Felix Böttcher

Felix Böttcher
Felix Böttcher GmbH & Co. KG
BoettcherLogo.jpg
Rechtsform Familienunternehmen (GmbH & Co. KG
Gründung 1725
Sitz Köln, Deutschland
Leitung Franz-Georg Heggemann
Mitarbeiter 1.800 (Böttcher Gruppe 2010)
Umsatz 215 Mio. Euro (2010)
Branche Druck, Verpackung, Industrie
Produkte Druck-, Kopier- und Industriewalzen, Druckchemikalien, Drucktücher, Fahrtreppen-Handläufe, Gummimischungen
Website www.boettcher-systems.com

Die Felix Böttcher GmbH & Co. KG, ein Inhabergeführtes Familienunternehmen mit Hauptsitz in Köln am Rhein, ist Weltmarktführer[1] für die Beschichtung rotationssymmetrischer Körper (Marktanteil 40 %). Rund 60 % aller weltweit gebauten Druckmaschinen werden mit Walzenbeschichtungen von Böttcher ausgeliefert. Das Unternehmen beschäftigt über 1.800 Mitarbeiter, davon 700 in Deutschland, und erwirtschaftet seinen Umsatz von 210 Mio. Euro (2010) zu über 70 % im Ausland[2].

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Felix Böttcher wird in der achten Generation als Familienunternehmen geführt[3] und geht zurück auf den Lohgerbermeister Johannes Jacobus Loosen (1702 – 1775), der 1725 in Köln einen eigenen Betrieb eröffnete. Ab 1825 widmete sich das Unternehmen auch der Leimsiederei. Erste Kontakte zur Druckindustrie ergaben sich ab 1891, als Otto Loosen (in der vierten Generation) erstmals Gelatine für Druckwalzen herstellte. Bereits 1878 hatte der Namensgeber der heutigen Unternehmensgruppe, Felix Böttcher, in Leipzig mit der Herstellung von Walzenmasse begonnen. Er starb jedoch früh und 1892 kaufte Ernst Hermann der Witwe das Unternehmen ab. Schon ein Jahr später stellte der neue Inhaber den Betrieb auf die Produktion fertiger Walzen um. Diese Neuerung (bis dahin hatten die Druckereien ihre Walzen mit der angelieferten Gelatine selbst beschichtet) setzte sich schnell durch und um die Jahrhundertwende war das Unternehmen mit Filialen in München und Berlin zum wichtigen Partner der Druckindustrie geworden. Gleichzeitig war Wilhelm Loosen in Köln unter harten Konkurrenzdruck geraten und so nahm er 1910 das Kooperationsangebot des Leipziger Walzenfabrikanten Ernst Hermann von Felix Böttcher an. Beide gründeten eine GmbH, an der sie zu jeweils 50 Prozent beteiligt waren und legten schon im Gesellschaftsvertrag eine klare Arbeitsteilung fest: Leipzig lieferte die Walzenmasse, Köln produzierte die fertigen Gelatinewalzen. Das Unternehmen wuchs – auch durch Übernahmen kleinerer Wettbewerber – und beschäftigte 1922 allein in Köln 28 Mitarbeiter.

Eine wichtige Wegmarke war die Umstellung von der temperatur- und feuchtigkeitsempfindlichen, stark verschleißanfälligen Gelatine auf den Synthesekautschuk Buna im Jahr 1933. Doch der Aufwärtstrend wurde durch den Krieg gestoppt: Während Felix Böttcher 1941 noch 42.000 Walzen ausliefern konnte, waren es 1943 nur noch 20.000. Und der als kriegswichtig eingestufte Rohstoff Buna wurde immer knapper. Durch Bombenangriffe im April und Oktober 1944 wurde der Kölner Betrieb völlig zerstört. Ein Jahr später begann dort zwar eine notdürftige Produktion, doch mit der Errichtung des Eisernen Vorhangs brach 1949 die Verbindung nach Leipzig ab. Köln übernahm die Kompetenz- und Strategieführerschaft und wurde ab 1953 Sitz der Konzernzentrale, wo ab 1956 auch technische Walzen für die Stahl-, Aluminium-, Kunststoff-, Textil- und Holzindustrie hergestellt wurden. Vom so genannten Wirtschaftswunder profitierte auch Felix Böttcher: von 1950 bis 1970 stieg die Zahl der Mitarbeiter von 160 auf 766. Nach den Druckereien rückten nun die Druckmaschinenhersteller als Kunden in den Fokus: Exklusivverträge mit Heidelberger Druckmaschinen und manroland sorgten für eine solide wirtschaftliche Basis. Die ersten ausländischen Produktionsstätten entstanden 1973 in Italien und Großbritannien. Im letzten Viertel des 20. Jahrhunderts fasste Böttcher mit eigenen Gesellschaften in ganz Europa, in den USA, Asien und Australien Fuß.

Nach dem Mauerfall eröffnete Felix Böttcher 1990 eine Geschäftsstelle in Leipzig. Ein Jahr später erwarb das Unternehmen die ehemalige Leipziger Produktionsstätte von der Deutschen Treuhandanstalt. Geleitet wird das Unternehmen seit 1992 durch den Rechtsanwalt Franz-Georg Heggemann (geb. 1955), den Ehemann von Horst W. Loosens einziger Tochter Bärbel. Es war das erste Mal, dass sich die beiden Gesellschafterfamilien Loosen und Hermann auf einen gemeinsamen Geschäftsführer einigten, dem es oblag, „das Unternehmen auch weiterhin als Familiengesellschaft zu erhalten“. Im Zuge einer Kapitalerhöhung zum 1. Januar 1995 wurde Heggemann auch Gesellschafter von Felix Böttcher.

Produkte

Kerngeschäft der Böttcher-Gruppe ist die Produktion von elastomeren Walzenbeschichtungen und Sleeves für alle Druckprozesse (Rollenoffset und Bogenoffset ,Tiefdruck und Flexodruck sowie Digitaldruck). Ergänzt wird das Angebot für die Druckindustrie durch Drucktücher und Druckchemikalien wie Wasch- und Feuchtmittel, bei denen Böttcher ebenfalls Weltmarktführer ist. Im Bereich Lebensmittel-Verpackungsdruck hat Böttcher unter dem Markennamen „Vita“ eine Produktserie für alle Druckverfahren entwickelt, die migrationsarmes Drucken gewährleistet und dadurch Kontaminationen des Inhalts verhindert. Diese Produkte wurden von unabhängigen wissenschaftlichen Instituten auf ihre Konformität mit dem Lebensmittelrecht geprüft und zertifiziert[4].

Technische Walzen für die Metall-, Kunststoff-, Holz-, Textil- und Papier-Industrie tragen rund 15 % zum Umsatz bei. Beschichtet werden Walzen mit bis zu 8.000 mm Länge, 1.850 mm Durchmesser und 15 t Gesamtgewicht. Darüber hinaus liefert Böttcher Gummispezialmischungen für andere Hersteller sowie TechGrip-Handläufe für Fahrtreppen. Walzen für Kopiergeräte produziert die ebenfalls in der Region Köln ansässige Tochter KB Roller Tech, ein Joint Venture mit dem japanischen Unternehmen Kinyosha[5]. Zusätzlich zum Verkauf neuer Produkte bietet Böttcher die Wiederbekleidung gebrauchter Walzen sowie ein Walzen-Austauschprogramm an. Versuchsreihen und Analysen in eigenen Labors und anwendungstechnische Beratung vor Ort dienen der Optimierung von Produkten- und Produktionsprozessen.

Standorte

Am Hauptsitz der Firma in Köln, wo in zwei benachbarten Werken die weltweit größte Walzenproduktion läuft, sind auch zentrale Bereiche wie Vertrieb (national und international) sowie Einkauf, Entwicklung und Buchhaltung untergebracht. Außerdem befinden sich in unmittelbarer Nähe von Köln das zentrale Mischwerk (Böttcher Gelsdorf, Werk I), die Produktion von Handläufen für die Fahrtreppenindustrie (Böttcher Gelsdorf, Werk II) und die Fertigung von Walzen für die Bürokommunikation (KBRT, Bergheim). Weitere Geschäftsstellen befinden sich in Köln, Hamburg, Hannover, Berlin, Frankfurt (Main), Stuttgart und München sowie Leipzig (mit eigener Walzenproduktion). International ist Böttcher in 33 Ländern auf jedem Kontinent mit eigenen Vertriebsgesellschaften präsent. Das Unternehmen betreibt 18 Produktionsstandorte in 10 Ländern und beliefert 80.000 Kunden (Maschinenbetreiber) in über 80 Ländern.

Literatur

  • Klara van Eyll: Böttcher 1725 – 2000, Geschichte eines Familienunternehmens, Verlag Gebr. Kopp, Köln 2000
  • Florian Langenscheidt und Bernd Venohr (Hg.): Lexikon der deutschen Weltmarktführer, Verlag Deutsche Standards, Köln 2010

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Florian Langenscheidt und Bernd Venohr (Hg.): Lexikon der deutschen Weltmarktführer. Böttcher. S. 108, Köln 2010.
  2. Florian Langenscheidt und Bernd Venohr (Hg.): Lexikon der deutschen Weltmarktführer. Böttcher. S. 109, Köln 2010.
  3. Klara van Eyll: Böttcher 1725 – 2000, Geschichte eines Familienunternehmens, S. 5, Köln 2000
  4. Vita-Produktreihe für migrationsarmes Drucken Webseite der Felix Böttcher GmbH & Co. KG. Abgerufen am 8. August 2011.
  5. Klara van Eyll: Böttcher 1725 – 2000, Geschichte eines Familienunternehmens: Böttcher und Kinyosha, S. 88-89, Köln 2000

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