Herrenhaus Steinhorst

Herrenhaus Steinhorst
Das Herrenhaus Steinhorst, Blick auf die Hoffassade

Das Herrenhaus Steinhorst in Steinhorst im Kreis Herzogtum Lauenburg war ursprünglich das Herrenhaus des gleichnamigen Adligen Gerichts und späterer Verwaltungssitz. Durch diese Doppelfunktion hat es zumeist nur als Amtshaus gedient, als Herrenhaus des Guts Steinhorst wurde es im 18. Jahrhundert nur für eine Generation bewohnt. Steinhorst wird zu den bedeutendsten Barockbauten des Landes Schleswig-Holstein gezählt.[1] Es befindet sich gegenwärtig in Privatbesitz.

Inhaltsverzeichnis

Geschichtlicher Überblick

Der Gutsbesitz Steinhorst befand sich im Mittelalter zunächst im Besitz der Familie von Borstele, die auf dem Gelände im 14. Jahrhundert zwei kleine Wasserburgen errichteteten, die um 1349 bereits wieder zerstört wurden. Für das späte 14. Jahrhundert ist der Besitz für die Familie von Steinhorst dokumentiert.[2] Das Gut Steinhorst ging 1408 an die Herzöge von Lauenburg, die ihn zum Amt erhoben und später an das Herzogtum Gottorf verpfändeten. Der Wirtschaftshof wurde infolge des Dreißigjährigen Krieges zerstört und nach 1648 erneuert. 1691 ging das Amt an den gottorfischen Minister Magnus von Wedderkop, dessen Sohn Gottfried im 18. Jahrhundert das heutige Herrenhaus errichten ließ. Dieser übereignete Steinhorst 1738 dem Königreich Hannover, was durch die Lage nahe der Grenze zu wiederholten Streitigkeiten mit dem Königreich Dänemark führte. 1739 wurde Steinhorst mit Lauenburg wieder vereinigt, nach der Vollendung des sogenannten Gesamtstaats ging das Gut 1815 in den Besitz des dänischen Königs und nach dem Krieg von 1864 an das Königreich Preußen. Ab 1876 beherbergte das Herrenhaus das Amtsgericht, das Gut wurde aufgesiedelt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg diente das Herrenhaus der Unterbringung von Kriegsflüchtlingen, später beherbergte es mehrere Wohnungen. Das Land Schleswig-Holstein verkaufte das Herrenhaus 1973 an das Kosmetikunternehmen Schwarzkopf, dass es als Schulungs- und Gästehaus nutzte und ein kleines Museum einrichten ließ. Zu den regelmäßigen Gästen des Unternehmens zählte unter anderem der frühere Ministerpräsident Uwe Barschel.[3] In den 1990er Jahren erfolgte ein erneuter Verkauf, das Herrenhaus befindet sich seitdem in Privatbesitz. Das Gebäude ist nur begrenzt von außen zu besichtigen.

Baubestand

Das Herrenhaus

Das Herrenhaus wurde landesuntypisch rund 100 Meter abseits des Wirtschaftshofs und dort als Zentrum einer barocken Hof- und Gartenanlage errichtet. Baumeister war der Architekt Johann Nikolaus Kuhn, die Arbeiten begannen 1720 und endeten 1736. Das Herrenhaus verfügt über ein niedriges Sockel-, ein hohes Haupt- und ein niedriges Obergeschoss und ist durch ein hohes Mansarddach gedeckt. Das Gebäude ist vollständig aus Backstein errichtet und unverputzt. Die Fassaden sind plastisch mit gemauerten Pilastern gestaltet und mit Gesimsbändern und Portalen aus Sandstein akzentuiert, der dreiachsige Mittelrisalit wird durch einen Frontispiz betont. Über dem Portal befindet sich das Wappen des Bauherrn.

Der Grundriss des Herrenhauses ist weitgehend symmetrisch: Auf das zentral gelegene Vestibül, das zugleich als Treppenhaus dient, folgen auf beiden Seiten jeweils zwei Salons, sowie im Osten zwei, im Westen drei Kabinette, die Räume sind nach französischem Vorbild en filade verbunden. Die mobile Ausstattung ist im Laufe der Jahrhunderte zum Teil verloren gegangen, die wandfeste Dekoration in barockem Stuckwerk im Stil der Régence blieb jedoch bis in die Gegenwart erhalten.

Der Garten

Das Haus ist dreiseitig von einem Hausgraben umgeben und bildet den Mittelpunkt einer großzügigen barocken Gartenanlage, deren ab 1722 angelegten Grundzüge bis in die Gegenwart erhalten sind. Von Süden her führt eine lange Allee auf die Hoffassade des Herrenhauses zu, nördlich schließt sich der Garten an, der seine ursprünglich formale Gestalt seit dem 19. Jahrhundert verlor und zu einem Landschaftsgarten umgestaltet wurde. Die mittlere Hauptachse der Anlage führt vom Garten mehrere Kilometer Richtung Norden in das benachbarte Waldgebiet.

Literatur

  • Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Band: Johannes Habich, Christoph Timm, Lutz Wilde: Hamburg, Schleswig-Holstein. 2. stark erweiterte und veränderte Auflage. Deutscher Kunstverlag, München 1994, ISBN 3-422-03033-6.
  • Peter Hirschfeld: Herrenhäuser und Schlösser in Schleswig-Holstein. 5. verbesserte und erweiterte Auflage. Deutscher Kunstverlag, München 1980, ISBN 3-422-00712-1.
  • Volker Konerding: Das Herrenhaus Steinhorst. Deutscher Kunstverlag, München u. a. 1978 (Große Baudenkmäler Heft 319).

Einzelnachweise

  1. Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler - Hamburg, Schleswig-Holstein, Seite 848. Deutscher Kunstverlag, 1994
  2. Findbuch Steinhorst, Amt Sandesneben : http://www.amt-sandesneben-nusse.de/aseiten/findbuch/steinhorst.html
  3. Artikel im Hamburger Abendblatt vom 18. September 2007
53.7207310.487062

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