Siebenlehn

Siebenlehn
Markgräfliches Wappen von Siebenlehn
Siebenlehner Wappen

Siebenlehn (227 bis 340 m ü. NN), ehemals Stadt und nun ein Stadtteil der Stadt Großschirma im Landkreis Mittelsachsen, hat etwa 1700 Einwohner. Siebenlehn liegt am östlichen Rand des Zellwaldes und westlich der Freiberger Mulde.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Man vermutet um 940 Bergbau, den vermutlich frühesten in der Mark Meißen. Erst für 1346 kann jedoch Bergbau nachgewiesen werden. 1370 erhielt der Ort, dessen Name sieben Lehen bedeutet, Stadt- und Marktrecht. Die Siedlungsform entspricht einer planmäßig angelegten Stadt, die Gemarkung einer stark parzellierten Waldhufenflur. 1388 wird Sybenlehn als Städtchen und Markt bezeichnet, 1449 als „Stetelin“ beim Amt Freiberg im Erzgebirgischen Kreis. Ab 1439 hat Siebenlehn eine eigene Pfarrei, nachdem die Kirche bis dahin Filialkirche von Nossen war. 1552 liegt die Grundherrschaft über Siebeln mit 74 besessene Mann, 1 Häusler und 85 Inwohner beim Kloster Altzelle. 1723 wird Siebenlehn als Amtsstädtlein genannt.

Nachdem bereits seit dem Mittelalter die Weißbäcker und Fleischer eine überörtliche Bedeutung erlangt hatten, gewann ab dem 18. Jahrhundert das exportgewerblich orientierte Handwerk der Schuhmacher große Bedeutung. Die Siebenlehner Bäcker sollen eine berühmte Weihnachtsspezialität, den Christstollen, erfunden haben. Das „Christbrot“ erscheint in frühneuzeitlichen Quellen häufig als ein u. a. dem Nossener Amtmann dargereichtes Geschenk. Im Dreißigjährigen Krieg belieferten sie die von den Schweden belagerte Stadt Meißen. Dadurch gelangte das Rezept des Christstollens nach Dresden, von wo es seinen Siegeszug antrat. Seit etwa 1600 wird „Wachsschlägerei“ meist als Nebenerwerb betrieben. Siebenlehn war ein bedeutendes Zentrum des Wachshandels in Sachsen. So genannter „Wraas“ (Wachsreste und alte Waben) wurden zu goldgelbem Wachs verarbeitet.

Verwaltungsmäßig gehört die Stadt bis 1816 zum Amt Nossen, ab 1875 zur Amtshauptmannschaft Meißen. 1913 wird Breitenbach eingemeindet. Nach dem 2. Weltkrieg leben in Siebenlehn aufgrund des Zuzuges von ca. 500 Heimatvertriebenen sogar rund 2.860 Einwohner (1946, 1950). Nach der DDR-Kreisreform 1952 kommt Siebenlehn zum Kreis Freiberg im Bezirk Karl-Marx-Stadt. Mit der politischen Wende 1989/1990 sank die Einwohnerzahl auf Grund von Abwanderungen auf etwa 1.900. Am 1. Januar 1994 erfolgte die Eingemeindung von Obergruna[1], 1998 die Bildung einer Verwaltungsgemeinschaft mit Reinsberg und 2003 die Auflösung der Verwaltungsgemeinschaft Reinsberg-Siebenlehn. Zum 1. September 2003 wurde die stark verschuldete Stadt Siebenlehn als Stadtteil in die bisherige Gemeinde Großschirma eingegliedert[2], welcher damit auch das Stadtrecht zuerkannt wurde. Es war die erste Eingemeindung einer Stadt in eine Gemeinde in Sachsen.

Entwicklung der Einwohnerzahl (ab 1998 jeweils zum 31. Dezember):

  • 1834 - 1.422
  • 1871 - 1.925
  • 1890 - 2.231
  • 1910 - 1.993
  • 1925 - 2.305
  • 1939 - 2.368
  • 1946 - 2.860
  • 1950 - 2.852
  • 1964 - 2.499
  • 1990 - 1.983
  • 1998 - 2.313
  • 1999 - 2.287
  • 2000 - 2.273
  • 2001 - 2.185
  • 2002 - 2.142
  • 2003 - 2.129 (30. September)

Am 30. September 2003 hatte Siebenlehn eine Fläche von 20,755 km².

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Sehenswert sind der Markt, die Kirche (erbaut von 1774 bis 1775) mit einem 46 m hohen Turm, die ehemals höchste Autobahnbrücke Europas und der Wasserturm von Siebenlehn.

Wirtschaft und Infrastruktur

Siebenlehn liegt unmittelbar an der Bundesautobahn 4, hat damit Verbindung nach Dresden und Chemnitz (beide Städte sind in ca. 20 min zu erreichen) und verfügt über eine Autobahnausfahrt. Über Nossen ist der Anschluss an die Bundesautobahn 14 in Richtung Leipzig (Fahrzeit ca. 45 min) gewährleistet. Durch den Ort verlaufen ferner die Bundesstraße 101 und die Staatsstraße 195.

Von 1899 bis 1972 existierte in Siebenlehn ein Haltepunkt der Schmalspurbahn Freital-Potschappel–Nossen, mit Bahnanschluss nach Nossen und Wilsdruff.

Persönlichkeiten

Literatur

  • Siebenlehn. In: August Schumann: Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen. 11. Band, Zwickau 1824, S. 136–142.

Weblinks

Quellen

  1. Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern, Verlag Metzler-Poeschel, Stuttgart, 1995, ISBN 3-8246-0321-7, Herausgeber: Statistisches Bundesamt
  2. StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 2003
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