- François-Hercule de Valois, duc d’Alençon
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François-Hercule de Valois, duc d’Alençon, auch Franz Herkules (* 18. März 1555 wohl in Saint-Germain-en-Laye; † 10. Juni 1584 in Château-Thierry) war der jüngste Sohn des Königs Heinrich II. aus dem Haus Valois und der Katharina von Medici. Alle anderen Söhne wurden Könige Frankreichs oder starben, wie in einem Fall, als Kind.
François-Hercule hatte zahlreiche Titel: er war Prinz von Frankreich sowie Herzog von Alençon und Château-Thierry, Graf von Le Perche, Mantes, Meulan (1566-1584), Herzog von Évreux und Graf von Dreux (1569-1584), Graf von Maine, Herzog von Anjou, Touraine und Berry (1576-1584), Graf von Flandern (1582-1583) sowie sieben-facher Pair von Frankreich.
Ursprünglich ein attraktives Kind und nach dem Halbgott Herkules benannt, erkrankte er im Alter von acht Jahren an den Blattern, deren Narben sein Gesicht entstellten. Zudem war seine Wirbelsäule schwach deformiert. Er gab sich daher später zu Ehren seines Bruders König Franz II. den Namen François.
1574, nach der Thronbesteigung seines Bruders Heinrich III. wurde er zum Thronfolger ernannt - floh aber kurze Zeit später vom königlichen Hof.
Während des Französischen Bürgerkrieges handelte er 1576 den Frieden von Beaulieu aus, weshalb sich im Winter desselben Jahres die unzufriedenen Gruppierungen, einschließlich des ebenfalls geflohenen Heinrich von Navarra, der zum Führer der Hugenotten aufstieg, um ihn sammelten. Katharina von Medici rettete ihren tatenlosen Sohn vor politischen Dummheiten und dieser gab sich mit einer großzügigen Apanage an der unteren Loire, dem Herzogtum Anjou zufrieden. Zudem wurde er 1577 Generalleutnant der französischen Armee.
1579 wurde er von Wilhelm dem Schweiger dazu animiert, die Vereinigten Niederländischen Provinzen als Erbsouverän zu führen und am 29. September 1580 unterzeichneten die Generalstaaten (mit Ausnahme der Provinzen Seeland und Holland) den Vertrag von Plessis-lès-Tours, der Franz den Titel „Beschützer der Freiheit der Niederlande“ und damit die faktische Souveränität und das Gouvernement über das Herzogtum Brabant zugestand.
1581 begannen Vorbereitungen zu einer Heirat mit Königin Elisabeth von England und Franz war der einzige der vielen Kandidaten, der jemals in persona um Elisabeth freien konnte. Beide unterhielten eine recht enge Beziehung, in der Elisabeth ihm den Spitznamen „mein Frosch" ("Grenouille") gab und sich Pläne zur Ehe sehr konkretisierten. Diese Bemühungen scheiterten jedoch am Widerstand der Engländer selbst, die wohl eine Abneigung gegen einen Prinzgemahl hatten, welcher aus dem verhassten Frankreich kam, und Franz kehrte am 10. Februar 1582 in die Niederlande zurück, wo er von Wilhelm offiziell in Vlissingen empfangen wurde.
Auch in den Niederlanden gelang es dem katholischen Franz nicht, unter den protestantischen Bewohnern große Sympathie oder gar Popularität zu gewinnen und Seeland und Holland weigerten sich weiterhin ihn als ihren Souverän anzuerkennen. Auch Wilhelm erfuhr auf Grund seiner profranzösischen Politik herbe Kritik. Als aber Franz' französische Truppen Ende 1582 in den Niederlanden eintrafen, wurde klar, dass der Plan Wilhelms, nun die Oberhand gegenüber den Spaniern unter dem Herzog von Parma, zu gewinnen, aufzugehen schien.
Franz war jedoch unzufrieden mit der beschränkten Macht, die ihm zugestanden wurde und er nahm am 18. Januar 1583 Antwerpen mit militärischer Gewalt, was jedoch in einem Desaster endete, denn die Bürger verteidigten ihre Stadt mit einer verbissenen Phobie gegen die Franzosen, wodurch es für Franz unmöglich wurde, seine politische Situation noch zu halten. Er kehrte schließlich im Juni desselben Jahres nach Frankreich zurück.
Sein früher Tod im Alter von nur 29 Jahren, unverheiratet und kinderlos, führte zum Übergang der Thronfolge an Heinrich von Navarra, was aus religiösen Gründen später zur Eskalation des Bürgerkrieges führen sollte.
Ein weiteres Fazit ist, dass er trotz der vielen Titel in Frankreich ein eigenes Königreich für sich anstrebte, entweder in den aufständischen Niederlanden oder in England durch Heirat mit Königin Elisabeth I. Dies scheiterte jedoch an seiner völligen Unfähigkeit, alle - die aufständischen Niederlande, England, der eigene Bruder - ließen ihn fallen.
Franz wurde in der Basilika Saint-Denis bestattet.
Literatur
- Th. Juste: ALENÇON, François de Valois, duc D', In: Biographie nationale de Belgique (französisch)
- Francis de Crue: Le Parti des Politiques au lendemain de la Saint-Barthélemy. La Molle et Coconat, Paris, Librairie Plon, 1892, 368 S., auf archive.org (französisch)
- Ivan Cloulas: « La diplomatie pontificale médiatrice entre la France et l'Espagne. La mission de l'archevêque de Nazareth auprès de François d'Anjou (1578) », in: Mélanges de la Casa de Velázquez, Tome V, 1969, S. 451-459, auf persee.fr (PDF, französisch)
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