Glockengießerei Pfundner

Glockengießerei Pfundner

Die Glockengießerei Josef Pfundner war eine Glockengießerei in Wien und ist heute als Industriemuseum eine der größten Glockensammlungen weltweit.

Inhaltsverzeichnis

Unternehmen

Die Gießerei wurde im Jahr 1906 von Josef Pfundner, der Buntmetallgießer war, gegründet. Der Betrieb arbeitete nach dem herkömmlichen Sandformverfahren. Nach dem Ersten Weltkrieg nahm das Unternehmen auch die Herstellung von Glocken auf, da der Bedarf nach dem Krieg besonders hoch war. Entgegen dem bisher verwendeten Lehmformverfahren entwickelte Pfundner ebenfalls eine Sandform-Methode, die er auch patentieren ließ. Auch der Sohn Pfundners, Josef Pfundner junior, beschäftigte sich intensiv mit dem Klangverhalten von Glocken und entwickelte die nach ihm benannte Pfundner-Rippe. Sie ähnelt der Glockenrippe der Gloriosa im Erfurter Dom.

Neben den tausenden Glocken, die in der Zwischenkriegszeit gegossen wurden, baute Pfundner auch elektrische Läutmaschinen. Eine davon wurde nach Salzburg an das Stift Sankt Peter geliefert. Die schwerste Glocke dieses Geläutes wiegt 5.700 kg.

Während des Zweiten Weltkrieges wurde der Glockenguss auf Grund Rohstoffmangels verboten und die Gießerei musste sich auf das zweite Standbein, den Guss von Maschinenbauteilen, zurückziehen, wie beispielsweise Alugussteile für Flugzeugmotoren. Im Jahr 1941 mussten die Kirchen bei der sogenannten Glocken-Aktion ihre Glocken abgeben. Nur die jeweils älteste, sowie die kleinsten Glocken durften von den Kirchen behalten werden. Dies bewirkte andererseits einen großen Nachholbedarf nach neuen Glocken nach Ende Krieges. Zu dieser Zeit gossen etwa 150 Mitarbeiter im Dreischichtbetrieb. Das Sandformverfahren bot Pfundner einen großen Wettbewerbsvorteil.

Für den Stephansdom in Wien wurde das elfstimmige Geläut gegossen, dass ein Gesamtgewicht von etwa 13.000 kg aufweist.

Nachdem in Österreich der größte Bedarf gedeckt war, wandte sich Pfundner dem Export zu und lieferte vor allem nach Finnland und Jugoslawien.

Im Jahr 1970 wurden jedoch die letzten Glocken gegossen und die Firma geschlossen. Das letzte Familienmitglied des Unternehmens war Martin Pfundner. Der 1930 geborene Sohn von Josef Pfundner trat nach seinem Chemiestudium an der TU Wien in die Firma ein und führte sie bis zum Schluss.[1]

Glockenproduktion (auszugsweise)

  • 1946 - Pfarrkirche Perchtoldsdorf:[2]
    • Muttergottesglocke: Ton es/1-32 (=d/1+68), 1.503 kg
  • 1947 - Maria Taferl:[3]
    • Bischofs-Jubiläumsglocke: Ton D, 1.400 kg
    • Marienglocke Ton E, 1.100 kg
  • 1947 - Poysbrunn
    • Ersatz für die Zwölferin: Sie wurde 1959 wurde sie umgegossen, Ton Fis1, 730 kg
  • 1958 - Spitalkirche Perchtoldsdorf
    • Stiftung durch Steinbruchbesitzer Karl Maier, Ton A2, 61,9 kg, Durchmesser 45 cm[2]

Glockensammlung

Da bereits der Firmengründer gesprungene Glocken, die irreparabel aber historisch interessant waren, nicht einschmolz, sondern bewahrte, konnten einige Glocken erhalten werden. So konnten bis zum Zweiten Weltkrieg 17 Glocken erhalten werden. Im Krieg wurde jedoch ein Großteil konfisziert und nur vier dieser Glocken überlebten den Krieg. Nach dem Krieg wuchs die Sammlung aber wieder an, so dass die Sammlung heute 84 alpenländische Glocken umfasst. Auch eine japanische Glocke ist in der Sammlung. Gegossen wurden diese Glocken großteils in den Kronländern der Monarchie, sowie in der Schweiz.

Die älteste Glocke stammt aus dem Jahr 1242. Die größte wiegt 1331 kg und stammt aus dem Jahr 1498 aus Basel. Alle Glocken, die früher nicht reparabel waren, konnten in den 1960er Jahren durch die Entwicklung von Elektroschweißverfahren geschweißt werden. So konnten alle bis auf zwei Glocken wieder repariert werden.

Quelle

Einzelnachweise

  1. Martin Pfundner auf ÖAMTC abgerufen am 30. August 2011
  2. a b Glocken der Kirchen in Perchtoldsdorf abgerufen am 30. August 2011
  3. Glocken in Maria Taferl abgerufen am 30. August 2011

Weblinks

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