schwerere Unruhen, nachdem der protestantisch-unionistische Oranier-Orden durch den Nordteil der Stadt marschiert war. Einige Gruppen von Loyalisten (radikale Protestanten) drangen im Folgenden in die katholische Enklave Short Strand, im ansonsten protestantisch dominierten Ost-Belfast, ein, und verängstigten die Anwohner. Unter Führung des IRA-Kommandanten Billy McKee nahmen dort daraufhin einige Mitglieder der Belfast Brigade von der bis dato kaum in Erscheinung getretenen Provisional Irish Republican Army (IRA) Geschützstellungen bei der ansässigen katholischen Kirche ein und lieferten sich eine drei Stunden lange Schießerei mit den Loyalisten. Dabei wurden 5 Menschen getötet, 4 protestantische Angreifer sowie 1 IRA-Aktivist. Insgesamt starben an diesem Tag 7 Menschen bei Unruhen in ganz Belfast.

Die Britische Armee entsandte in der Folge Soldaten des Black Watch und des Life Guards Regiments unter Ian Freeland in den katholischen Stadtteil, um Waffen sicherzustellen. Infolge eines Hinweises stellten die Soldaten 19 Handfeuerwaffen in einem Haus sicher. Jim Sullivan, ein örtlicher Anführer der Official IRA, die damals nach der Spaltung im Dezember 1969 die dominierende IRA-Gruppe in dieser Gegend war, wollte zunächst einen Angriff auf die Soldaten unterbinden, um weitere Waffenvorräte geheim zu halten. Einige Republikaner unter Führung der konkurrierenden sowie radikaleren Provisionals griffen die Soldaten dennoch mit Molotow-Cocktails an. Die Briten verhängten eine Ausgangssperre und besetzten das Gebiet mit 3.000 Soldaten sowie Hubschraubern und gepanzerten Fahrzeugen.

Unruhen und Schießereien

Einigen Journalisten folgend, sah sich die Führung der Official IRA in Anbetracht des Ausmaßes der britischen Kräfte wenig zuversichtlich. Trotzdem entschied man militärische Gegenmaßnahmen durchzuführen.[1] Am Morgen des 4. Juli trafen britische Truppen auf Barrikaden und automatische Waffenstellungen der IRA. Freeland veranlasste seine Soldaten zu Hausdurchsuchungen.

Die nächsten Tage brachten längere Häusergefechte mit den etwa 80 Freiwilligen der Official IRA. Einige Jugendliche provozierten zudem die Truppen mit Steinwürfen und kleineren Benzinexplosionen. 4 Zivilisten wurden dabei erschossen, und einer von einem Saracen-Panzer überfahren. Weitere 60 Zivilisten, sowie 15 Soldaten wurden durch Geschosse verletzt. 300 wurden verhaftet.

Die Briten versprühten zudem 1.600 Kanister CS-Gas um die Hausdurchsuchungen besser durchführen zu können. Dabei wurden 35 Gewehre, 6 automatische Waffen, 14 Shotguns, 100 Molotows, etwa 100 Kilo Sprengstoff und 21.000 Schuss Munition und 8 Funkgeräte sichergestellt.[2]

Folgen

Im Nachhinein wurde berichtet, dass die Armee 2 Minister der Ulster Unionist Party (John Brooke und William Long) durch die geräumten Straßen in gepanzerten Fahrzeugen fuhr, was später zu einer Provokation stilisiert wurde.

Viele Historiker sehen in dem Vorfall eine Schlüsselszene, die das Verhältnis der Belfaster Bevölkerung zur britischen Armee nachhaltig negativ beeinflusst hat.[3] Diese wurde nunmehr nicht als neutraler Akteur, sondern als Vertreter eines „kolonialistischen“ Anspruchs der Briten empfunden. Auch trugen die Vorkommnisse zu einer Verbreiterung der IRA-Basis und einer Radikalisierung derselben bei.[4]

Als eine weitere Folge sieht man die zunehmende Spaltung zwischen der Official IRA und der Provisional IRA, die seit Dezember des Jahres getrennt operierten. Die Officials beschuldigten die Provisionals, die ihrer Meinung nach unnötige Konfrontation mit den Briten absichtlich gesucht zu haben, um der Official IRA zu schaden. Im folgenden Jahr bekämpften sich die Gruppen auch untereinander. Nachdem die OIRA den Provo Charly Hughes erschossen hatte, der ebenfalls an den Kämpfen während der Ausgangssperre teilnahm und ein Bruder des lokalen Provisional-IRA-Kommandanten Brendan Hughes war, einigten sich beide Gruppen auf einen Waffenstillstand.

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Eamonn Mallie, Patrick Bishop, the Provisional IRA (1988), p.159
  2. Mallie, Bishop, Provisional IRA, p.160
  3. Richard English, Armed Struggle (2003), p.136
  4. Peter Taylor: Provos The IRA & Sinn Féin

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