- Grünbacher Steinkohlenrevier
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Das Grünbacher Steinkohlerevier war ein Kohlerevier in Niederösterreich. Nach dem Zusammenbruch der Donaumonarchie war das Revier das größte bei Österreich verbliebene Abbaugebiet für Steinkohle.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die gewerbemäßige Steinkohlengewinnung im Tagbau wurde zwischen 1823 und 1825 aufgenommen. Ab etwa 1845 /1850 wurden mit dem Richardschacht und später dem Segen-Gottes-Schacht die ersten Schächte niedergebracht. 1924 folgte der so genannte Neuschacht als Hauptschacht.
Die gewonnene Steinkohle wurde zunächst unsortiert per Fuhrwerk nach Wiener Neustadt und von dort auf dem Wiener Neustädter Kanal nach Wien gebracht. Die Inbetriebnahme der Schneebergbahn hatte schließlich eine Steigerung der Förderleistung zur Folge.
Im Jahr 1866 wurden neben 3 Beamten und 4 Aufsehern von 348 Männern, 12 Frauen und 8 Kindern rund 39,200.000 Kilogramm Kohle gefördert. Zu dieser Zeit verfügte das in Besitz von Heinrich von Drasche-Wartinberg stehende Bergwerk über 25 abquerende Stollen mit einer Gesamtlänge von 19.586 Metern und zwei Hauptschächten. Für das Transportwesen im Bergwerk stand eine Gleisanlage von 7238 Metern zur Verfügung. Zur technischen Ausrüstung gehörten unter anderem 4 Dampfmaschinen. [1]
Als Führer eines Streikes der Bergarbeiter im Jahr 1923 wird der spätere Innenminister Franz Honner, [2] der hier ebenfalls als Bergmann arbeitete [3] , genannt und auch an einer Arbeitsniederlegung 1925 war er beteiligt.
Am 30. November 1931 kam es unter den rund 1100 Bergarbeitern zu einem sechs Wochen andauernden Streik. Gefordert wurden eine Lohnerhöhung, die Verbesserung der Sicherheitsmaßnahmen und eine Verbesserung des Kollektivvertrages. Eine Delegation von streikenden Bergleuten gelangte trotz Einsatz der Polizei ins Wiener Rathaus. Unterstützung für ihr Anliegen durch Bürgermeister Karl Seitz erhielten sie jedoch nicht. Am 6. Jänner 1932 wurde von der Werksleitung das Streikende erzwungen. [4]
Auch im Dezember 1938 wurde von kurzen Streiks berichtet. [5]
Im April 1945 lag das Grünbacher Steinkohlerevier im Kampfgebiet. Da während der Kampfhandlungen die Stromversorgung zwischen Ternitz und Grünbach am Schneeberg unterbrochen wurde, konnte ab dem 1. April die Grube nicht mehr ausgepumpt werden, so dass deren tieferen Teile absoffen und die Grube musste vorübergehend stillgelegt werden. Nach dem Einmarsch sowjetischer Truppen am 22. April konnte die Stromversorgung jedoch wieder hergestellt und die Pumpen wieder in Betrieb genommen werden.
Zwar konnte ab dem 1. Mai 1945 wieder Kohle gefördert werden, die vollständige Instandsetzung der Anlagen dauerte jedoch ungefähr ein Jahr. Ab 1. August 1946 wurde der Kohlebergbau in Grünbach als ehemaliges Deutsches Eigentum von der USIA verwaltet. Diese erhöhte die Anzahl der Bergarbeiter auf etwa 1250 Mann und baute die Grube auch technisch aus. Durch die Wiederaufnahme der Kohlenförderung in Grünbach besserte sich auch die Kohlenlage in Wien etwas, auch wenn die Qualität nicht den technischen Anforderungen der städtischen Gaswerke entsprach. [6]
Um 1955 lag die jährliche Förderung bei 140.000 bis 170.000 Tonnen Steinkohle jährlich.
Steigende Kosten ließen den Steinkohlenbergbau in Grünbach unrentabel werden, so dass 1965 der vorletzte Steinkohlebergbau (der letzte folgte 1967 im benachbarten Höflein) in Österreich eingestellt wurde. Anlässlich dieser Schließung kam es zu einem letzten Arbeitskampf der Kumpel. Um die Einhaltung der Zusage, nach der Stilllegung des Bergwerks eine Überbrückungshilfe zu erhalten, durchzusetzen, fuhren die Bergarbeiter am 16. September 1965 in das Bergwerk ein, um dort so lange zu streiken, bis die Auszahlung dieser Gelder sichergestellt war. Dieser Streik dauerte allerdings nur neun Stunden.[7]
Beschreibung aus dem Jahr 1866
Das Steinkohlebergwerk in Grünbach wird als der Gosau-Formation zugehörig beschrieben. Vertikal werden 207 verschiedene Schichten mit 45 Steinkohlenflözen durchfahren. Der Stärke wegen sind allerdings nur 16 davon abbauwürdig, wovon die Stärksten ungefähr einen Meter dick sind. Erschwert und damit kostspielig wird der Abbau dieser Flöze durch die häufigen Verwerfungen der Schichten, wodurch immer wieder aufwändige Grabungen zu deren Wiederauffindung notwendig werden.
Zusätzlich erschwert wird der Abbau durch die steile bis senkrechte Lage der Flöze. [8]
Traditionspflege
Musikverein Bergknappenkapelle Grünbach am Schneeberg
Der Musikverein Bergknappenkapelle Grünbach am Schneeberg wurde1920 gegründet. [9]
SV Glück-Auf-Grünbach
Der Fußballverein SV Glück-Auf-Grünbach mit den Vereinsfarben grün-schwarz wurde 1924 gegründet. Im Spieljahr 1948/1949 wurde der Verein dem Bergwerksbetrieb als Werksmannschaft angeschlossen. Von der Schließung des Bergbaubetriebs wurde auch der SV durch die Abwanderung von Spielern und Funktionären sowie durch den Verlust der finanziellen Absicherung getroffen.
Der SV Glück-Auf-Grünbach führt nach wie vor die gekreuzten Hämmer im Vereinswappen. [10]
Literatur
- Bundesministeriums für Handel und Wiederaufbau, Oberste Bergbehörde: Der österreichische Bergbau 1945 1955, Im Selbstverlage des Bundesministeriums für Handel und Wiederaufbau, Oberste Bergbehörde, Wien, 1955
- Franz Honner: Streik in der Krise – Die Lehren des Grünbacher Streiks
- Bericht über den Besitz und den Betrieb der Steinkohlen-Bergwerke des Ausstellers Heinrich Drasche, 1867
Weblinks
- Streik im „Todesbergwerk“ (pdf-Datei)
- Der Kohlenbergbau in Grünbach
- Grünbach: Bergarbeiter wollen untertage streiken. In: Arbeiter-Zeitung. Wien 16. September 1965, S. 1.
Fußnoten
- ↑ Bericht über den Besitz und den Betrieb der Steinkohlen-Bergwerke des Ausstellers Heinrich Drasche
- ↑ http://members.muerznet.at/kpoe/chronik.htm
- ↑ http://www.parlament.gv.at/WW/DE/PAD_00645/pad_00645.shtml
- ↑ Franz Honner: Streik in der Krise
- ↑ Petrus Bsteh, Brigitte Proksch: Spiritualität im Gespräch der Religionen, Lit-Verlag
- ↑ http://www.wien.gv.at/rk/historisch/1946/april.html 24. April 1946: Die Kohlenlage in Wien
- ↑ Bergarbeiter haben ihr Geld erkämpft. In: Arbeiter-Zeitung. Wien 17. September 1965, S. 1.
- ↑ Bericht über den Besitz und den Betrieb der Steinkohlen-Bergwerke des Ausstellers Heinrich Drasche
- ↑ http://www.bergknappenkapelle.at/geschichte
- ↑ http://www.sv-gruenbach.at/index.php?option=com_content&task=view&id=205&Itemid=30
47.80583333333315.983611111111Koordinaten: 47° 48′ 21″ N, 15° 59′ 1″ OKategorien:- Niederösterreich
- Stillgelegtes Bergwerk in Österreich
- Kohlebergwerk in Österreich
- Grünbach am Schneeberg
- Kohlerevier
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