Flash-Airlines-Flug 604

Flash-Airlines-Flug 604
Flash-Airlines-Flug 604
Flash Airlines Boeing 737-3Q8 SU-ZCD retouched .jpg

Die baugleiche zweite Maschine der Flash Airlines

Zusammenfassung
Datum 3. Januar 2004
Typ Absturz aufgrund mangelnder Pilotenausbildung durch die Airline
Ort Rotes Meer nahe Scharm El-Scheich
Getötete 148 (alle)
Verletzte 0
Flugzeug
Flugzeugtyp Boeing 737-3Q8
Fluggesellschaft Flash Airlines
Kennzeichen SU-ZCF
Name FA 604
Abflughafen Scharm El-Scheich
Stopover Kairo
Zielflughafen Paris
Passagiere 135
Besatzung 13
Überlebende 0

Flash-Airlines-Flug 604 war ein Flug der ehemaligen Charterfluggesellschaft Flash Airlines, der vom Flughafen Scharm El-Scheich über Kairo nach Paris führen sollte. Kurz nach dem Start stürzte die Maschine am 3. Januar 2004 ins Rote Meer, wobei 148 Menschen, fast alle französischer Staatsbürgerschaft, starben.

Inhaltsverzeichnis

Fluggerät

Bei dem am 9. Oktober 1992 ausgelieferten Flugzeug handelte es sich um eine Boeing 737-3Q8 mit dem Kennzeichen SU-ZCF, welche zum Absturzzeitpunkt etwa 25.603 Betriebsstunden geleistet hatte. Bereits bei früheren Inspektionen waren massive Mängel festgestellt worden. Nach einer unangekündigten Kontrolle durch die Schweizer Luftaufsicht im Jahr 2002, welche zahlreiche Probleme konstatierte, wurde Flash Airlines mit Start- und Landeverboten in der Schweiz, Polen und Norwegen und – nach dem Unglück – auch in Frankreich belegt. Zu den Mängeln zählten unter anderem fehlende Sauerstoffmasken im Cockpit, zu wenig Sauerstoffflaschen und defekte Cockpitinstrumente.

Ablauf

Die Boeing startete um 4:44 Uhr nachts auf Startbahn 22R von Scharm el-Scheich via Kairo Richtung Paris. Dafür musste das Flugzeug eine Linkskurve fliegen. Die Maschine zog jedoch plötzlich in die entgegengesetzte Richtung, eine Korrektur des Autopiloten sowie der Schubkraft brachten keine Abhilfe. Das Flugzeug zog in eine steile Rechtslage und verlor an Höhe. Zwar konnten die Piloten die Maschine noch kurz vor dem Auftreffen auf dem Meer wieder ansatzweise unter Kontrolle bekommen. Dies kam jedoch zu spät, so dass das Flugzeug kurz nach dem Ertönen einer Warnung des Ground Proximity Warning System mit etwa 770 km/h ins Meer stürzte, zerbrach und vom Radarschirm verschwand. Bei der am angebrochenen Morgen durchgeführten Rettungsaktion konnten auf Grund des starken Aufpralls keine Insassen mehr lebend geborgen werden. Zudem waren die Wrackteile am Grund auf sehr großem Raum verstreut.

Besatzung

  • Kapitän des Flugzeuges war der 53-jährige Khadr Abdullah, einer der erfahrensten Piloten Ägyptens; er flog zuerst Transport- und Kampfflugzeuge bei der Ägyptischen Luftwaffe und sammelte so über 7000 Flugstunden und galt als „Kriegsheld“. Außerdem arbeitete er als Fluglehrer, wo er zusätzliche 2000 Flugstunden erlangte, bevor er für Flash Airlines tätig wurde.
  • Der Copilot Amr Shaafei wurde 25 Jahre alt. Er war an diesem Tag im Cockpit Mentor für den neuen Piloten Ashraf Abdelhamid. Während des Fluges hatte Shaafei fatalerweise Angst, Kapitän Abdullah auf die Rechtskurve hinzuweisen, weil dieser sich vorher über ihn lustig gemacht hatte.

Ermittlungen

Die Ermittlungen gestalteten sich schwierig. Das Wrack mit der Blackbox befand sich in einem noch nicht erkundeten Teil des Roten Meeres, in dem es zusätzlich noch Haie gab, die ein Tauchen von Menschen unmöglich machten. Erst nach langer Überlegung vermutete man das Wrack und – insbesondere – die Blackbox mit dem Stimmenrekorder in einer Tiefe von über 1000 Metern. Aufgrund fehlender Karten bestand hierüber jedoch zunächst keine Sicherheit. Mit Hilfe von Tauchrobotern gelang es schließlich die Geräte zu lokalisieren. Währenddessen bekannten sich Terroristen zu einem Anschlag, der aufgrund der neuen Anti-Kopftuch-Gesetzgebung in Frankreich stattgefunden haben solle; eine Verbindung wurde jedoch für nicht realistisch gehalten und die Ermittlungen fortgeführt. Bei der Absturzstelle fanden die Ermittler neben Wrackteilen und Gegenständen aus Koffern auch Zettel und Karten, die von Passagieren vor dem Aufprall geschrieben worden waren. Hierdurch wurde deutlich, dass schon einige Zeit vor dem Aufprall Klarheit über die Lage an Bord herrschte. Ein Angehöriger von einem der Opfer berichtete außerdem von einer Nachricht auf seinem Anrufbeantworter, die mit einem Schrei endete.

Die Blackbox mit dem Stimmenrekorder wurde zwei Wochen nach dem Unfall von einem französischen Schiff geborgen. Das National Transportation Safety Board (NTSB) und das französische Bureau d'Enquêtes et d'Analyses pour la sécurité de l'Aviation civile (BEA) bemängelten eine unzureichende Schulung der beiden Piloten. Es gab keine Kopien der Wartungsbücher, die absolute Pflicht in der Luftfahrt sind. Mit dem Flugzeug verschwanden die wichtigen Originale.

Es wird davon ausgegangen, dass der Kapitän die Linkskurve zu früh begonnen und beendet hat, er flog ohne Autopilot. Durch eine Desorientierung in der mondlosen Nacht leitete er eine Rechtskurve ein, ohne es zu wissen. Die Piloten wurden nie für solche Fälle geschult, daher wird auch Schuld bei der Airline gesehen. Die tatsächliche Unfallursache bleibt jedoch weiterhin ungeklärt.[1]

Folgen

Zwei Monate nach dem Absturz, welcher bereits der zweite Unfall der Airline war, gab Flash Airlines den Flugdienst auf und verkaufte die verbliebene Boeing 737 an die Cayman Airways.

Der Absturz wurde in der Fernsehserie Mayday – Alarm im Cockpit verfilmt. Unter dem Titel „Absturz über dem Roten Meer“ wurde eine Rekonstruktion des Unglücks gezeigt.

Einzelnachweise

  1. Abschlussbericht Flash Airlines Flug 604. Ägyptisches Transportministerium/BEA/NTSB, 25. März 2006, abgerufen am 6. August 2011.

Weblinks

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