Maria Gräfin Graimberg-Bellau

Maria Gräfin Graimberg-Bellau

Maria Gräfin Graimberg-Bellau (* 8. Juli 1879 in Bensheim; † 14. Juni 1965 in Heidelberg), war eine deutsche Pionierin weiblicher Berufsarbeit im sozialen Bereich, Begründerin einer der ersten Katholischen Sozialen Frauenschulen in Deutschland.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Graimbergs Grab in Heidelberg (mittlerer Liegestein)

Maria Antoinette Josephine Theresia Franziska war das älteste von drei Kindern des Philibert Graf Graimberg-Bellau und dessen Ehefrau Anna Maria Gräfin Otting-Fünfstetten. Ihre Kindheit verbrachte sie auf Schloss Lautrach bei Memmingen und in Aschaffenburg. Nach der damals üblichen Ausbildung für Mädchen ihres Standes, Privatunterricht, Besuch einer Höheren Töchterschule und des Mädchenpensionats des Klosters St. Joseph auf Zangberg, führte sie das Leben einer Haustochter:

Doch dieses 'perspektivlose Dasein' befriedigte die junge Gräfin in keiner Weise. Darum besuchte sie in Aschaffenburg das Sprachlehrerinneninstitut, das sie nach Abschluß für den Unterricht der französischen Sprache befähigte[1].

Comtesse Maria fühlte sich zu einem klösterlichen Leben hingezogen. Doch die tiefgläubigen Eltern waren dagegen und so versuchte sie ihre religiöse Überzeugung mit einer Form des caritativen Engagements zu verbinden. Insbesondere ermuntert und unterstützt von Ellen Ammann, Pauline Gräfin Montgelas, Agnes Neuhaus u.a. Frauen der katholischen Frauenbewegung sowie Professor Michael Faulhaber, den späteren Kardinal von München-Freising, gründete die Gräfin Anfang April 1911 in Heidelberg, Am Kornmarkt 5, eine Soziale Frauenschule für katholische junge Mädchen und Frauen[2] . Die Institution sollte getragen sein von katholischen Erziehungsidealen, die Berufsarbeit sollte Gottesdienst sein[3]. Viele ihrer Schülerinnen hatten maßgebend die Soziale Arbeit beeinflusst. So rief beispielsweise Maria Croenlein 1918 die erste ausgebaute Soziale Frauenschulein der Schweiz in Luzern, die sich Schweizerische sozial-caritative Frauenschule Luzernmannte, ins Leben[4].

Sie war maßgebend an der Gründung (11. November 1916) der Berufsorganisation Verein Katholischer Sozialbeamtinnen Deutschland, zu dessen ersten Vorsitzenden Helene Weber gewählt wurde, beteiligt; von 1918 bis 1933 war sie Stadtverordnete für das Zentrum.

Als die Nazis an die Macht kamen konnte sie ihre Schule, deren Schließung immer wieder angedroht wurde, unbeschadet durch die Wirren der Zeit manövrieren,

ohne nennenswerte Kompromisse mit den Machthabern gemacht zu haben. Die Schulleiterin ließ zwar das geforderte Fach 'Erb- und Rassenkunde' unterrichten. Sie problematisierte diese Inhalte allerdings unmißverständlich hinsichtlich ihrer religiös-ethischen Bedeutung für die engagierte Fürsorgerin katholischen Glaubens'[5].

Bis 1951 leitete noch Maria Gräfin Graimberg-Bellau die Soziale Frauenschule. 1951 übergab sie die Ausbildungsstätte in die Trägerschaft des Deutschen Caritasverbandes, der 1977 die, sich seit 1966 nach der Adeligen nennende Einrichtung, in die Katholische Fachhochschule für Sozialwesen und Religionspädagogik Freiburg überführte.

In Heidelberg trägt das Geriatrische Zentrum im Bethanien-Krankenhaus den Namen der Gräfin, mit deren Tod im Jahre 1965 der deutsche Zweig des französischen Adelsgeschlechts derer von Graimberg-Bellau erlosch.

Auszeichnungen

  • 1931 Pro ecclesia et pontifice
  • 1959 Bundesverdienstkreuz Erster Klasse
  • 1964 Ehrenbürger der Stadt Heidelberg

Werke

  • Aus Heidelbergs Vergangenheit, in: 60 Jahre Pfälzer Festschrift Heidelberg 1865-1925, Heidelberg 1925
  • Fürsorgerinnenberuf als Gabe und Aufgabe, in: Soziale Grüße. Festschrift zum 50jährigen Jubiläum der Sozialen Frauenschule Heidelberg 1911-1961, Heidelberg 1961

Literatur

  • Susanne Zeller: Maria von Graimberg. Vierzig Jahre Sozialarbeiterinnenausbildung in Heidelberg, Freiburg/Br. 1989
  • Stadtarchiv Heidelberg (Hrsg.): Frauengestalten. Soziales Engagement in Heidelberg, Heildelberg 1995, S. 118-131
  • Manfred Berger: Wer war... Maria Gräfin Graimberg-Bellau?, in: Sozialmagazin 1999/H.5, S. 6-8
  • Hugo Maier (Hrsg.): Who is who der Sozialen Arbeit, Freiburg/Br. 1999, S. 213-214
  • Ulrike Kayser: Die ersten Ausbildungsstätten für soziale Berufsarbeit und ihre Leiterinnen, Berlin 1997 (unveröffentlichte Diplomarbeit)

Weblinks

Einzelnachweis

  1. Berger 1999, S. 7
  2. vgl. Kayser 1997, S. 13 ff.
  3. zit. n. Berger 1999, S. 7
  4. vgl. Kayser 1997, S. 23
  5. Maier 1999, S. 214

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