Friedrich Wilhelm Stantien

Friedrich Wilhelm Stantien

Friedrich Wilhelm Stantien (* 9. Mai 1817 in Stolbeck; † 14. Juli 1891 in Memel[1]) war ein Bergwerkunternehmer im Samland. Er führte gemeinsam mit Moritz Becker den industriellen Abbau des Bernsteins in Ostpreußen ein.

Inhaltsverzeichnis

Der Unternehmer

Über die anfängliche berufliche Laufbahn von Friedrich Wilhelm Stantien widersprechen sich die Quellen (Reeder, Fischer, Schiffsknecht, Gastwirt)[1]. Fest steht jedenfalls, dass er spätestens ab 1852, zunächst auf seinem eigenen Grundstück, später auch auf einer Wiese bei Prökuls[2], systematisch nach Bernstein suchte. 1854 pachtete er das Recht, im Kurischen Haff nach Bernstein zu baggern und übernahm im Gegenzuge die Verpflichtung zur Unterhaltung der Fahrrinne. 1858 wurde er Teilhaber der im gleichen Jahr gegründeten Firma Stantien & Becker, die fortan im industriellen Maßstab Bernstein förderte und hierzu unter anderem im Jahre 1862 eine Bernsteinbaggerei in Schwarzort einrichtete. Später wurde der Bernsteinabbau an der Westküste des Samlandes fortgesetzt. Stantien galt als der "Ingenieur" des florierenden Unternehmens, während Becker die kaufmännische Seite abdeckte und sich insbesondere um Absatzwege kümmerte.

Nach einigen Quellen soll Stantien im Jahre 1871 von seinem Partner Becker aus der Firma "gedrängt" worden sein. Wahrscheinlicher ist es jedoch, dass er noch 1883 Mitinhaber des Unternehmens war und erst später seine Anteile verkauft hat (sh. u.a Becker 1896). Nach ungesicherten Quellen soll er von Moritz Becker hierfür zwei Millionen Mark erhalten haben[1].

Familie

Stantienit aus Bitterfeld; Sammlung: Naturkundliches Museum Mauritianum Altenburg
Beckerit aus Bitterfeld, Naturform, Größe: 54 mm; Sammlung: Naturkundliches Museum Mauritianum Altenburg.

Friedrich Wilhelm Stantien war Sohn des Kahnschiffers Friedrich Stantien und seiner Frau Anne Marie Stantien geb. Pratz. Er war mit Friederike Dorothea geb. Schink verheiratet, mit der er mindestens einen Sohn und vier Töchter hatte, von denen die meisten in der Landwirtschaft ihr Auskommen fanden. Durch die Teilhaberschaft an Stantien & Becker und dem Erlös aus dem Verkauf dieser Anteile wenige Jahre vor seinem Tode lebte die Familie in wirtschaftlich gesicherten Verhältnissen.

Beckerit und Stantienit

Zwei der zusammen mit dem Baltischen Bernstein (Succinit) im Ostseeraum vorkommenden akzessorischen Harze (Bernsteinvarietäten, die nicht Succinit sind) wurden nach den Inhabern der Firma „Stantien & Becker“ als Stantienit und Beckerit benannt. Beide Bernsteinvarietäten kommen auch in Bitterfeld vor.

Literatur

  • K. Andrée: Der Bernstein - Das Bernsteinland und sein Leben. Stuttgart 1951.
  • M. Becker: Denkschrift zum Urtheil des Königlichen Landgerichtes Stolp. Berlin 1896.
  • R. Klebs: Der Bernstein und seine Geschichte. Königsberg 1889.
  • W. Tesdorpf: Gewinnung, Verarbeitung und Handel des Bernsteins in Preußen von der Ordenszeit bis zur Gegenwart. Jena 1887.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c A. Brekenfeld: Die Unternehmerpersönlichkeiten Friedrich Wilhelm Stantien und Moritz Becker. In: Bernstein - Tränen der Götter. Bochum 1996
  2. R. Klebs: Gewinnung und Verarbeitung des Bernsteins. Königsberg 1883. Zitiert bei Brekenfeld 1996.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Stantien & Becker — Reste der einstigen Grube Anna bei Jantarny. Aus der 1883 von Stantien Becker eingerichteten Grube wurde bis 1922 Bernstein gefördert. Stantien Becker war ein im Jahre 1858 von Friedrich Wilhelm Stantien und Moritz Becker in Memel (Litauen)… …   Deutsch Wikipedia

  • Bernstein — – Rohsteine Andere Namen Succinit Electrum, umgangssprachlich auch als Baltischer Bernstein bezeichnet ēlektron Chemische Formel Angenäherte Summenformel: C10 …   Deutsch Wikipedia

  • Moritz Becker — (* 1. Mai 1830 in Danzig; † 25. August 1901 in Heringsdorf[1][2][3]) war ein Bergwerkunternehmer im Samland und in Böhmen. Er führte den industriellen Abbau des Bernsteins in Ostpreußen ein.[3] Inhaltsverze …   Deutsch Wikipedia

  • Bernstein (Edelstein) — Bernstein Bernstein Rohsteine Chemische Formel Angenäherte Summenformel: C10H16O+(H2S) Mineralklasse keine (von der IMA nicht anerkannt) …   Deutsch Wikipedia

  • Bernsteininkluse — Bernstein Bernstein Rohsteine Chemische Formel Angenäherte Summenformel: C10H16O+(H2S) Mineralklasse keine (von der IMA nicht anerkannt) …   Deutsch Wikipedia

  • Gelbe Ambra — Bernstein Bernstein Rohsteine Chemische Formel Angenäherte Summenformel: C10H16O+(H2S) Mineralklasse keine (von der IMA nicht anerkannt) …   Deutsch Wikipedia

  • Gold des Nordens — Bernstein Bernstein Rohsteine Chemische Formel Angenäherte Summenformel: C10H16O+(H2S) Mineralklasse keine (von der IMA nicht anerkannt) …   Deutsch Wikipedia

  • Kochenit — Bernstein Bernstein Rohsteine Chemische Formel Angenäherte Summenformel: C10H16O+(H2S) Mineralklasse keine (von der IMA nicht anerkannt) …   Deutsch Wikipedia

  • Tränen der Götter — Bernstein Bernstein Rohsteine Chemische Formel Angenäherte Summenformel: C10H16O+(H2S) Mineralklasse keine (von der IMA nicht anerkannt) …   Deutsch Wikipedia

  • Jantarny — Siedlung städtischen Typs Jantarny/Palmnicken Янтарный Wappen …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”