Gadsdorf (Am Mellensee)

Gadsdorf (Am Mellensee)
Gadsdorf
Gemeinde Am Mellensee
Koordinaten: 52° 11′ N, 13° 19′ O52.18888888888913.32333333333338Koordinaten: 52° 11′ 20″ N, 13° 19′ 24″ O
Höhe: 38 m
Fläche: 621 km²
Einwohner: 192 (31. Dez. 2006)
Eingemeindung: 2003
Postleitzahl: 15806
Vorwahl: 033703
Gadsdorf (Brandenburg)
Gadsdorf

Lage von Gadsdorf in Brandenburg

Blick von Süden auf die Dorfaue

Gadsdorf ist ein Ortsteil[1] der amtsfreien Gemeinde Am Mellensee im Landkreis Teltow-Fläming (Brandenburg). Am 26. Oktober 2003 wurde die bis dahin selbständige Gemeinde innerhalb des damaligen Amtes Am Mellensee per Gesetz an die Gemeinde Am Mellensee angegliedert[2].

Inhaltsverzeichnis

Geographische Lage

Gadsdorf liegt am westlichen Rand des Gebietes der Gemeinde Am Mellensee, knapp über 20 Kilometer Luftlinie vom südlichen Stadtrand von Berlin, etwa 9 Kilometer südwestlich von Zossen und etwa 8 Kilometer Luftlinie südöstlich von Trebbin. Die Gemarkung Gadsdorf grenzt im Westen an die Gemarkungen von Lüdersdorf und Christinendorf (jeweils Ortsteile der Stadt Trebbin), im Norden zu einem sehr kleinen Teil an die Gemarkung Nunsdorf (Ortsteil der Stadt Zossen), und weiter an die Gemarkung Schünow (ebenfalls Ortsteil der Stadt Zossen). Die Osten folgt die Gemarkung von Saalow und im Südosten und Süden die Gemarkung von Kummersdorf-Alexanderdorf (jeweils Ortsteile von Am Mellensee). Die Dorfform war ursprünglich ein Rundling. Durch den weiteren Ausbau entstanden im 19. Jahrhundert die Wohnplätze Kietz, Nachtbucht und Am Mühenberg. Die Gemarkung ist 621 Hektar groß. 1900 und 1931 umfasste sie lediglich 595 Hektar.

Geschichte

Auf der Gemarkung Gadsdorf lebten seit der letzten Eiszeit Menschen. Nachdem das Gebiet eisfrei geworden war, jagten und rasteten hier Jägervölker. Ihre Anwesenheit ist durch ein Rast- und Werkplatz belegt. Es folgten Siedlungen und Gräberfelder der Ur- und Frühgeschichte, der Bronzezeit, der römischen Kaiserzeit und eine Siedlung aus der Völkerwanderungszeit. Ab dem 7. Jahrhundert wanderten hier nach dem Abzug germanischer Stämme Slawen ein. Eine direkte slawische Vorgängersiedlung ist aber nicht belegt. Die heutige Siedlung entstand im 12./13. Jahrhundert im Zuge der deutschen Ostsiedlung. Die ursprüngliche Dorfform, ein Rundling deutet jedoch auf die Beteiligung slawischer Siedler hin. Die Dorfform Rundling wird heute als Plansiedlung gedeutet, die fast ausschließlich im Durchdringungsbereich deutscher und slawischer Siedler vorkommt[3].

Gadsdorf wurde erst 1545 (1541?) erstmals urkundlich erwähnt[4]. Nach dem Erbregister des Amtes Zossen von 1583 hatte der Ort "seit alters" 10 Hufen. Ein Hufe maß hier auf der Gemarkung 21 Morgen 76 Quadratruten was nach heutigem Maß etwa 9,1 Hektar entspricht. Es waren vier Kossäten im Dorf ansässig, die jeweils 3 bis 7,5 Morgen bewirtschafteten. Ein Kossäte diente dem Lehnschulzen, zwei Kossätenstellen waren erst 1572 und 1577 neu aufgebaut worden. Nach dem Erbregister des Amtes Zossen von 1693 mussten der Schulze und drei Kossäten Lehndienste leisten. Die gesamte Gemeinde wurde zu Arbeiten beim Bau von Dämmen und Straßen sowie zur Arbeit auf dem Glienicker Weinberg herangezogen. Bereits 1624 wird ein Laufschmied genannt, 1745 eine nach einem Brand wieder aufgebaute Schmiede erwähnt. 1755 hatte der Lehnschulze auch den Braukrug, d.h. die Dorfkneipe mit Braurecht. Der Schneider war zugleich Lehrer im Ort. 1772 wird ein Müller genannt. 1860 hatte der Ort 32 Wohngebäude und 44 Wirtschaftsgebäude, darunter auch eine Getreidemühle. Um 1900 war Gadsdorf bereits auf 54 Häuser gewachsen. 1945 wurde 104 ha enteignet und auf 88 ha auf 26 Kleinwirtschaften verteilt. 16 Hektar wurden zur Aufstockung auf 18 Altbauern verteilt. 1953 wurde eine LPG Typ I in einen Örtlichen Landwirtschaftsbetrieb (ÖLB) umgewandelt. 1959 entstand eine LPG Typ III. 1961 hatte diese LPG 57 Mitglieder und bewirtschaftete 346 Hektar Nutzfläche. Die LPG Typ I hatte 22 Mitglieder und bewirtschaftete 111 Hektar Nutzfläche. Sie trat 1966 der LPG Typ III bei. 1973 existierte eine Mühle im Ort.

Die Herkunft des Ortsname ist aufgrund der späten urkundlichen Nennung des Ortes unsicher[5]. Schlimpert hält die Ableitung sowohl von einem deutschen als auch einem slawischen Personennamen für möglich. Im ersteren Fall käme eine Koseform Gad(e), von einem Vornamen Gadafried in Frage. Im zweiten Fall wäre ein slaw. Personenname Gad (= Schlange) die Grundform. Auf der Gemarkung Gadsdorf gibt es einige slawische Flurnamen. Außerdem weist die Dorfform, ein Rundling, auf die Beteiligung slawischer Bevölkerungsanteile bei der Gründung des Dorfes hin.

Bevölkerungsentwicklung von 1545 bis 2006 (bis 1971 aus Hist. Ortslexikon[4])

Jahr Einwohner
1583 ca. 50–60 (7 Bauern, 4 Kossäten)
1734 89
1772 116
1801 125
1817 77
1840 160
1858 226
1895 268
1925 289
1939 257
1946 328
1964 226
1971 202
2006 192

Denkmale und Sehenswertes

Am 5. Juni 1999 wurde die Heimatstube Gadsdorf im alten Feuerwehrgerätehaus eingeweiht[6].

Heimatstube auf dem Dorfplatz

Bodendenkmale

Die Denkmalliste des Landes Brandenburg, Landkreis Teltow-Fläming vom 30. Dezember 2009 weist folgende Bodendenkmale aus[7]:

  • ein Rast- und Werkplatz der Steinzeit
  • mehrere ur- und frühgeschichtliche Siedlungen und Gräberfelder
  • eine bronzezeitliche Siedlung und Gräberfeld
  • eine Siedlung der römischen Kaiserzeit
  • Siedlung aus der Völkerwanderungszeit
  • der mittelalterliche Dorfkern, Äcker
  • die Pechhütte aus dem deutschen Mittelalter

Naturdenkmale

Die Liste der Naturdenkmale verzeichnet für Gadsdorf[8]

  • Linde am Dorfplatz (wegen ihrer ortsbildprägenden Schönheit)
  • Eiche am Dorfplatz
  • ein weiterer Baum am Dorfplatz

Wirtschaft

Die Wirtschaft des Dorfes war über die früheren Jahrhunderte hin ausschließlich durch die Landwirtschaft geprägt. Erst spät lassen sich einige Handwerker (Schmied, Schneider) sowie ein Müller nachweisen. Nach der Wende 1990 siedelten sich einige kleinere Gewerbe in Gadsdorf an. Außerdem gibt es eine größere Sport- und Freizeitanlage (Schießsportanlage) am Ort sowie ein größerer Agrarbetrieb.

Naturschutzgebiet "Gadsdorfer Torfstiche und Luderbusch"

Im Jahre 2009 wurde ein Gebiet von 138 Hektar im Norden der Gemarkung Gadsdorf sowie kleinen Teilen der Gemarkung Christinendorf (Stadt Trebbin) unter Naturschutz gestellt. Das Naturschutzgebiet Gadsdorfer Torfstiche und Luderbusch umfasst mehrere kleine Seen und Feuchtgebiete, die im Wesentlichen durch Torfabbau entstanden sind bzw. durch den Torfabbau stark verändert worden sind.

Quellen

Einzelnachweise

  1. Hauptsatzung der Gemeinde Am Mellensee vom 21.10.2009 PDF
  2. Viertes Gesetz zur landesweiten Gemeindegebietsreform betreffend die Landkreise Havelland, Potsdam-Mittelmark, Teltow-Fläming
  3. Rundlinge und Slawen, Beiträge zur Rundlingsforschung, Hrsg.: Wolfgang Jürries, Lüchow, 2004, ISBN 3-9806364-0-2
  4. a b Enders & Beck (1976: S.70/1)
  5. Schlimpert (1972: S.77/8)
  6. Heimatstube Gadsdorf auf der Internetseite der Gemeinde Am Mellensee
  7. Denkmalliste des Landes Brandenburg Landkreis Teltow-Fläming vom 30.12.2009
  8. Naturdenkmale des Kreises Teltow-Fläming - Bäume PDF

Literatur

  • Lieselott Enders und Margot Beck: Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil IV. Teltow. 395 S., Hermann Böhlaus Nachfolger Weimar, 1976
  • Gerhard Schlimpert: Brandenburgisches Namenbuch Teil 3 Die Ortsnamen des Teltow. 368 S., Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar 1972.

Wilhelm Spatz: Der Teltow. Teil T. 3., Geschichte der Ortschaften des Kreises Teltow. 384 S., Berlin, Rohde, 1912.

Weblinks

 Commons: Gadsdorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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