Gottfried Müller (Komponist)

Gottfried Müller (Komponist)

Joachim Gottfried Müller (* 8. Juni 1914 in Dresden; † 3. Mai 1993 in Nürnberg) war ein deutscher Komponist und Organist.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Gottfried Müller war Sohn eines Oberlandeskirchenrats und Posaunenmeisters. Der Schüler des Kreuzgymnasiums Dresden studierte früh beim Dresdner Kirchenmusikdirektor Bernhard Pfannstiehl, außerdem für ein Jahr an der Universität Edinburgh bei Donald Francis Tovey. 1932 unterrichtete ihn Karl Straube in Leipzig im Orgelspiel. Im gleichen Jahr führte Fritz Busch Müllers 90. Psalm für Soli, Chor und Orchester auf. Wenig später gelangten Müllers Variationen und Fuge über das Volkslied "Morgenrot" op. 2 beim Internationalen Musikfest in Venedig zur Uraufführung.

Mit Wirkung vom 1. Mai 1933 wurde Müller NSDAP-Mitglied mit der Parteinummer 2.458.091.[1] 1934 wurde sein mit der Widmung „in die Hände des Führers“ versehenes Deutsches Heldenrequiem op. 4 auf einen Text von Klaus Niedner beim Tonkünstlerfest 1934 in Wiesbaden durch Karl Elmendorff uraufgeführt (in einer biographischen Notiz gab der Komponist 1961 stattdessen die Widmung „für die Gefallenen des ersten Weltkrieges“ dafür an.[2]) Das Werk erlebte in den Folgejahren mehrfache Wiederaufführungen. Anlässlich einer Aufführung 1934 schrieb sein Lehrer Karl Straube: […] In Demut und Ehrfurcht wird Ihnen offenbar sein, daß Sie ein Begnadeter sind, Ihnen ist das Pfund musikalischer Urkraft geschenkt […].[3] Im gleichen Jahr bewilligte ihm der Dresdner Oberbürgermeister Ernst Zörner einen Ehrensold und zeichnete 1937 Müller für sein op. 4 mit dem Kunstpreis der Stadt Dresden aus.

Ab 1935 leistete Müller Wehrdienst, wurde jedoch nach der Aufführung seiner Morgenrot-Variationen op. 2 bei der Jahrestagung der Reichskulturkammer 1936 in der Berliner Philharmonie unter Wilhelm Furtwängler durch Intervention Adolf Hitlers vom zweiten Wehrdienstjahr befreit.[4] 1940 erschien Deutschland steht auf! Marschlied gegen England, für Gesang und Klavier auf einen Text seines Bruders Christoph Müller.[5] 1942 wurde Gottfried Müller vom Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda ein Staatszuschuss bewilligt. 1942 bis 1945 war Müller Dozent an der Hochschule für Musik Leipzig. 1944 wurde Müllers 5-sätziges sinfonisches Chorwerk Führerworte op. 7 auf Texte Adolf Hitlers unter der Leitung Elmendorffs in Dresden uraufgeführt. Im gleichen Jahr wurde Gottfried Müller als jüngster unter 16 Komponisten in die Gottbegnadeten-Liste aufgenommen.[6]

1945 wurde Gottfried Müller Kantor in Glaubitz bei Riesa. Ab 1952 wirkte er als Kirchenmusiker in Berlin-Hermsdorf, von 1961 bis 1979 als Kompositionslehrer am Meistersinger-Konservatorium in Nürnberg.

Müller schrieb Chor- und Orchesterwerke (neben den oben genannten u.a. Konzert für großes Orchester, Symphonie nach Dürer), Solokonzerte, Klavier- und Kammermusik sowie Geistliche Musik (Orgelwerke, Vokalkompositionen a cappella).

Werke (Auswahl) [7]

  • 90. Psalm für gemischten Chor und großes Orchester (UA 1932 Dresden)
  • Orgelchoräle (1932)
  • Variationen und Fuge über ein deutsches Volkslied (UA 1932 Venedig)
  • Deutsches Heldenrequiem für Tenorsolo, Chor und Orchester (UA 1934 Wiesbaden)
  • Konzert für großes Orchester (UA 1939 Mannheim)
  • Canzona im Spiegel. Kontrapunkt für Streicher (1944)
  • Sonate für Oboe solo (1948)
  • Nun komm der Heiden Heiland. Orgelpartita (1949-1950)
  • Tröstet mein Volk. Motette für 7-stimmigen Chor (UA 1951 Berlin)
  • Komm Gott Schöpfer Heiliger Geist. Orgelpartita (1952)
  • Oboenkonzert (1952)
  • Innsbruck-Variationen für kleines Orchester

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Fred K. Prieberg: Handbuch Deutsche Musiker 1933-1945. Kiel 2004, CD-ROM-Lexikon, S. 4719.
  2. Fred K. Prieberg: Handbuch Deutsche Musiker 1933-1945. Kiel 2004, CD-ROM-Lexikon, S. 4727.
  3. Fred K. Prieberg: Handbuch Deutsche Musiker 1933-1945. Kiel 2004, CD-ROM-Lexikon, S. 4721.
  4. Gunnar Wiegand: Musik und Krieg: Sprachliche und kompositorische Mechanismen in Gottfried Müllers Deutschem Heldenrequiem und Führerworten. In: Annemarie Firme, Ramona Hocker (Hrsg.): Von Schlachthymnen und Protestsongs. Bielefeld, transcript-Verlag, 2006, ISBN 3-89942-561-8, S. 177.
  5. Fred K. Prieberg: Handbuch Deutsche Musiker 1933-1945. Kiel 2004, CD-ROM-Lexikon, S. 4724.
  6. Oliver Rathkolb: Führertreu und gottbegnadet. Künstlereliten im Dritten Reich. Österreichischer Bundesverlag, Wien 1991, ISBN 3-215-07490-7.
  7. Art. Müller, Gottfried, in: Kürschners Deutscher Musiker-Kalender 1954. Walter de Gruyter & Co, Berlin 1954, Sp. 864-865

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