- Schneebergbahn
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Schneebergbahn Stammstrecke
Wiener Neustadt−Puchberg am SchneebergBahnhof Puchberg am Schneeberg
Links die Gleise der Zahnradbahn, rechts die NormalspurgleiseKursbuchstrecke (ÖBB): 522 Streckennummer (ÖBB): 163 Streckenlänge: 28,205 km Spurweite: 1435 mm (Normalspur) Maximale Neigung: 52 ‰ Minimaler Radius: 150 m LegendeSüdbahn von Wien Südbahnhof -1,519 Wiener Neustadt Hbf 0,000 Wiener Neustadt Schneebergbahnhof Mattersburger Bahn nach Sopron Aspangbahn nach Aspang Südbahn nach Spielfeld-Straß 1,047 Straßenbrücke B 26 Einfahrt Wiener Neustadt 2,105 Wiener Neustadt Anemonensee 3,674 Straßenbrücke Süd Autobahn 5,289 Bad Fischau-Brunn 280 m ü. A. Abzweig nach Wöllersdorf ~6,3 Abzweigweiche B nach Bad Fischau 6,598 Brunn a.d. Schneebergbahn 8,611 Weikersdorf (29.05.1968 aufgelassen) 8,793 Brücke I. Wiener Hochquellenwasserleitung ~10,3 Anschlussbahn Kalkwerk Curti 10,408 Brücke Prossetbach 10,545 Winzendorf 332 m ü. A. 12,850 Urschendorf 14,156 Strelzhof (03.09.1989 aufgelassen) nach Neunkirchen 15,410 Willendorf 385 m ü. A. 16,120 Rothengrub 17,525 Unter Höflein 20,607 Grünbach am Schneeberg 557 m ü. A. 22,143 Grünbach Schule ~22,8 Anschlussbahn Grünbacher Kohlenwerk 22,988 Grünbach Kohlenwerk 23,950 Grünbach-Klaus (03.09.1989 aufgelassen) 23,992 Grünbacher Sattel 678 m ü. A. 26,809 Anschlussbahn Firma Rigips 26,820 Brücke Pfenningbach 26,850 Pfennigbach 590 m ü. A. 27,831 Brücke Pfenningbach 28,010 Puchberg am Schneeberg 577 m ü. A. Schneebergbahn Fortsetzungsstrecke
Zahnradbahn Puchberg am Schneeberg–HochschneebergZahnradbahn auf dem HochschneebergKursbuchstrecke (ÖBB): 523 Streckennummer (ÖBB): 198 01 Streckenlänge: 9,851 km Spurweite: 1000 mm (Meterspur) Maximale Neigung: 196 ‰ Minimaler Radius: 80 m Zahnstangensystem: System Abt Höchstgeschwindigkeit: 15 km/h Legende0,000 Puchberg am Schneeberg 577 m ü. A. Anschl. Normalspurbahn 0,205 Sebastianbach 1,098 Hengsttal 613 m ü. A. 3,040 Hauslitzsattel 824 m ü. A. 4,523 Hengsthütte 1.012 m ü. A. 5,030 Wasserstelle am Hengst 5,940 Ternitzerhütte 1.231 m ü. A. 7,360 Baumgartner 1.398 m ü. A. 7,360 Wasserstelle Baumgartner 8,532 Tunnel 1 (177 m) 8,886 Tunnel 2 (202 m) 9,672 Hochschneeberg Bergbahnhof Endstation 1.792 m ü. A. Schneebergbahn Flügelbahn
Bad Fischau-Brunn−WöllersdorfBahnhof Wöllersdorf – Einmündung in die GutensteinerbahnStreckennummer (ÖBB): 166 Streckenlänge: 5,519 km Spurweite: 1435 mm (Normalspur) Maximale Neigung: 20 ‰ Minimaler Radius: 170 m LegendeStammstrecke von Wiener Neustadt 0,000 Bad Fischau-Brunn 280 m ü. A. Stammstrecke nach Puchberg am Schneeberg Abzweigweiche nach Puchberg am Schneeberg 0,686 Bad Fischau 1,657 Straßenbrücke Süd Autobahn Brücke I. Wiener Hochquellenwasserleitung 2,997 Anschlussbahn Firma MABA 3,054 Feuerwerksanstalt 3,311 Anschlussbahn Firma Stainer Anschlussstrecke nach Steinabrückl 3,644 Straßenbrücke B 21b 4,852 Straßenbrücke Süd Autobahn Gutensteinerbahn von Wittmannsdorf 5,519 Wöllersdorf 328 m ü. A. Gutensteinerbahn nach Gutenstein Schneebergbahn Verbindungsstrecke
Sollenau (Aspangbahn)−FeuerwerksanstaltFeuerwerksanstalt, am rechten Bildrand neben
der Straße die Trasse der SchneebergbahnstreckeSpurweite: 1435 mm (Normalspur) LegendeAspangbahn von Wien von Wittmannsdorf 0,0 Sollenau Aspangbahn Aspangbahn nach Felixdorf nach Ebenfurth nach Felixdorf nach Felixdorf Südbahn Brücke Hochquellenwasserleitung Gutensteinerbahn von Wittmanndorf 6,9 Steinabrückl Gutensteinerbahn nach Wöllersdorf Flügelbahn von Wöllersdorf 8,8 Feuerwerksanstalt Flügelbahn nach Bad Fischau-Brunn Als Schneebergbahn wird eine Lokalbahnstrecke in Niederösterreich von Wiener Neustadt auf den Hochschneeberg bezeichnet, die von Wiener Neustadt nach Puchberg am Schneeberg als normalspurige Adhäsionsbahn (Stammstrecke) und von Puchberg am Schneeberg auf den Hochschneeberg als schmalspurige Zahnradbahn (Fortsetzungsstrecke) realisiert wurde.[1]
Die Stammstrecke von Wiener Neustadt nach Puchberg am Schneeberg beinhaltete von Beginn an eine Anschlussschleife nach Wöllersdorf, der später errichtete Abschnitt von Sollenau nach Feuerwerksanstalt (Ergänzungsstrecke) ist heute stillgelegt bzw. renaturiert.
Der Streckenname "Schneebergbahn" fand nicht nur Eingang in der Bezeichnung der ursprünglichen Eigentümergesellschaft, der „Actiengesellschaft der Schneebergbahn“, sondern wurde auch durch die am 1. Jänner 1997 gegründete Betreibergesellschaft „Niederösterreichische Schneebergbahn GmbH (NÖSBB)“ übernommen. Die NÖSBB vermarktet seitdem mit dem Namen „Schneebergbahn“ nur den ihr zugehörigen Zahnradbahnteil der Strecke.
Inhaltsverzeichnis
Betriebsführung
Während der Betrieb des normalspurigen Teils der Schneebergbahn durch die ÖBB abgewickelt wird, erfolgt die Betriebsführung des schmalspurigen Zahnradbahnteils durch die 1997 gegründeten Niederösterreichischen Schneebergbahn GmbH, an der das Land Niederösterreich in Form der „NÖ Verkehrsorganisationsgesellschaft“ (NÖVOG) und die ÖBB zu je 50 Prozent beteiligt sind.[2]
Die Fahrzeit auf der Stammstrecke von Wiener Neustadt nach Puchberg am Schneeberg beträgt für Regionalzüge auf der nichtelektrifizierten einspurigen Strecke annähernd 45 Minuten. Durchschnittlich verkehren heute zwischen 15 und 20 Regionalzüge in jeder Richtung.
Die Schneebergbahn auf der Fortsetzungsstrecke von Puchberg am Schneeberg auf den Hochschneeberg stellt als schmalspurige Zahnradbahn einen wichtigen Tourismusfaktor im südlichen Niederösterreich dar, pro Jahr werden 120.000 bis 130.000 Gästebeförderungen registriert.[2]
Die Fahrt dauert bergwärts mit modernen Garnituren 53 Minuten, Nostalgiefahrten unter Dampf samt der noch originalen Garnitur benötigen 1 Stunde 17 Minuten. Die Züge auf den Hochschneeberg verkehren bedarfsabhängig im Stundentakt, ungünstige Wetterverhältnisse können aber zu Einschränkungen bzw. zur Einstellung des Zugverkehrs führen. Der Betrieb findet witterungsabhängig von Ende April bis Ende Oktober statt, im April werden zusätzlich Sonderfahrten bis zur Hengsthütte angeboten.[3]
Eigentümer
Seit Ende des Zweiten Weltkriegs befinden sich alle Strecken der Schneebergbahn (mitsamt der Zahnradbahn) in Besitz der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB). Im Zuge der Übernahme zahlreicher Nebenbahnen durch das Land Niederösterreich am 1. Jänner 2011 geht die Zahnradbahn auf den Hochschneeberg (Schneebergbahn Fortsetzungsstrecke) ebenso in das Eigentum des Landes über. Die bisherige Betreibergesellschaft „NÖ Verkehrsorganisationsgesellschaft“ (NÖVOG) wird zu diesem Zweck als Eisenbahngesellschaft neu situiert.[4]
Geschichte
Vorgeschichte
Durch die Eröffnung der Wien-Gloggnitzer-Bahn 1842 erhöhte sich die Attraktivität des Semmeringgebiets für Erholungssuchende. Sowohl jährlich stattfindende Wallfahrten auf den Schneeberg zum Gedenken an die Opfer der Pestkatastrophe von 1713 als auch der bereits bestehende Tourismus auf den Schneeberg veranlasste besonders im Puchberger Tal immer wieder örtliche Initiativen wie den „Verschönerungsverein Puchberg“ zu Überlegungen das Gebiet an das Eisenbahnnetz anzuschließen und somit für den Tourismus noch attraktiver zu gestalten.[5]
Der erste Versuch wurde 1872 von einem Bankenkonsortium unternommen. Obwohl bereits eine Vorkonzession zur Errichtung einer Zahnradbahn von Payerbach auf den Schneeberg ausgestellt war, scheiterte die Unternehmung durch den Wiener Börsenkrach von 1873. Ein weiterer Versuch, der die Errichtung einer Zahnradbahn von Puchberg am Schneeberg auf den Hohen Hengst (Vorberg des Schneebergs) vorsah, wurde 1855 wieder aufgegeben.
Am 10. August 1855 wurde dem Wiener Diplom-Ingenieur (damalige Bezeichnung: „diplomirte Ingenieur“) Josef Tauber eine Vorkonzession für die Errichtung einer Dampfstraßenbahn von Wiener Neustadt nach Puchberg zugeteilt. Trotz Konzessionsverlängerung scheiterte das Vorhaben jedoch.[6]
Aufgrund der geplanten Errichtung diverser Nebenbahnstrecken im Triesting- und Piestingtal im Jahre 1877 und der sich dadurch ergebenden besseren Erreichbarkeit Wiens sah sich der Gemeinderat von Wiener Neustadt gezwungen gegen den drohenden wirtschaftlichen Schaden im Raum Wiener Neustadt vorzugehen.
Mit der Anbindung von Fischau, Grünau und Puchberg am Schneeberg samt der Errichtung einer Verbindung zur Gutensteinerstrecke über Wöllersdorf sollte die Wirtschaft und die Wichtigkeit Wiener Neustadts als Verkehrsknotenpunkt gestärkt werden. Ebenso sollten Industriezentren wie das Puchberger Gipswerk, das Kalkwerk in Winzendorf und das Grünbacher Steinkohlenrevier an ein leistungsfähiges Transportmittel angeschlossen werden.
Planung, Finanzierung, Konzession
Um mit der Evaluierung und den Planungsarbeiten beginnen zu können, erhielt der Wiener Diplom-Ingenieur Josef Tauber 1858 seitens des k.k.Handelsministeriums eine „Vorkonzession für eine Locomotiv-Eisenbahn von Wiener Neustadt nach Puchberg mit einer Abzweigung nach Wöllersdorf“.[5]
Schon in der darauf folgenden frühen Planungsphase wurde für die zu errichtenden Streckenabschnitte der Name „Schneebergbahn“ festgelegt. Das Land Niederösterreich, das zu Beginn seine finanzielle Unterstützung bekanntgab, zog diese Zusage aber nach Bekanntwerden eines ergänzenden Projektes wieder zurück. Es sollte nämlich als Fortsetzung der Schneebergbahn auch ein Streckenabschnitt auf den Schneeberg errichtet werden, der als Zahnradbahn realisiert werden sollte.[5]
Um die Rentabilität der Strecken besser abschätzen und private Investoren gewinnen zu können, wurde folgender Jahresbedarf errechnet:
- Für die Adhäsionsstrecken Wiener Neustadt–Puchberg bzw. Wöllersdorf (Normalspur) wurden 150.000 Personen kalkuliert, für den Güterverkehr 8000 Wagonladungen.
- Die Fortsetzungstrecke von Puchberg auf den Hochschneeberg (Zahnradschmalspur) sollte vor allem touristischen Zwecken dienen und dabei auch die Versorgung der Schutzhütten gewährleisten. Die Kalkulationsbasis orientierte sich auf eine Untersuchung der Hüttenbücher des Schneebergs. Das Baumgartnerhaus wies laut der Zählung im Jahr 1893 noch vor der Errichtung der Bergstrecke schon eine Besucherzahl von 34.000 Gästen auf.[5]
Da das Land Niederösterreich das Finanzierungsrisiko wegen der zusätzlich geplanten Errichtung der Bergstrecke nicht eingehen wollte, mussten private Investoren gefunden werden:
Als 1886 der Rechtsanwalt und Landmarschallstellvertreter Dr. Karl Haberl zum Bürgermeister von Wiener Neustadt gewählt wurde, fand sich ein begeisterter Unterstützer der Bahnstrecke, der auch sein privates Vermögen in das Projekt einbrachte.
Karl Haberl stellte einen Finanzierungplan auf und errechnete einen Finanzbedarf von 2.372.000 Gulden. Dabei entfielen auf die Normalspurstrecke 1.622.000 Gulden und auf den Zahnrad-Abschnitt 750.000 Gulden. Die Finanzierung wurde in Form der Ausgabe von Stammaktien, Vorzugsaktien und Prioritätsobligationen gelöst. Karl Haberl und Josef Tauber übernahmen die Vorzugsaktien und Prioritätsobligationen, während die Stammaktien von lokalen Investoren wie der örtlichen Sparkasse, der Stadtgemeinde Wiener Neustadt und sonstigen kleineren Interessenten gezeichnet wurden. Durch das Gesetz vom 19. Juni 1895 erfolgte eine Zusicherung seitens des Staates, bei der zu bildenden Aktiengesellschaft Stammaktien in Wert von 300.000 Kronen (vormals 150.000 Gulden) zu übernehmen.
Am 25. September 1895 wurde Karl Haberl und Josef Tauber die Konzession zum Bau und Betrieb „für die Localbahn von Wiener=Neustadt auf den Schneeberg mit Abzweigung nach Wöllersdorf (Schneebergbahn)“ erteilt und dies am gleichen Tag im Reichsgesetzblatt 156/1895 publiziert:[1]
„Wir verleihen den Conzessionären das Recht zum Baue und Betriebe einer als normalspurigen Localbahn auszuführenden Locomotiveisenbahn von der Station Wiener=Neustadt der Südbahnlinie Wien – Triest über Fischau nach Puchberg am Schneeberge mit einer Abzweigung von Fischau zur Station Wöllersdorf der Staatsbahnlinie Wittmannsdorf Gutenstein und einer als Zahnradbahn herzustellenden Fortsetzung von Puchberg auf den Schneeberg zu der dortselbst zu errichtenden Hotelanlage.“
Die Konzession war 90 Jahre ab Erlass gültig und beinhaltete für die Konzessionäre als Investoren auch die Genehmigung zur Gründung einer Aktiengesellschaft.
Bau und Eröffnung
Für die Errichtung wurde am 5. November 1895 mit dem Eisenbahnunternehmer Leo Arnoldi ein Bauvertrag geschlossen, der vom Berliner Bankhaus v.d. Haydn & Co überwacht wurde und mit der in Folge mitsamt allen bisherigen Investoren ein Finanzkonsortium gebildet wurde.
Der Bauvertrag beïnhaltete folgende Projektziele, die bis spätestens 15. März 1897 zu realisieren waren:
- die Errichtung und Inbetriebnahme der Schneebergbahn samt Normalspur- und Zahnradbahnabschnitt
- die Errichtung eines Hotels am Hochschneeberg
Bei Nichteinhaltung und deutlicher Terminüberschreitung waren für die Errichtungsgesellschaft des Leo Arnoldi umfangreiche Pönalzahlungen vorgesehen.
Nach Vollendung der Vermessungs- und Aussteckarbeiten wurde am 4. Dezember 1895 mit der Erbauung der Normalspurstrecke begonnen, am 9. Dezember 1895 erfolgte der offizielle Spatenstich in Puchberg am Schneeberg unter Anwesenheit der Politik und der Presse. Die Bauarbeiten der Normalspurstrecke gingen zügig und ohne besondere Vorkommnisse voran, obwohl die Trassierung eine Steigung von 45 Promille beinhaltete. Die Stammstrecke wurde am 15. April 1897 im Zuge einer Festfahrt von Wiener Neustadt nach Puchberg am Schneeberg eröffnet.
Im Gegensatz zur Normalspur konnte mit dem Bauarbeiten der Zahnradbahn auf dem Hochschneeberg erst im Frühjahr 1896 begonnen werden. Der erste Teil der Strecke wurde samt Unterbau und Durchlässen im Jahr 1896, der obere hochalpine Teil wurde bedingt durch einen harten Winter 1896/97 erst verspätet im Jahr 1897 errichtet.
Nach einer eintägigen technisch-polizeilichen Prüfung seitens der Generalinspektion der österreichischen Eisenbahnen wurde der erste Abschnitt der Zahnradbahn von Puchberg am Schneeberg bis Baumgartner am 1. Juni 1897 feierlich eröffnet.
Da Bauherr Leo Arnoldi trotz drohender Zeit- und Budgetüberschreitung und der dadurch bedingten Pönalzahlungen auf die poröse Gesteinsstruktur Rücksicht nahm und Wert auf eine sichere und nachhaltige Bauweise legte, wurde der zweite Teil von Baumgartner bis zum Streckenende in der Station Hochschneeberg nach eingehenden Abnahmefahrten erst am 25. September 1897 feierlich eröffnet.
Das Hotel am Hochschneeberg konnte am 28. Juni 1898 den Betrieb aufnehmen.[5]
Betrieb
Der Betrieb der Schneebergbahn wurde laut Vereinbarung im Bauvertrag ab Eröffnung von dem Bahnunternehmen Arnoldi geführt. Nachdem Leo Arnoldi völlig überraschend am 4. Mai 1898 verstorben war, übernahm dessen Sohn Carl Arnoldi die Leitung der Betriebsführung.
Der vom Finanzkonsortium beantragten Situierung einer Aktiengesellschaft wurde am 12. Mai 1898 vom k.k. Ministerium des Inneren stattgegeben. Sitz der damit gegründeten „Actiengesellschaft der Schneebergbahn“ war Wiener Neustadt. Im Wiener Neustädter Rathaus fand am 21. Juni 1898 die entsprechende konstituierende Vollversammlung statt, bei der der neue Bürgermeister der Stadt, Franz Kammann, in den Aufsichtsrat gewählt wurde.
Während des Jahres 1898 wurden sukzessive sämtliche Prioritätsaktien der Aktiengesellschaft der Schneebergbahn von der „Société Belge des chemins de fer“ aufgekauft. Mit dem dadurch erlangten Einfluss wurde ab 1. Jänner 1899 die Betriebsführung der Schneebergbahn von Arnoldi an die k.k. privilegierten Eisenbahn Wien–Aspang („EWA“) übertragen, die sich im Besitz der Brüsseler „Société Belge de chemins de fer“ befand.[7] Eigentümerin der Schneebergbahn war unverändert die Actiengesellschaft der Schneebergbahn.
Da sich die k.k. privilegierten Eisenbahn Wien–Aspang („EWA“) bei der Übernahme der Betriebsführung zu nicht geringen finanziellen Leistungen verpflichtet hatte, musste sie trotz der profitablen Zahnradbahn auf die schlechte Auslastung der Stammstrecke Wiener Neustadt–Puchberg und den daraus entstehenden Defizit reagieren.
Um die Attraktivität der Stammstrecke und in Folge die der Fortsetzungsstrecke auf den Hochschneeberg zu steigern, errichtete sie eine direkte Verbindung zwischen der Aspangbahn und der Schneebergbahn. Diese sechs Kilometer lange Ergänzungsstrecke von Sollenau zur Feuerwerksanstalt wurde nach Erteilung der Konzession am 10. Februar 1900[8] in nur sechs Monaten errichtet und am 27. August 1900 feierlich eröffnet.
Die neue Verbindung brachte neben einer um eine Stunde verkürzten Fahrzeit von Wien auch etliches Ungemach:
- Die Stadtgemeinde Wiener Neustadt protestierte heftig gegen die Umfahrung der Stadt, war doch die Schneebergbahn ursprünglich gerade dafür erbaut worden, um Fahrgäste nach Wiener Neustadt zu bringen.
- Um die Ergänzungsstrecke errichten zu können, musste sich die Schneebergbahn mittels Anleihen verschulden.
Während normalerweise die profitable Zahnradbahn die anderen normalspurigen nicht so lukrativen Strecken mittragen musste, änderte sich das Bild während des Ersten Weltkriegs. Die Fahrgastzahlen auf der Zahnradbahn brachen ein, während die Stammstrecke der Schneebergbahn von der Kriegsindustrie profitierte.
Auch nach dem Ersten Weltkrieg entpuppte sich die Eigentümerin, die Actiengesellschaft der Schneebergbahn als solides Unternehmen und überstand sowohl die Währungskrise der Kronen von 1924[9] als auch die Weltwirtschaftskrise von 1929. Förderlich für den stabilen Fortbestand war besonders der stark steigende Skitourismus auf dem Schneeberg. So blieb seit 1925 das Berghotel auch im Winter geöffnet, die Zahnradbahn hielt dadurch den Betrieb, soweit es die Witterung erlaubte, auch im Winter aufrecht und die Stammstrecke der Schneebergbahn konnte sowohl in ihrer neuen Rolle als Zubringer zum Wintersport aufgehen als auch eine immer wichtig werdende Transportfunktion zum Grünbacher Steinkohlenrevier in Grünbach am Schneeberg übernehmen.[10]
Im Gegensatz zur Actiengesellschaft der Schneebergbahn verschärfte sich die finanzielle Situation der k.k. privilegierten Eisenbahn Wien–Aspang zunehmend. Da die Société Belge de chemins de fer nicht nur Eigentümerin und Betreiberin der Aspangbahn sondern auch Miteigentümerin und Betreiberin der Schneebergbahn war, wirkte sich deren finanzieller Niedergang auch unmittelbar auf Schneebergbahn aus.
Als schließlich der Betrieb der Aspangbahn nicht mehr garantiert werden konnte, wurde per Gesetz vom 26. Juni 1937[11] der Betrieb beider Bahnen ab 1. Juli 1937 per Pachtvertrag auf die Österreichischen Bundesbahnen (BBÖ) übertragen. Die beamteten Angestellten der Aspangbahn wurden bei deren Verwendungsmöglichkeit in den Dienst der Österreichischen Bundesbahnen (BBÖ) übernommen, das Dienstverhältnis der anderen Angestellten endete per 30. Juni 1937.[11]
Mit dem Anschluss Österreich an das Deutsche Reich wurden die ÖBB zerschlagen und in die Deutsche Reichsbahn(DR) eingegliedert. Der Betrieb wurde somit von der Deutschen Reichsbahn DR abgewickelt, während das Eigentum bei der Actiengesellschaft der Schneebergbahn (SchBB) verblieb. Am 18. Dezember 1938 wurde die Dauer der Konzession der Actiengesellschaft der Schneebergbahn auf 27. Oktober 1971 verkürzt und konnte laut Gesetz jederzeit unter Einziehung des gesamten Anlagevermögens fällig gestellt werden.[12]
Unter Ausnützung des Rechtes der vorzeitigen Konzessionsauflösung strich das Deutsche Reich am 1. Jänner 1942 die Actiengesellschaft der Schneebergbahn aus dem Eigentumsblatt des Eisenbahnbuches und beendete dadurch ihre Existenz. Somit wurde auch das Eigentum zwangsweise der Deutschen Reichsbahn zugeschlagen.[5]
Nach Beendigung des Zweiten Weltkriegs wurde am 1. November 1947 der Betrieb der Schneebergbahn von den „Österreichischen Staatseisenbahnen“ und ab 5. August 1947 von den wiedergegründeten Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) übernommen und befindet sich seitdem in deren Eigentum.
Durch den wichtigen Kohletransport erfüllte sie auf der Stammstrecke weiterhin wichtige Transportaufgaben, die Fortsetzungsstrecke auf den Hochschneeberg war unverändert populär.
Als im Jahr 1965 das Bergwerk in Grünbach geschlossen wurde, ging ein großer Teil der Bedeutung der Stammstrecke verloren.
Nach dem Umbau des Wiener Neustädter Bahnhofs wurde am 21. Mai 1966 die Stammstrecke der Schneebergbahn in die Südbahn eingebunden und der Schneebergbahnhof in Wiener Neustadt stillgelegt.
Eigentümer und Betriebsführung der Schneebergbahn
Datum Meilenstein Eigentümer Betriebsführung Normalspurstrecken Zahnradbahnstrecke Normalspurstrecken Zahnradbahnstrecke 25.09.1895 Erteilung der Konzession Finanzierungskonsortium Finanzierungskonsortium — — 15.04.1897 Eröffnung der Normalspurstrecken Wiener Neustadt Schneebergbahnhof–Puchberg am Schneeberg und Bad Fischau–Wöllersdorf Arnoldi 01.06.1897 Eröffnung Zahnradbahnstrecke Puchberg am Schneeberg–Baumgartner Arnoldi 25.09.1897 Eröffnung Zahnradbahnstrecke Baumgartner–Hochschneeberg 12.05.1898 Situierung Eigentümergesellschaft Actiengesellschaft der Schneebergbahn (SchBB) Actiengesellschaft der Schneebergbahn (SchBB) 01.01.1899 Übernahme der Aktienmehrheit durch die „Société Belge des chemins de fer“ (Eigentümer der EWA) Actiengesellschaft der Schneebergbahn (SchBB)
(Mehrheitsaktionär: Société Belge des chemins de fer)Actiengesellschaft der Schneebergbahn (SchBB)
(Mehrheitsaktionär: Société Belge des chemins de fer)k.k. priv. Eisenbahn Wien-Aspang (EWA) k.k. priv. Eisenbahn Wien-Aspang (EWA) 27.08.1900 Inbetriebnahme der Verbindungsbahn Sollenau Aspangbahnhof–Steinabrückl–Feuerwerksanstalt und der Schleife in Bad Fischau 26.06.1937 Insolvenz der Société Belge des chemins de fer und Übernahme der Betriebsführung durch die Österreichischen Bundesbahnen (BBÖ) Österreichische Bundesbahnen (BBÖ) Österreichische Bundesbahnen (BBÖ) 12.03.1938 Übernahme der Österreichischen Bundesbahnen (BBÖ) durch die Deutsche Reichsbahn (DR) Deutsche Reichsbahn (DR) Deutsche Reichsbahn (DR) 01.01.1942 Konzessionsmäßige Einlösung der Schneebergbahn durch das Deutsche Reich und Übernahme in das Reichseisenbahnvermögen des Deutschen Reichs Deutsche Reichsbahn (DR) Deutsche Reichsbahn (DR) 01.11.1945 Übernahme der Strecken der Deutschen Reichsbahn (DR) durch die „Österreichischen Staatseisenbahnen“ (ab 05.08.1947 „Österreichische Bundesbahnen“) Österreichische Bundesbahnen (ÖBB) Österreichische Bundesbahnen (ÖBB) Österreichische Bundesbahnen (ÖBB) Österreichische Bundesbahnen (ÖBB) 04.05.1947 Stilllegung der Strecke Sollenau Aspangbahn–Steinabrückl 28.05.1972 Stilllegung der Strecke Steinabrückl–Feuerwerksanstalt und der Schleife Bad Fischau 01.01.1997 Gründung der Niederösterreichische Schneebergbahn GmbH (NÖSBB) – Eigentumsverhältnis: 50 % ÖBB, 50 % NÖVOG Niederösterreichische Schneebergbahn GmbH (NÖSBB) 17.07.2009 Streckenverlängerung der Zahnradbahnstrecke vom Bahnhof Hochschneeberg zum neuen Bergbahnhof 01.01.2011 Übernahme mehrerer Nebenbahnen der Österreichischen Bundesbahnen durch das Land Niederösterreich NÖ Verkehrsorganisationsgesellschaft (NÖVOG) Fotos
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Ein ÖBB 5047 am Bahnhof Puchberg
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Doppeltriebwagen der Reihe 5147 in der Haltestelle Brunn an der Schneebergbahn
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Die Schneebergbahn und ihre Nachbarlinien um 1915 (Spezialkarte der Landesaufnahme)
Einzelnachweise
- ↑ a b ÖNB: Reichsgesetzblatt 156/1895
- ↑ a b Presseaussendung vom 25. März 1998
- ↑ Schneebergbahn GmbH
- ↑ NÖN-Online vom 6. März 2010
- ↑ a b c d e f Der Schneeberg und seine Bahn, Dr. Alfred Niel, Verlag Kurt Wedl (1967)
- ↑ Die Schneebergbahn seit 1897, ÖBB, Eigenverlag (1992)
- ↑ Mit der Zahnradbahn die Natur auf dem Schneeberg erleben! von Franz Straka – abgerufen am 31. Jänner 2010
- ↑ ÖNB: Bundesgesetzblatt 30/1900
- ↑ Rede "190 Jahre Österreichische Nationalbank – vom 6. Juli 2006
- ↑ Geschichte der Marktgemeinde Grünbach am Schneeberg abgerufen am 31. Jänner 2010
- ↑ a b ÖNB: Bundesgesetzblatt 197/1937.
- ↑ ÖNB: Bundesgesetzblatt 471/1937
Literatur
- Alfred Niel: Der Schneeberg und seine Bahn, Verlag Kurt Wedl, Melk 1967
- Informationsbroschüre der Österreichischen Bundesbahnen: Die Schneebergbahn seit 1897, ÖBB 1992
- Slezak: Vom Schiffskanal zur Eisenbahn – Wiener Neustädter Kanal und Aspangbahn (2. Auflage), Verlag Josef Otto Slezak, Wien 1989
- Alfred Luft: 75 Jahre Schneebergbahn 1897–1972, Verlag Verein der Freunde der Murtalbahn, Murau 1972
- Slezak: Schneebergbahn bei Wien (ESA Heft Nr. 18), Verlag Josef Otto Slezak, Wien 1985
Weiterführende Informationen
- Die Zahnradbahn auf den Schneeberg (Fortsetzungsstrecke der Schneebergbahn)
- Aspangbahn
- Österreichische Bundesbahnen
Weblinks
Commons: Schneebergbahn – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienKategorien:- Spurweite 1435 mm
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