Freie Volksmission

Freie Volksmission

Die Freie Volksmission e.V. ist eine dispensationalistische evangelikale Gruppierung in Krefeld. Sie bezeichnet sich selbst als „unabhängig“ und „überkonfessionell“ und hat ca 3000 Mitglieder.[1]

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Freie Volksmission wurde 1960 von Ewald Frank 1960 gegründet. 1953 lernten Frank und der heutige Gemeindeleiter Russ einander kennen. 1955 besuchte Frank die Versammlungen des US-Evangelisten William M. Branham in Karlsruhe. Auf einer „Voice of Healing“-Konferenz des Reverend Gordon Lindsay in Dallas, Texas, USA, 1958, begegnete der damals schon international tätige Evangelist Frank zahlreichen US-Evangelisten. 1959 begann Frank mit der Übersetzung der Predigten Branhams, die jedoch in den freien Gemeinden in Deutschland kein besonderes Echo fanden. Nachdem die Leiter der Gemeinden das Wirken Branhams in der Mehrzahl ablehnten, gründete Frank ein eigenständiges Volksmissionswerk.

1960 gründete man einen Hauskreis unter Leitung von Ewald Frank, Leonhard Russ und Paul Schmidt, die noch heute Gemeindeälteste und Vorsteher sind, dann lud man in gemieteten Sälen zu den Zusammenkünften ein. Im April 1964 wurde die „Freie Volksmission Krefeld“ gemeinnützig anerkannt. Im Laufe der folgenden Jahre breitete sich das Missionswerk weltweit aus. Frank reiste als Missionar nach Asien, Indien und Osteuropa. Von 1968 bis 1978 hielt er sonntägliche Andachten über Radio Luxemburg.

Ostern 1974 weihte man die Kirche der Gemeinde mit 550 Sitzplätzen ein. In den Jahren 1976 bis 78 wurde das Missions-Zentrum durch Zukauf von Baugrund und der Errichtung zwei weiterer Gebäude vergrößert.

Nach der Befreiung und Auflösung der Sekte Colonia Dignidad in Chile schloss sich eine Anzahl ehemaliger Bewohner der Freien Volksmission an. Frank hatte mehrfach in der Kolonie gepredigt, erhielt aber mittlerweile Einreiseverbot in Chile. Auch andere Gemeindemitglieder besuchten die Kolonie. Ein Führungsmitglied der Colonia, der wegen Beihilfe zum Kindesmissbrauch in Chile verurteilte Arzt Hartmut Hopp lebt ebenfalls in Krefeld und bewegt sich im Umfeld der Freien Volksmission.[2] Hopp wird zwar als deutscher Staatsbürger nicht nach Chile ausgeliefert, jedoch ermittelt seit Ende August 2011 – veranlasst durch Rechtsanwalt Wolfgang Kaleck – auch die deutsche Staatsanwaltschaft gegen ihn.[3][4]

Struktur

Die Freie Volksmission wird von Pastor Ewald Frank geleitet. Der Gemeinde in Krefeld stehen der Gemeindeleiter Leonhard Russ zusammen mit dem Gemeindeältesten Paul Schmidt vor. Frank bereist verschiedene Gemeinden weltweit, wo er predigt und tauft.

Die Gemeinde besitzt in Krefeld ein ca. 10.000 m² großes Gelände mit Missions-Zentrum, Gotteshaus, Hausmeisterbungalow, den beiden Missionsgebäuden sowie seit 1992 einem Druck- und Verlagshaus. Sie gibt Broschüren und Bücher über biblische Themen in acht Sprachen heraus und versendet sie weltweit. Die Gemeinde unterhält ein weiteres „Missionszentrum“ in Zürich in der Schweiz.

Das Missionswerk finanziert sich nach eigenen Angaben aus Spenden. Es gibt keine eingetragenen Mitglieder. Die Anhänger geben teilweise einen festen Anteil (10 Prozent) ihres Gehaltes an die Gemeinde ab.

Zusammenkünfte

An den Treffen nehmen mehrere hundert Menschen teil. In Krefeld finden die Treffen an jedem ersten Wochenende im Monat statt. Regelmäßige Treffen in Zürich finden jeden letzten Sonntag im Monat statt. Die Mitglieder der Freien Volksmission Krefeld kommen aus verschiedenen Teilen Deutschlands und häufig auch aus dem Ausland. Das Programm des Treffens bilden zwei lange Vorträge von Ewald Frank in der großen Halle. Die Vorträge werden in mehrere Sprachen simultan übersetzt. Während der Vorträge wird häufig gebetet.

Frauen in der Gemeinde

Mädchen und Frauen spielen der Gemeinde eine passive Rolle. In der Volksmission gibt es die ungeschriebene Regel, dass Frauen keine Hose tragen dürfen, sondern nur lange Röcke oder ein langes Kleid. Kurze Haare und Schminke sind ebenfalls unerwünscht. Frauen können sich nicht an der Gestaltung des Gottesdienstes beteiligen. Öffentlich sprechen ausschließlich Männer in der Gemeinde.

Die Rolle der Frauen in der Gemeinde geht auf Branhams Einstellung zurück. In seiner Predigt zu Heirat und Scheidung berichtet er über die Natur der Frauen, wie es ihm Gott gezeigt hätte. Branham schreibt über die Weise, wie Gott die Frau geschaffen hatte: „Wenn Er die Frau in der gleichen ursprünglichen Schöpfung geschaffen hätte, gäbe es keine Sünde, denn dann hätte sie es nicht tut können! Sie ist eine Verdrehung der ursprünglichen Schöpfung“. ... „Eine unmoralische Frau ist das Niedrigste, was man sich auf Erden vorstellen kann. Entschuldigt dies, ihr jungen Damen. Sie ist nichts als ein menschlicher Abfalleimer, eine “Sex-Schau“. (.....) Durch ihre Schönheit und ihre sexuelle Macht, ihre äußere Erscheinung, die ihr vom Satan gegeben wurde, ist sie als das Nebenprodukt, zu dem Satan sie gemacht hat, ausgesandt, Söhne Gottes zu verfuhren, und sie kann mehr von ihnen in die Hölle bringen als irgendein anderes Werkzeug Satans.“[5]

Die Ansicht über die Rolle der Frauen beeinflusste die Scheidung Franks in den siebziger Jahren. Frank hatte daraufhin ein ganzes Buch „Heirat und Scheidung“ geschrieben, wo er wieder die Lehre über den Samen der Schlange benutzt, um seine Scheidung zu rechtfertigen.

Theologie

Die Freie Volksmission hat nach eigenen Angaben als Zielsetzung die völlige Rückkehr zur Lehre und Praxis der biblischen Urgemeinde in der Apostelzeit. Sie beruft sich auf eine strenge und wortgetreue Bibelauslegung und orientiert sich an der charismatischen Bewegung in den USA. Die Mitglieder der Freien Volksmission Krefeld glauben, dass der Mensch einen freien Willen hat und dass er von der Schlange verführt wurde und sich von Gott entfernt hat.

Mitglieder der Freien Volksmission Krefeld glauben auch, dass ihr Missionswerk sich von allen vergangenen Erweckungsbewegungen unterscheidet. Die Volksmission schreibt dazu: „Sie ( = andere Gemeinden) alle gründeten eigene Gemeinden und organisierten sich in einem Verband. Wir tragen durch die Verkündigung des geoffenbarten Wortes den ganzen Ratschluss Gottes vor, der zur Vollendung notwendig ist. In diesem Sinne soll allen bestehenden Gemeinden - dem ganzen Volke Gottes, ungeachtet der Konfessionszugehörigkeit gedient werden. Aus dieser Verkündigung gehen nicht abermals Gemeinden hervor, die dem Krefelder Missionswerk unterordnet wären, sondern das Resultat muss und wird die zubereitende Gemeinde Jesu Christi sein, die Er selbst von überall herausruft“.

William M. Branham

Die Gemeinde glaubt, Gott habe William Branham wie den biblischen Paulus auf übernatürliche Weise zum Apostel berufen. Aus der Bibel leitet sie ab, dass die Menschheit heute im letzten prophetischen Abschnitt lebe und Gott gemäß seiner Verheißung einen Propheten (einen „Seher“) gesandt habe. William M. Branham sei heute von Gott gesandt, wie es Johannes der Täufer beim ersten Kommen Jesu war. Auf Branham gehen Missionswerke vieler Evangelisten, die Bewegung der Geschäftsleute des vollen Evangeliums und indirekt auch teilweise die charismatische Bewegung zurück.[6] Die Lehre von William Branham bildet die Glaubensgrundlage der Freien Volksmission Krefeld. Ewald Frank übersetzte und veröffentlichte alle wichtigen Werke von Branham.

Ewald Frank

Die Theologie Ewald Franks ist grundlegend für die Gemeinde. Er sieht sich als Berufener. Frank vertritt wie Branham die Ansicht, dass es nur einen Gott gibt, der sich als Heiliger Geist, Vater und Sohn zeigt, jedoch nur eine Person darstellt. Die Trinität wird als „Irrlehre“ abgelehnt. Frank selbst bezeichnet sich als Missionar.

Als 1965 William Branham starb, erlebten Franks Anhänger dieses Ereignis besonders. Ein Mitglied der Freien Volksmission Krefeld Siegfried Fleck beschreibt gegenüber Zuzana Fronkova von der Organisation CESNUR, dass während der Silvesterfeier 1965 ein Engel Gottes in den Saal kam. Fleck beschreibt, dass ihn zwar nicht alle gesehen hätten, aber dass ihn alle zumindest gefühlt hätten. Nach den Aussagen von Frank war dies derselbe Engel, der auch Branham in seinen Visionen besuchte. Dieser Engel hatte Frank dasselbe Schwert gegeben, wie im Falle von Branham am Anfang seiner Berufung. Ewald Frank ist für seine Anhänger der Vertreter Branhams, also ein Gesandter Gottes.

Franks Schriften folgen immer dem Beispiel Branhams, er zitiert ihn häufig in seinen drei wichtigsten Büchern "Der Antichrist", "Das traditionelle Christentum" und "Die Offenbarung".

Nach den Büchern Daniel und der Offenbarung kommt Frank in "Der Antichrist" zu dem Schluss: „Ohne jeden Zweifel leben wir im letzten Abschnitt der Heilsgeschichte“.[7] Darin sieht er Russland als Vollstrecker der Offenbarung: „Rußland müssen wir als Gerichtsvollstrecker Gottes betrachten. Die Symbole von Hammer und Sichel sind bestens gewählt. Drei Schläge werden ausgeführt, die beiden letzten sind biblisch belegbar. Der erste wird gegen die USA, der zweite gegen den Vatikan, der dritte gegen Israel sein“.[8]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. http://www.cesnur.org/2001/fronkova.htm
  2. http://www.ekd.de/ezw/Publikationen_2536.php
  3. Sektenarzt besucht Staatsanwalt – RP ONLINE am 27. August 2011
  4. Wolfgang Kaleck: Es geht um mehr als Hopp – Interview des Deutschlandradio am 2. September 2011
  5. William Branham: Ehe und Scheidung, S.29-30
  6. http://freie-volksmission.de/?lang=1&site=detail#id5
  7. Ewald Frank: Antichrist, S.5.
  8. Ewald Frank: Antichrist, S.31.

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