Geschichte der Stadt Nossen

Geschichte der Stadt Nossen

Die Anfänge der Stadt Nossen reichen zurück bis auf die urkundliche Ersterwähnung des Ritters Peter von Nossen (Petrus de Noszin) im Jahre 1185.

Inhaltsverzeichnis

Anfänge von Burg und Stadt

Die Zeit vor 1185

Vor dem Jahr 1185 in dem Jahr, in dem Nossen aus offizieller Sicht gegründet wurde, war das Gebiet, in dem Nossen liegt, von Slawen besiedelt. Es gehörte zum Siedlungsbereich der Daleminzier.

Die Mulde stellte die Grenze vom besiedelten Gebiet zum unbesiedelten Waldgebirge dar, dass heute das Erzgebirge ist. Dieser Zustand hielt sich bis in die Zeit um 929. Von dieser ungefähren Jahreszahl an, begann die deutsche Eroberung der Region,(siehe: Deutsche Ostsiedlung) die durch ihre strategisch gute Lage an den Furten der Mulde für die Sachsen einen Vorteil für die Erschließung der Wald- und Gebirgsregion bot. Die bereits existierende, slawische Burg auf dem Dechandsberg aus dem frühen 9./ 10. Jahrhundert[1] wurde infolgedessen zerstört.

Im 11. und 12. Jahrhundert wurden zwei neue Burgen errichtet. Auf dem Rodigt, einem Berg bei Nossen und dem gegenüberliegenden Schlossberg.

Aufgrund verschiedener Münzfunde weiß man heute, dass dort ein angeregter Handel stattfand.[2] Dieser wurde zudem beachtlich begünstigt durch die Brücken und besonders durch die drei Furten der Freiberger Mulde.

Um 1150 starteten die Ostsachsen erste Versuche den Miriquidi-Wald zu erschließen. In dieser Zeit gründete Tammo von Strähla ein Benediktinerkloster im Dunkelwald (Erzgebirge). Als Konkurrenz zu diesem benediktinischen Kloster stiftete Markgraf Otto von Meißen in unmittelbarer Umgebung das Zisterzienserkloster Altzelle. Zur gleichen Zeit versuchen die späteren Ritter von Nossen sich links und rechts der nossener Muldenbiegung ein Herrschaftsgebiet aufzubauen (heute die Fläche zwischen Resa und Obergruna).

1168 fand man unter der Regentschaft von Markgraf Otto von Meißen Silber im heutigen Freiberg, was die gesamte Region wohlhabender machte.

Urkundliche Ersterwähnung 1185

Zur Ersterwähnung Peters und seiner Burg Nossen kam es 1185, nach Streitigkeiten um Besitz und Rechte zwischen der markgräflichen Klosterstiftung Altzelle und den Rittern von Nossen. Die Burg befand sich wahrscheinlich auf dem Rodigt und bestand aus einem Steinhaus, einer Kapelle und mehreren Holzhäusern, die von einem Wall umgeben waren. Das war für diese Zeit der typische Bau einer Burg.[3]

Klosterstiftung Altzella

Auf Initiative der nossener Ritter wurde um 1200 das heutige Stadtgebiet Nossens von deutschen Bauern besiedelt und landwirtschaftlich bearbeitet, sowie zum Häuserbau genutzt. Es entstand eine Siedlung um die Burg herum.

Da das also eine stetige Erschließung und Urbarmachung dieses ostsächsischen Raumes bedeutete und keine Stadtgründungsurkunde vorliegt, kann man heute die Stadtgründung auf verschiedene Daten in der Geschichte zurückgreifen, um eben jene Siedlungsentstehung zu belegen. Ausgehend von der Jahreszahl 1185 feierte Nossen im Jahr 2010 sein 825 jähriges Bestehen.[4] Einige Historiker behaupten jedoch die Ansiedlung wäre in Wahrheit schon einige Jahrzehnte älter, beziehungsweise man könne kein festes Datum als Gründungsdatum festlegen, das es keine Gründungsurkunde gibt und die Stadt erst nach einem andauernden Prozess eine Stadt wurde, wobei Nossen auch nie eine offizielle Berechtigung bekam sich "Stadt" zu nennen. Vielmehr ist sie mit der Zeit so bedeutend geworden, dass sie "Stadt" genannt wurde.

Ritter von Nossen und Kloster Altzelle

Hauptartikel: Schloss Nossen und Kloster Altzella

Seit Burg und Kloster nebeneinander existierten gab es andauernde Streitigkeiten um Besitztümer und Rechte. Die nossener Ritter verarmten, nachdem sie um ihre Rechte gegenüber dem Kloster zu bekommen und aufrechtzuerhalten gegen die markgräflichen Soldaten gekämpft hatten. Das Kloster Altzelle strebte danach ihren Besitz bis zum Muldenufer auszuweiten.

Die hohen Kriegskosten leerten die Burgkasse, sodass die Ritter im Jahr 1315 ihre Burg an den Bischof Withego II. von Colditz zwangsverkaufen mussten. Sie selbst schlossen sich den passierenden Siedlerzügen an, mit dem Ziel weitere Gebiete im Osten zu erschließen. Fortan diente die Burg als Amtssitz der Bischöfe von Meißen, denn jener Bischof Withego II. baute die Burg zu seinem Sommersitz aus, weshalb sie heute als Schloss bezeichnet wird. Der Kleriker empfing dort vornehme Gäste und so manche Urkunde wurde dort ausgestellt.

Doch auch seine Nachfolger standen mit dem Kloster Altzelle in Streit und auch sie verschuldeten sich wie schon die nossener Ritter stark. Nach 115 Jahren nutzte der Abt Vincentus, dessen Kloster aufgrund der Unterstützung durch den Markgraf schon immer sehr wohlhabend war, die besonders hohe Verschuldung eines Bischofs und kaufte das Schloss im Jahr 1430.[5] Er ließ das Schloss verschönern, restaurieren und ausbauen, mit dem Hintergedanken, im Falle eines Hussitenüberfalls eine schützende Rückzugsmöglichkeit zu haben.

Nur ein Jahrzehnt später, infolge der sächsischen Reformation, übernahm der Kurfürst mitsamt dem Klosterbesitz auch das Schloss.

Nossen in der Neuzeit

Im Jahr 1540 wurden in Nossen die Grundtsücke neu verteilt und weitere Pachtgebiete entstanden, sodass vor Beginn des Dreißigjährigen Kriegs die Einwohnerzahl Nossens langsam aber stetig wuchs. Dieses zu verzeichnende Wachstum wurde nur von mehreren, zum Teil sehr verheerenden Stadtbränden, Hungersnöten und Pestepidemien gehemmt. Zum Beispiel zerstörten in den Jahren 1540 und 1577 zwei schwere Stadtbrände fast die gesamte Stadt und auch sogut wie alle Urkunden.

Vom Dreißigjährigen Krieg bis zum Siebenjährigen Krieg

In der Zeit des Dreißigjährigen Krieges wurde die Stadt mehrmals von ausländischen Truppen geplündert und verwüstet, wie zum Beispiel im Jahr 1643, als schwedische Truppen das Schloss verwüsteten.[6] Mit ihren erkrankten Soldaten trug der Holksche Corps ein weiteres Übel in die Stadt. Die Pest. Sie wütete, wie in vielen anderen Gebieten, auch in Nossen. (siehe:Schwarzer Tod)

Aus dem Jahr 1690 ist eine Stadtordung bekannt, die beschloss, dass die kurfürstliche Obrigkeit, die bisher allein die Verwaltung der Stadt übernommen hatte, durch Gemeindevorsteher unterstützt werden soll. Somit erhielten die nossener Bürger mehr Recht zur Beteiligung an Stadtgeschäften.

Die Entwicklung der fahrenden Post ermöglichte Nossen seine Wichtigkiet auszubauen, denn ab 1701 war die Stadt eine Poststation. Nossen war ein Knotenpunkt, denn in Nossen teilten sich die Strecken nach Dresden und Freiberg. Somit war Nossen auch in der Kommunikationstechnologie ein wichtiger Standpunkt.

Ein weiteres, unabhängig von den langen Kriegsjahren zuvor,, wichtiges Ereignis für die Einwohner Nossens und der Umgebung war der Neubau der Muldebrücke durch Matthäus Daniel Pöppelmann im Jahr 1717

Am 1. Advent 1722 wurde die Nossener Kirche eingeweiht. Vor der Reformation wurden die Gemeindemitglieder von den Mönchen des losters Altzelle betreut. Infolge der Reformation erhielt die Siedlung eigene Kirchengebäude, die jedoch im Laufe der Ziet von Stadtbränden zerstört wurden.

Vom Siebenjährigen Krieg bis zum Zweiten Weltkrieg

Während des Siebenjährigen Krieges bot Nossen den österreichischen und preußischen Truppen des öfteren Möglichkeit zur Einquartierung, wobei erstgenannte nicht immer friedlich in Nossen verweilten. Dieser Zustand belastete die Stadt sehr. Ebenfalls die Nähe zu den militärisch gut nutzbaren Katzenhäusern stellte für die nossener Zivilisten eine zusätzliche Quelle der Furcht dar, denn die Stadt befand sich deshalb häufiger in der Hauptkampflinie der gegnerischen Parteien. Das Schloss beschädigten sie durch Einsatz von Artillerie-Einsatz bei einem Preußen-Angriff im November 1759.

Sogar der berühmte, französische Kaiser Napoleon verlagerte seinen Hauptsitz zeitweise ins Schloss Nossen.[7] Nach Ablauf des Waffenstillstandes von 1813 zogen große Gruppen von Soldaten zu Fuß als auch zu Pferde durch die Stadt und wurden teilweise auch im Schloss einquartiert. Die Zeit als plündernde Kosaken die französischen Soldaten vertrieben erlebten nur wenige nossener Einwohner selbst, denn diese waren aus Angst vor dem Krieg in die umliegenden Dörfer, wobei vor allem das nahegelegene Siebenlehn einen großen Teil der Flüchtenden aufnahm.

Der Zweite Weltkrieg forderte den Tod von 220 nossener Wehrmachtssoldaten, sowie den von rund 80 Zivilisten. Aus strategischen Gründen wurden die Eisenbahnbrücke und die Muldebrücke an der Dresdner Straße von der Wehrmacht gesprengt und zwar kurz bevor die Rote Armee Nossen am 6. Mai 1945 erreichte und besetzte.

Quellen und Literatur

Quellen

  • Urkundenbuch des Zisterzienserklosters Altzelle Bd. 1: 1162- 1249, bearbeitet von Tom Graber (Codex diplomaticus Saxoniae 2/19), Hannover 2006.

Literatur

  • Die Entwicklung des Burg-Stadt-Verhältnisses in der Stadt Nossen von seinen Anfängen bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts,
    von Almut Fiedler, In: Arbeits-und Forschungsbreichte zur sächsischen Bodendenkmalpflege 34 (1991), S. 207–249.
  • Kloster Altzelle und die Besiedlung im mittleren Erzgebirgsvorland von André Thieme, In: Altzelle, Zisterzienserabtei in
    Mitteldeutschland und Hauskloster der Wettiner hrsg. von Martina Schattkowsky und André Thieme (Schriften zur sächsischen
    Landesgeschichte 3), Leipzig 2002, S. 101–139.
  • Die Anfänge von Burg und Stadt Nossen von Michael Lindner, In: Festschrift - 825 Jahre Nossen, Nossen 2010, S. 16–23.
  • 825 Jahre Nossen - Festschrift zum Jubiläum herausgegeben und erstellt von Klaus Bartusch und Peter Voß, 2010
    daraus: Das Wahrzeichen unserer Heimatstadt von Dieter Kunz, Die Etappen der Stadtentwicklung und Kriege brachten
    Not und Elend nach Dr. Günter Naumann und Die Nossener Kirche und ihre Gemeinde im Wandel der Zeiten von Pfarrer Clemens-
    Michael Kluge

Einzelnachweise

  1. S.16 "825 Jahre Nossen- Festschrift zum Jubiläum"
  2. S.16 "825 Jahre Nossen- Festschrift zum Jubiläum"
  3. S.24 "825 Jahre Nossen- Festschrift zum Jubiläum"
  4. Webseite zur Jubiläumsfeier der Stadt Nossen; 2010
  5. S. 24 "825 Jahre Nossen- Festschrift zum Jubiläum"
  6. S.31 "825 Jahre Nossen- Festschrift zum Jubiläum"
  7. Webseite des Schloss Nossen

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