- Helene Weber
-
Helene Weber (* 17. März 1881 in Elberfeld (heute: Wuppertal); † 25. Juli 1962 in Bonn) war eine deutsche Politikerin des Zentrums und der CDU.
Inhaltsverzeichnis
Leben und Beruf
Nach der Mittleren Reife auf der Töchterschule in Elberfeld besuchte Helene Weber von 1897 bis 1900 das Lehrerinnenseminar in Aachen. Nach einigen Jahren Schuldienst in Haaren und Elberfeld studierte sie von 1905 bis 1909 Geschichte, Philosophie und Romanistik in Bonn und Grenoble. Dort schloss sie sich dem Studentinnenverein Hilaritas an. Anschließend ging sie als Studienrätin in den Schuldienst zurück und unterrichtete am Lyzeum in Bochum. Sie wurde Mitglied im Zentralvorstand des Katholischen Deutschen Frauenbundes und erste Vorsitzende des Vereins katholischer Sozialbeamtinnen Deutschlands. Seit 1918 war sie Leiterin der Sozialen Frauenschule Aachen. 1920 wurde sie Ministerialrätin im Preußischen Wohlfahrtsministerium, wo sie das Dezernat „Soziale Ausbildung“ leitete. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde sie am 30. Juni 1933 aus politischen Gründen entlassen und arbeitete in der freien Wohlfahrtspflege.
Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahm sie den Vorsitz des Bundesverbandes katholischer Fürsorgerinnen Deutschlands und wurde erneut stellvertretende Vorsitzende des Katholischen Frauenbundes. Nach dem Tod von Elly Heuss-Knapp wurde sie Vorsitzende des Müttergenesungswerks.
Partei
In der Weimarer Republik gehörte Weber dem Zentrum an. 1945 beteiligte sie sich am Aufbau der CDU. 1948 war sie Mitbegründerin der Frauenarbeitsgemeinschaft der CDU/ CSU, einer Vorläuferin der heutigen Frauenunion. Von 1951 bis 1958 war sie Vorsitzende der Frauenvereinigung von CDU und CSU.
Abgeordnete
Als Mitglied der Weimarer Nationalversammlung war sie 1919/20 an der Entwicklung der Weimarer Verfassung beteiligt. Von 1921 bis 1924 war sie Landtagsabgeordnete in Preußen und gehörte anschließend von Mai 1924 bis 1933 dem Reichstag an. Im März 1933 zählte sie gemeinsam mit dem früheren Reichskanzler Heinrich Brüning zu der Minderheit von Zentrumsabgeordneten, die sich gegen Hitlers Ermächtigungsgesetz aussprachen. Letztlich aber beugte sie sich dem Druck ihrer Reichstagsfraktion und stimmte dem Gesetz zu, das der NSDAP den entscheidenden Schritt zur Macht ebnete.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde sie in beide ernannte Landtage von Nordrhein-Westfalen berufen. 1947/48 gehörte Helene Weber dem Zonenbeirat für die britische Besatzungszone an. 1948 wurde sie als CDU-Vertreterin in den Parlamentarischen Rat gewählt, um als eine von vier Frauen an dem Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland mitzuwirken, sie war dort als Schriftführerin Mitglied des Präsidiums. Sie ist damit eine der „Mütter des Grundgesetzes“.
Von 1949 bis zu ihrem Tode war sie Mitglied des Deutschen Bundestages, wo sie den Wahlkreis Aachen-Stadt vertrat. 1961 war Helene Weber nach Konrad Adenauer und Robert Pferdmenges drittältestes Mitglied des Bundestages.
Beharrlich drängte sie Bundeskanzler Adenauer, wenigstens ein Ministerium der Leitung einer Frau zu übertragen.
1950 wurde sie auch Mitglied der beratenden Versammlung des Europarates.
Ehrungen
Helene Weber wurde 1930 von der Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Münster mit der Ehrendoktorwürde ausgezeichnet. 1956 wurde sie mit dem Großen Bundesverdienstkreuzes ausgezeichnet, fünf Jahre später folgte die Auszeichnung mit dem Schulterband zum Großen Bundesverdienstkreuz.
Nach Helene Weber sind zahlreiche Bildungsinstitutionen benannt, wie beispielsweise das Helene-Weber-Berufskolleg in Paderborn, das Frauenbundhaus Berlin und die katholischen Familienbildungsstätten Helene-Weber-Haus in Stolberg (mit Zweigstelle in Aachen und vielen Kursorten im Kreis Aachen), Gelsenkirchen und Fulda.
Zusätzlich gibt es seit 2009 den Helene-Weber-Preis. Der vom Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend ausgeschriebene Preis soll das politische Engagement von Frauen auf kommunaler Ebene fördern.
Veröffentlichungen
- Verständnis für die heutige Jugend, in: Bayerische Gemeinde- und Verwaltungszeitung, Jg. 1927, Seite 385 ff.
- Der Beruf der Sozialbeamtin, in: Hermann Geib (Hrsg.), Jahrbuch für Sozialpolitik, Leipzig 1930, Seiten 172-177.
Weblinks
Commons: Helene Weber – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Literatur von und über Helene Weber im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Helene Weber in der Datenbank der Reichstagsabgeordneten
- Sven Trösch/Regina Haunhorst: Tabellarischer Lebenslauf von Helene Weber im LeMO (DHM und HdG)
- Der Parlamentarische Rat: Helene Weber umfangreiche Darstellung der Stiftung Haus der Geschichte
- Helene Weber, Bundeszentrale für politische Bildung
- Helene-Weber-Preis
Helene Weber – Maria Eichenlaub | Helene Weber – Margarete Schuckert | Helene Weber – Hedwig Jochmus | Aenne Brauksiepe – Charlotte Fera | Aenne Brauksiepe | Helga Wex | Rita Süssmuth | Maria Böhmer
(Aus Gründen des konfessionellen Proporzes wurde die FU bis ins Jahr 1969 von jeweils einer katholischen und einer evangelischen Vorsitzenden geleitet.)
Wikimedia Foundation.
Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:
Helene-Weber-Preis — Der Helene Weber Preis ist eine Auszeichnung für Frauen, die sich auf kommunaler Ebene politisch engagieren. Der Preis wird vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend ausgeschrieben. Er ist nach der CDU Bundestagsabgeordneten… … Deutsch Wikipedia
Weber (Familienname) — Weber ist ein Familienname. Herkunft und Bedeutung Der Familienname Weber ist abgeleitet von dem Beruf des Webers. In Deutschland belegt der Name Weber Platz 5 der häufigsten Familiennamen. Varianten Textor (latinisiert) von Waeber Weeber Wefer… … Deutsch Wikipedia
Helene — ist ein weiblicher Vorname. Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft und Bedeutung 2 Namens und Gedenktage 3 Bekannte Namensträgerinnen 4 Sonstiges … Deutsch Wikipedia
Helene Wessel — erhält 1965 das Bundesverdienstkreuz von Eugen Gerstenmaier Helene Wessel (* 6. Juli 1898 in Hörde (jetzt Dortmund); † 13. Oktober … Deutsch Wikipedia
Weber, Max — born April 21, 1864, Erfurt, Prussia died June 14, 1920, Munich, Ger. German sociologist and political economist. Son of a wealthy liberal politician and a Calvinist mother, Weber was a compulsively diligent scholar who suffered occasional… … Universalium
Weber, Helene — (1881 1962) politician; member of the Center Party s* Reichstag* faction and a leader in the Catholic* women s* movement. Born in Elberfeld (now in Wuppertal), she trained as a teacher and then taught at a Volksschule until 1905. In 1909,… … Historical dictionary of Weimar Republik
Helene Fredrich — Helene Kirsch, verheiratete Helene Fredrich, (* 18. Juli 1906 in Johannisthal; † 15. August 1999)[1] war eine deutsche Politikerin (KPD). Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 1.1 Jugend und Familie (1906 bis 1925) 1.2 … Deutsch Wikipedia
Helene Parmelin — Hélène Parmelin Hélène Parmelin (19 août 1915, Nancy février 1998) est une journaliste, romancière et critique d art française. Elle épouse en juin 1950 le peintre Édouard Pignon . Ils auront un fils, Nicolas, devenu comédien . Sommaire 1… … Wikipédia en Français
Hélène Parmelin — Hélène Parmelin, de son vrai nom Hélène Jurgenson, née le 19 août 1915 à Nancy, morte le 5 février 1998 à Paris, est une journaliste, romancière et critique d art française. Elle épouse en juin 1950 le peintre Édouard Pignon. Ils auront un fils,… … Wikipédia en Français
Helene Lange — Helene Lange. Fotografie: Atelier Elvira, München vor 1899 … Deutsch Wikipedia