Glockengießerei Rosenlächer

Glockengießerei Rosenlächer
Glockengießerei von Eugen Wolf (ca. 1899)
Pferdegezogene Handdruckspritze von Rosenlächer (um 1792)

Die Glockengießerei Rosenlächer (auch: Rosenlecher) war eine traditionsreiche südwestdeutsche Glockengießerei, die zahlreiche Kirchenglocken für bedeutende Kirchen gegossen hat. Sie stellte unter anderem das Festgeläut für das Freiburger Münster aus dem Jahre 1843, die bis 1959 im Münster läuteten, her, allerdings ohne die in „Es“ gestimmte Hosianna, welche von einem unbekannten Meister am 18. Juli 1258 gegossen wurde.

Das Gießhaus der Rosenlächers in KonstanzIm Hirschgraben 282, stammt aus dem Jahre 1599 und wurde im Jahre 1769 an den Gießer Leonhard Rosenlächer zu einem Preis von 400 fl verkauft. Dieser Verkauf war unter dem Vorbehalt, dass das Gießhaus auf ewige Zeiten erhalten bleibe und die Stadt das Recht habe, dort ihre Kanonen gießen zu lassen. In dieser Glockengießerei wurden aber nicht nur Glocken und Kriegsgerät hergestellt, sondern auch Feuerwehrspritzen. So beschaffte die Feuerwehr Emmingen 1780 eine Feuerwehrspritze,[1] eine weitere ging um 1792 ans Kloster Petershausen.[2] Die Gießerei wurde im Jahre 1900 geschlossen und 1905 abgerissen. Auch die Adresse Im Hirschgraben ist den aktuellen Stadtplänen nicht mehr vorhanden, der damalige Standort entspricht heute der Adresse Obere Laube 44.[3]

Leonhard Rösenlächer selbst stammte aus Meißen, er konvertierte 1627 zum Katholizismus und war ab 1653 Beisäß in der Stadt.

Werke

  • Das große Festgeläut des Freiburger Münsters in den Tönen b°, d’, f’, fis’, a’, b’, cis’’, d’’, f’’ und b’’, welches bis 1959 existierte. Es waren 8 Glocken, welche aus dem Material von 7 älteren Glocken (Predigtglocke von 1281, Betzeitglocke von 1300, Stunden- oder Uhrenglocke von 1363, 1481, Vigil- oder Bruderschaftsglocke von 1570, Scheid oder Totenglocke von 1735, Zinsglocke von 1773) von Carl Rosenlächer gegossen wurden. Die sechs größeren wurden 1841 und 1842 von der Münsterfabrik für 15793 Gulden angeschafft. Die beiden kleinsten Glocken namens Konrad und Michael wurden 1843 gegossen und von Privatleuten gespendet.[4][5]
  • Die drei Glocken der Kirche St. Agatha in Horben. Die St. Agatha mit 440 kg und mit dem Ton b, die Christus mit 118 kg mit dem Ton f gestimmt und die kleinste Glocke mit 57 kg und dem Ton h wurden am 18. Oktober 1864 geliefert.[6]
  • Die größte Glocke des Geläuts der altkatholischen Christuskirche in Konstanz ist von Johann Leonhard Rosenlächer.
  • Die Karlsruher St. Stephanskirche ist eine der wenigen Kirchen, die eine Weihnachtsglocke besitzt. Diese wurde 1866 von Karl Rosenlächer gegossen. Die Glocke heißt „Ludwigsglocke” und erklingt mit dem Ton b0. Sie trägt die Inschrift „Durch Carlsruhe’s Liebe neu gegossen” und eine Stallszene mit Maria, Josef und dem Jesuskind.
  • Vier Glocken der reformierten Kirche in Stäfa im Kanton Zürich. Die Glocken mit folgenden Grundtönen b° mit 2600 kg, d’ die Betzeitglocke mit 1300 kg, f' die Vesperglocke mit 750 kg und b’ mit 300 kg aus dem Jahre 1837 von den Gießern Carl I. L. Rosenlächer und Joseph M. F. Dieses Geläut war eines der ersten großen Geläute der Gießerei in der Schweiz.[7]
  • Das dreistimmige Geläut der Bühlkirche in Weesen (Schweiz) aus dem Jahre 1860 mit den Tönen g’, h’, dis’’. Die drei Glocken wiegen 715 kg, 354 kg und 203 kg. Dasselbe Geläut aus dem Jahre 1859 klingt in Mühlehorn, beide sind von Carl Rosenlächer.
  • St. Gallen, reformierte Stadtkirche St. Laurenzen, 1852, Ton g, 5900 kg von Carl Rosenlächer
  • Apollonia, aus dem Jahre 1875 und mit einem Gewicht von 347 kg, steht im Glockenmuseum in Herrenberg.
  • Kloster Fischingen[8]
    • 1750, h', 350 kg, Pestglocke von Johann Leonhard III. Rosenlächer, Konstanz
    • 1780, d", 200 kg, Liebfrauen- oder Allerheiligenglocke von Johann Leonhard IV. Rosenlächer
    • 1817, fis', 800 kg, St.-Nepomuk-Glocke von Joseph M. F. Rosenlächer
    • 1844, fis", 100 kg, Unwetterglocke von Carl Leonhard Rosenlächer

Literatur

  • Johann Marmor: Geschichtliche Topographie der Stadt Konstanz und ihrer nächsten Umgebung. Konstanz 1860, S. 91–92.

Einzelnachweise

  1. Gott zur Ehr – dem Nächsten zur Wehr. Geschichtsvereins für den Landkreis Tuttlingen, Tuttlingen 2006.
  2. Tafel am Eingang des Feuerwehrmuseums in Salem am Bodensee
  3. E-Mail-Auskunft des Stadtarchivs Konstanz
  4. Rund um die Glocke Hosanna. Auf: Glocken-online.de
  5. Heiliger Bimbam. In: Badische Zeitung, 9. August 2010
  6. Tanja Bury; GLOCKEN-KLANG: Zeitgeschichte zwischen Pappdeckeln. In: Badische Zeitung, 24. Dezember 2009.
  7. Stäfa, reformierte Kirche Schweizer Radio DRS 1, 1964
  8. Fischingen, Klosterkirche Schweizer Radio DRS 1, 1987
47.66019.1708

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