Nuraghe Genna Maria

Nuraghe Genna Maria

Genna Maria ist ein bronzezeitlicher nuraghischer Komplex. Er liegt auf Sardinien in der Marmilla auf einem 408 m hohen Geländesporn westlich von Villanovaforru in der Provinz Medio Campidano.

Inhaltsverzeichnis

Der Nuraghenkomplex

Der nuraghische Komplex bestand ursprünglich aus dem zentralen Nuraghen, der etwa 1350 v. Chr. errichtet wurde, sowie drei Tholoi, die etwa 1000 v. Chr. angebaut wurden. Der Vergleich mit dem Nuraghen Su Nuraxi zeigt, dass die Entwicklung der beiden Monumente ähnlich verlief: Am zentralen Turm mit seiner kleinen nischenlosen Rundkammer wurde eine Dreierbastion mit Verbindungsgängen, rudimentärem Innenhof und Brunnenschacht angefügt. Dieser Komplex wurde später mit einem, mit Tholoi versehenen Mauerring umgeben. Diese äußere Mauer umspannt in gestreckter sechseckiger Form einen weiten Innenhof, der letztlich einem Hüttendorf mit Grundrissen mit jeweils eigenem Innenhof Raum gibt, deren Fundamente erhalten sind. Das Interesse der Archäologen gilt vor allem diesem Dorf. Es stammt aus der letzten Siedlungsphase um 800 v. Chr., einer Zeit, die man wegen der charakteristischen Verzierungen auf den Keramiken als "geometrische Epoche" bezeichnet und wurde mit dem Material des zerfallenden Nuraghen erbaut. Eine parallele Entwicklung stellt die Geometrische Keramik-Epoche von Mykene (900-700 v. Chr.) dar, das mit Sardinien in Kontakt stand.

Die Anlage wurde durch einen Brand beschädigt und im 8. Jahrhundert aufgegeben. Nach der Aufgabe des Dorfes kamen im 5. oder 4. Jahrhundert v. Chr., zur Zeit der punischen Besetzung von Teilen Sardiniens, wieder Menschen zum Nuraghen Genna Maria. Die sardisch-punische Bevölkerung richtete in dem nur noch von oben zugänglichen, verschütteten Nuraghen ein kleines Heiligtum ein, in dem man in etwa analog zum Mysterienkult der Demeter und der Persephone die Fruchtbarkeit und die chtonischen Mächte beschwor. Der Hauptturm des Nuraghen diente als Votivgabendepot. Die erhaltenen Mauerreste des bereits in der Vorzeit mehrfach ausgebesserten Nuraghen sind maximal drei Meter hoch. Der Komplex ist umgeben von einer üppigen Vegetation, bestehend aus Kiefern, Steineichen, Wacholder und einheimischer Macchie.

Funde

Bei den 1977 beginnenden und 30 Jahre andauernden Ausgrabungen des schlecht erhaltenen Nuraghen wurden wertvolle Funde aus der endnuraghischen Zeit gemacht. Keramiken, Mahlsteine, Pintadere und Pithoi für Getreide und Hülsenfrüchte sowie andere Pflanzenreste wurden ausgegraben und vom Lehrstuhl für Genetik der Universität Cagliari erforscht.

Museum

Die Funde werden in einem nach dem Komplex benannten Museum in der Ortsmitte von Villanovaforru ausgestellt [1].

Literatur

  • Alberto Moravetti, Carlo Tozzi u. a. (Hrsg.): Guide archeologiche. Preistoria e Protostoria in Italia. 2: Sardegna. A.B.A.C.O, Forlí 1995, ISBN 88-86712-01-4, (Published on the occasion of the 13th International Congress of Prehistoric and Protohistoric Sciences which was held Sept. 8-14, 1996, Forlì, Italy), S. 150 ff.

Einzelnachweise

  1. MUSEO ARCHEOLOGICA GENNA MARIA

Weblinks

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