Großer Rosenkäfer

Großer Rosenkäfer
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Großer Rosenkäfer

Großer Rosenkäfer

Systematik
Klasse: Insekten (Insecta)
Ordnung: Käfer (Coleoptera)
Familie: Blatthornkäfer (Scarabaeidae)
Unterfamilie: Rosenkäfer (Cetoniinae)
Gattung: Protaetia
Art: Großer Rosenkäfer
Wissenschaftlicher Name
Protaetia aeruginosa
(Linnaeus, 1767)
Abb.1: Aufsicht und Ansicht von unten
Abb.2: Seitenansicht
Abb.3: Vorderansicht mit Ameise

Der Große Rosenkäfer, auch Großer Goldkäfer (Protaetia aeruginosa, früher Potosia aeruginosa) ist ein Käfer aus der Unterfamilie der Rosenkäfer. Innerhalb der Gattung Protaetia wird die Art zur Untergattung Cetonischema gerechnet.[1] Der eindrucksvolle Käfer ist in Mitteleuropa selten und in verschiedenen Roten Listen aufgeführt.

Der wissenschaftliche Name der Untergattung Cetonischema ist von altgr. κετονία ketonía „Metallkäfer“ und σχήμα s-chēma „Gestalt“ abgeleitet und bedeutet, dass der Körper die gleiche Gestalt wie der Metallkäfer Ketonia hat. Das Artepitheton aeruginōsus, a, um (lat.) bedeutet „mit Grünspan (aerūgo) überzogen“. Der zeitweise in Gebrauch gewesene Gattungsname Potosia (von altgr. πότος pótos „Trinkgelage“) spielt darauf an, dass die Tiere häufig an austretendem Baumsaft zusammenfinden. [2]

Inhaltsverzeichnis

Merkmale des Käfers

Der große und gewölbte Käfer ist unbehaart und glänzt deswegen besonders intensiv grüngold oder rotgold. Er erreicht die stattliche Länge von 22 bis 28 Millimeter.

Der Kopf ist kräftig und dicht punktiert, die Punkte sind verschieden groß (Abb. 3). Der große viereckige Kopfschild verdeckt die Oberkiefer. Sein Vorderrand ist wulstig aufgeworfen und leicht nach innen gebogen. Sein Seitenrand hat über der Fühlerbasis eine Aussparung, so dass die Fühlereinlenkung von oben sichtbar ist. Die goldgrünen Fühler haben ein keulenförmiges kräftiges Basalglied. Die folgenden sechs Glieder bilden eine kurze Geisel. Die drei letzten Glieder sind nach vorn zu einer Fühlerkeule erweitert, deren Blätter frei gegeneinander beweglich sind. Die Wangen dringen in Form eines schmalen Stegs vom Vorderrand in das Augen vor.

Der Halsschild ist hinter dem Kopf buckelartig gewölbt. Er ist an der Basis am breitesten, nach vorn verengt er sich in der Aufsicht halbkreisförmig. Die Seitenrandlinie erreicht fast die Vorderseite (in Abb. 3 erlischt die Seitenrandlinie nicht). Die Basis des Halsschildes ist vor dem Schildchen eingebuchtet und rechts und links davon vor den Innenecken der Flügeldecken ebenfalls nach innen gebogen. Oben ist der Halsschild fast glatt, an den Seiten ist er weniger fein und zerstreut punktiert.

Die Flügeldecken sind hinter der Mitte nicht eingedrückt. Sie sind sehr fein und zerstreut punktiert. Die Flügeldeckennaht ist im hinteren Teil kielartig erhöht. Die Seiten der Flügeldecken sind hinter den Schultern stark eingebuchtet.

Betrachtet man die Unterseite des Käfers, so liegt das Niveau der Mittelbrust über dem der Vorderbrust. Die Mittelbrust ist nach vorn knaufartig erweitert. Dieser Mesosternalfortsatz ist kahl, in der Aufsicht breit (Abb. 1 rechts), und von der Seite betrachtet flach und nach vorn spitz zulaufend. Die Seiten der Mittelbrust (Epimeren des Mesosternums) ziehen sich keilförmig zwischen dem Vorderrand der Flügeldecken und dem Hinterrand des Halsschildes nach oben und sind von oben deutlich sichtbar. Der Hinterleib hat auf der Unterseite auch bei den Männchen keine Mittelrinne.

Vorder- Mittel- und Hinterhüften sind walzig und liegen quer zur Körperachse. Die drei Zähne an der Außenseite der Vorderschienen enden spitz. Der Dorn auf der Innenseite der Vorderschiene entspringt vor dem mittleren Zahn und vor der Einlenkungsstelle der fünfgliedrigen Tarsen. Die Spitze der Mittel- und Hinterschienen ist scharf kantig gezackt und trägt zwei einander genäherte Enddornen.

Biologie

Für die dreijährige Entwicklung benötigt die Art alte Bäume, hauptsächlich Eichen. Außerdem werden Linde, Buche und verschiedene Obstbäume genannt. Meist findet man die Larven jedoch im Mulm alter rotfauler Eichen im Stammbereich, seltener in weißfaulem Holz. Sie meiden jedoch die Bodennähe, sind dagegen durchaus bis in den Wipfelbereich anzutreffen, häufig in ehemaligen Spechthöhlen. Die Larven sind phytophag. Sie werden bis zu 65 Millimeter lang. Die Puppenhöhle wird aus Mulm hergestellt und ist sehr hart. Die letzte Überwinterung erfolgt vermutlich als Imago. Den adulten Käfer kann man im Mai und Juni an sonnigen Waldrändern an den Brutbäumen oder auf blühendem Gebüsch antreffen. Er ernährt sich von Baumsaft oder auch von überreifem Obst. Der in alten Quellen genannte Blütenbesuch zwecks Nahrungsaufnahme wird inzwischen angezweifelt. An Stellen, an denen der Baum blutet und die Tiere an den zuckerhaltigen Saft gelangen, können sich die Tiere in großer Anzahl drängen.

Für eine Aufzucht wurden in Österreich Larven aus einem Kirschbaum entnommen, wo sie sich in drei Meter Höhe nicht nur im Mulm, sondern auch in selbstgenagten Nischen in härterem Holz aufhielten. Die Larven zeigten sich vor allem nachts aktiv. Die Imagines schlüpften bereits Ende August.[3]

Verbreitung

Es handelt sich um eine kontinentale Art, die den atlantischen Bereich Europas meidet. Sie fehlt in Portugal, Großbritannien, Skandinavien, den Baltischen Staaten, Nordwest- und Nordrussland. Nach Osten erstreckt sich das Verbreitungsgebiet bis zum Kaspischen Meer und nach Kleinasien.[1]

In Deutschland wird der Käfer in mehreren Bundesländern als "vom Aussterben bedroht" oder stark gefährdet eingestuft,[4] [5] [6] doch scheinen die Populationen zumindest stellenweise wieder etwas zuzunehmen.[7] In Anlage 1 zur Bundesartenschutzverordnung wird die Art als "streng geschützter Käfer" geführt.

Literatur

  • Heinz Freude, Karl Wilhelm Harde (Hrsg.), Gustav Adolf Lohse (Hrsg.): Die Käfer Mitteleuropas. Band 8. Teredilia Heteromera Lamellicornia, Elsevier, Spektrum, Akad. Verl., München 1969, ISBN 3-8274-0682-X. 

Einzelnachweise

  1. a b Protaetia aeruginosa bei Fauna Europaea. Abgerufen am 3. Februar 2011
  2. Sigmund Schenkling: Erklärung der wissenschaftlichen Käfernamen
  3. Karl Adlbauer, Jürgen J. Fritz: "Protaetia aeruginosa in der Steiermark" Mitt. Landesmus.Joanneum Zool. Heft 50, S 121-125 Graz 1996 als PDF
  4. Rote Liste gefährdeter Blatthornkäfer Bayerns
  5. Rote Liste Berlin
  6. Geschützte Arten in Baden-Württemberg
  7. J. Schmidl: Die Mulmhöhlenbewohnende Käferfauna alter Reichswald-Eichen bufos als PDF

Weblinks

Website des Ministeriums für Umwelt, Naturschutz und Verkehr von Baden-Württemberg zu Protaetia aeruginosa

 Commons: Großer Rosenkäfer – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

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