Carte de Visite

Carte de Visite

Eine Visitenkarte ist ein Kärtchen mit Namen und weiteren Daten einer Person.

Inhaltsverzeichnis

Funktion

Visitenkarte von Johann Wolfgang von Goethe
Vorder- und Rückseite einer Visitenkarte

Die Bezeichnung Visitenkarte rührt von der ursprünglichen Funktion: Sie wurde früher beim Besuch in hohem Hause dem Butler oder der Empfangsdame übergeben, die sie dann an den Hausherrn oder die Dame des Hauses weiterreichte. Häufig knickte der Gast seine Karte nach einer bestimmten Regel - die Art der Knickung signalisierte den Anlass (Antritts- oder Beileidsbesuch usw.). Der Knick gestattete es auch, die Karte, die auf einem Silbertablett abgelegt wurde, vereinfacht wieder aufzunehmen. Bei höfischen Festveranstaltungen dienten sie dem Zeremonienmeister zur öffentlichen Ankündigung des Gastes.

Heute tauscht man Visitenkarten hauptsächlich im Berufsleben - so auf Messen oder Konferenzen - aus und bei jedem Erstkontakt zwischen möglichen Geschäftspartnern. Gewünschter Nebeneffekt ist die diskrete Mitteilung der eigenen Position im Unternehmen.

Sie enthalten nur selten ein Foto, aber immer den Namen, die Adresse und die Telefonnummer der betreffenden Person. Geschäftliche Visitenkarten tragen außerdem Firmenlogo und Unternehmen sowie die Titel und Funktion der Person. Die Rückseite kann eine englischsprachige Version, eine Anfahrtskizze, ein Foto oder anderes enthalten.

Mit dem Wandel vom Bestandteil der Etikette zum Mittel beruflicher Eigenwerbung können Visitenkarten in Einzelfällen auch mit Slogans oder ähnliche Merkmale zur Alleinstellung ergänzt werden. Häufig wird jedoch eine marktschreierische Gestaltung als zu aufdringlich und unseriös empfunden. Von der Visitenkarte abzugrenzen sind Flyer im Visitenkartenformat, die im Event-Marketing zum Hinweis auf Veranstaltung oder Ähnliches eingesetzt werden, statt persönliche Kontaktinformationen zu übermitteln.

Im elektronischen Briefverkehr werden elektronische Visitenkarten benutzt.

In früheren Zeiten druckten Kupferstecher die Visitenkarten. Heutzutage werden Visitenkarten im Digital-, Offset- und seltener auch im Siebdruckverfahren gedruckt.

Das normale Papiergewicht einer Visitenkarte beträgt 150–300 g/m². Das in Europa übliche Visitenkartenmaß ist 85 mm x 55 mm, in den USA 88,9 mm x 54,0  mm.

Aufbewahrt und gesammelt werden Visitenkarten in speziellen Mappen oder Rotationskarteien, wobei es im Zeitalter des Computers immer üblicher wird, die Karten einzuscannen, um die Kontaktdaten der betreffenden Person gleich im Computer abrufbar zu haben.

Herstellung

Visitenkarten in kleinen Stückzahlen (als Provisorium für neue Mitarbeiter oder für den privaten Bereich) werden oft mit handelsüblichen Tintenstrahldruckern hergestellt.

Visitenkarten für den beruflichen Einsatz werden gewöhnlich von Druckereien im Offsetdruckverfahren hergestellt. Die klassische Visitenkarte wird auf Feinstkarton gedruckt, z.B. Diplomatenkarton oder Elfenbeinkarton. Bei günstigen Online-Druckereien werden heute aber meist nur einfach Naturpapierkartons angeboten oder Bilderdruckpapier matt, da Feinstkartons schwieriger zu bedrucken sind.

Dafür sind die Angebote selbst bei farbigen Visitenkarten so günstig wie nie, weil die Visitenkarten in standardisierten Sammeldruckformen mit vielen anderen Druckaufträgen gemeinsam verarbeitet werden. Wer Visitenkarten bei Online-Druckereien allerdings selbst bestellen möchte, muss in der Lage sein, druckfähige Dateien zu erstellen, in der Regel als PDF-Datei. Diese kann dann per Datenupload bei der Bestellung an die Online-Druckerei mit hochgeladen werden.

Besonders hochwertige Karten werden mittels Stahlstich hergestellt. Dafür wird das Druckmotiv von Hand als Gravur in eine Stahlplatte gestochen. Im Gegensatz zu den üblichen gedruckten Visitenkarten, ist bei diesen Karten das aufgedruckte Motiv erhaben. Das heißt, dass sich die Schrift dreidimensional von dem Papier abhebt und zudem leicht glänzt. Günstigere Varianten mit demselben Effekt sind der sogenannte UV-Spotlack- oder auch partielle UV-Lack-Druck und der in den USA entwickelte sogenannte Thermoreliefdruck (Thermography). Die letzten beiden Verfahren sind in Nord- wie in Südamerika sehr weit verbreitet.

Im Gegensatz zu Briefen und dem Layout von Briefbogen gibt es für Visitenkarten keine DIN-Norm.

Formate und Materialien

Übliche Formate

Visitenkarten haben kein standardisiertes Format, es hat sich jedoch die Scheckkarten-Größe (85,6  × 54 mm) eingebürgert, weil sie am bequemsten zu transportieren ist und viele Aufbewahrungshilfen für dieses Format ausgelegt sind.

Zeitweilig traten als Modeerscheinung vermehrt aufklappbare Visitenkarten auf, um die Nutzfläche zu vergrößern. Diese Variante hat jedoch den Nachteil, dass sie bei Aufbewahrung in Einsteckhüllen nur einen Teil der aufgedruckten Kontaktdaten präsentieren kann und zum Lesen der Innenseiten entnommen werden muss.

  • DIN A8: 74 × 52 mm
  • DIN C8: 81 × 57 mm
  • Format Scheckkarte: 85 × 55 mm (EU) oder 85,6 × 54 mm (ISO 7810)
    • mit Foto: 100 × 65 mm
  • USA und GB: 3½ × 2 in (= 88,9 × 50,8 mm)
  • Japan: 91 x 55 mm

Übliche Materialien

Am weitesten verbreitet sind Visitenkarten aus Karton, welchen es in verschiedenen Qualitäten (bis 300 g/m²) gibt. Da die Visitenkarte heutzutage jedoch nicht mehr nur Träger von Kontaktinformationen ist, sondern auch ein Image vermitteln und überdies im Gedächtnis haften bleiben soll (was vor allem auf Messen und Tagungen ein Vorteil ist), werden ausgefallene Designs mit neuen Materialien kombiniert:

  • Kunststoff (PVC), transparent-satiniert bzw. gefrostet, kristallklar, metallic, weiß
  • Aluminium, u.U. mit Ausstanzungen
  • Holz
  • Gummi (nicht zu verwechseln mit gummierten Visitenkarten)

Bei den Visitenkarten aus Kunststoff wird nach Stärke in Micron unterschieden: Gängig sind Visitenkarten zu 300, 500 und 760 micron. Erstere sind von der Stärke her mit dem herkömmlichen Visitenkartenkarton vergleichbar, letztere entsprechen der Stärke von Kreditkarten. Bei Stärken ab 500 micron bieten sich im übrigen abgerundete Ecken an. Visitenkarten aus PVC haben gegenüber cellophanierten bzw. laminierten Visitenkarten den Vorteil, dass sich keine Schichten lösen können.

Diese speziellen Materialien bieten neue Designmöglichkeiten, können aber auch in Bezug zum Geschäftsbereich stehen, etwa Visitenkarten aus Metallic-PVC oder Aluminium für eine Spenglerei, kristallklare Visitenkarten aus PVC für eine Glaserei, Visitenkarten aus Holz für eine Tischlerei. Besonders im kreativen Bereich werden diese ungewöhnlichen Materialien gerne genutzt.

Fotos als Visitenkarten

Carte de Visite eines deutschen Soldaten in Frankfurt (Oder) zwischen 1902 und 1920.

Die erste Notiz über die Einführung des Visitportraits findet sich in der französischen Zeitschrift La Lumiere vom 28. Oktober 1854:

Eine originelle Idee hatten E. Dellesert und Graf Aguado bezüglich der Verwendung kleiner Portraits. Bis jetzt trugen die Visitenkarten Namen, Adresse und zuweilen den Titel der Personen welche sie vorstellten. Weshalb sollte man nicht den Namen durch das Bildnis ersetzen können?

Nach einer anderen Version soll der Herzog von Parma als Erfinder solcher Visitenkarten gelten. Er hatte 1857 den Einfall, sich auf seine Visitenkarte ein Foto zu kleben. Den wirklichen Aufschwung bekam die Visitenkartenfotografie durch den Pariser Fotografen Andre Adolphe Eugene Disderi Anfang 1855, der ebenfalls die Fotovisitenkarte erfunden haben soll[1].

Visitenkarten in Japan

Verglichen mit Europa hat die Visitenkarte (Meishi) in Japan einen höheren Stellenwert. Da japanische Namen mit vielen unterschiedlichen, aber gleichlautenden Zeichen geschrieben werden können, ist sie nötig, um die korrekte Schreibweise eines Namens zu erfahren. Außerdem spielt die genaue Position in einem Unternehmen, die der Besitzer der Karte hat, eine wichtige Rolle im Umgang miteinander. Die Übergabe einer Karte folgt festen Abläufen: Die ältere Person oder die ranghöhere hat der jüngeren oder rangniedrigeren Person als erstes die Karte zu übergeben. Die Übergabe erfolgt mit beiden Händen und anschließendem Verbeugen. Daraufhin wird die Karte genau betrachtet und auf keinen Fall sofort eingesteckt. Vielmehr wird sie achtsam auf die Seite gelegt; es gilt als besonders grober Fauxpas, die Karte in die Hosen- bzw. Gesäßtasche zu stecken. Anschließend hat die jüngere oder rangniedrigere Person die Karte auf gleiche Weise zu überreichen. Die Karte selbst entspricht der europäischen. Wenn Japaner regelmäßigen Kontakt mit Ausländern pflegen, verwenden sie in der Regel eine zweisprachige Karte, auf der sich auf einer Seite eine englische Übersetzung befindet.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Seite über Disderi.

Weblinks


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