- Deutsch-Dänischer Krieg
-
Deutsch-Dänischer /
Zweiter Schleswig-Holsteinischer Krieg
Schlacht von Dybbøl, Jørgen Valentin Sonne, 1871Datum 1864 Ort Schleswig / Jütland Casus Belli Gemeinsame Novemberverfassung für Schleswig und das dänische Königreich Ausgang Sieg für den Deutschen Bund Territoriale Änderungen Schleswig, Holstein, und Lauenburg an Kaisertum Österreich und Königreich Preußen Konfliktparteien Deutscher Bund Dänemark Befehlshaber Friedrich Graf von Wrangel Christian Julius de Meza Truppenstärke Bei Kriegsausbruch: 61.000
158 Kanonen
Spätere Verstärkungen: 20.000
64 Kanonen [1]
38.000
Mehr als 100 KanonenVerluste ~ 2.200 ~ 5.600 Schlachten und Seegefechte des Deutsch-Dänischen Krieges (1864) Missunde - Jasmund - Düppeler Schanzen - Helgoland - Alsen - Lundby
Der Deutsch-Dänische Krieg (auch Zweiter Schleswigscher Krieg oder Zweiter Schleswig-Holsteinischer Krieg in Abgrenzung zum Krieg 1848–1851) war die militärische Auseinandersetzung um Schleswig-Holstein und vor allem um das Herzogtum Schleswig zwischen dem Deutschen Bund und dem Königreich Dänemark vom 1. Februar bis 30. Oktober 1864. Der Krieg gilt auch als der erste der drei Deutschen Einigungskriege.
Inhaltsverzeichnis
Ursachen
Nach dem Ersten Schleswig-Holsteinischen Krieg (1848–1851) behielt die dänische Krone zwar die Hoheit über Schleswig, Holstein und Lauenburg, verpflichtete sich aber, die Herzogtümer weiterhin als selbständige Einheiten innerhalb des Gesamtstaates zu behandeln. Zudem sollte nach dem Londoner Protokoll von 1852 Schleswig verfassungsmäßig nicht enger an Dänemark gebunden werden als Holstein und Lauenburg.
Die dänische Novemberverfassung von 1863 bezog jedoch Schleswig vertragswidrig mit in den dänischen Kernstaat ein. Dies wurde aus dänischer Sicht notwendig, um den Staat handlungsfähig zu erhalten. Unter anderem aufgrund von Konflikten über die Repräsentation der Herzogtümer im neuen Reichsrat war die vorherige Verfassung des Gesamtstaates von 1855 für Holstein und Lauenburg, die Mitglieder im Deutschen Bund waren, bereits 1858 vom Deutschen Bund außer Kraft gesetzt worden. Da die Bundesakte von 1815 für jedes Mitglied eine landständische Verfassung vorschrieb, kam das dänisch verwaltete Holstein seitdem der Bundesordnung nicht mehr nach.
Da zudem die holsteinischen Stände weiterhin jegliche Zusammenarbeit verweigerten und national gesinnte Kreise ab 1859 offen die Abspaltung Schleswigs und Holsteins von Dänemark forderten, sah der dänische König Christian IX. in einer neuen Verfassung die letzte Möglichkeit, den Gesamtstaat vor dem Zusammenbruch zu bewahren. Die Verfassung sollte – im Widerspruch zum Londoner Protokoll – zunächst nur für Dänemark und Schleswig gelten. Daraufhin wurde vom Deutschen Bund die Bundesexekution gegen Holstein verhängt. Dem preußischen Ministerpräsidenten Otto von Bismarck gelang es auf dem beschlussfassenden Bundestag, die Einbeziehung Österreichs in die Bundesexekution zu erwirken.
Die Einmischung ausländischer Mächte vermied Bismarck, indem er – gegen den lautstarken Protest der nationalen Kräfte – zunächst strikt auf Einhaltung des Londoner Protokolls beharrte und alle weitergehenden Schritte ablehnte.
Verlauf
Am 16. Januar 1864 stellten Österreich und Preußen Dänemark ein 48-Stunden-Ultimatum zur Aufhebung der Novemberverfassung und der Räumung Schleswigs, das Dänemark verstreichen ließ. Österreichische und preußische Truppen unter Generalfeldmarschall Friedrich Graf von Wrangel überschritten nach Ablauf des Ultimatums am 1. Februar 1864 die Eider. Am selben Tag versuchten die Preußen erfolglos, die Schlei bei Missunde zu überqueren. Gleichzeitig überschritten die Österreicher die Sorge und rückten bis auf 10 km an das Danewerk heran, wo sich die Dänen gut verschanzt hatten. Bei Ober-Selk, Jagel, am Königshügel und bei Wedelspang kam es daraufhin am 3. Februar 1864 zu schweren Gefechten, bei denen die Dänen in ihre Verschanzungen zurückgedrängt wurden. Dabei fielen 16 Offiziere und 66 Mann der Österreicher. Ihnen zu Ehren wurde noch im Herbst 1864 ein Ehrenmal auf dem Königshügel errichtet.[1] Finanziert wurde es aus Spenden von Angehörigen der k.u.k. Brigade Graf Gondrecourt.[2]
Der preußisch-österreichische Plan sah vor, dass die Österreicher das erneut befestigte Danewerk frontal angreifen sollten, während die Preußen die Schlei bei Missunde überschreiten, die Dänen von hinten umgehen und einschließen sollten. Nachdem der Übergang bei Missunde misslungen war, überschritt die preußische Armee schließlich am 6. Februar bei Arnis die Schlei. Die Dänen hatten sich zwar auf den Frontalangriff vorbereitet, aber die Stellung war noch nicht vollständig ausgebaut gewesen. Eis und Schnee behinderten beide Armeen. Der dänische Oberbefehlshaber Generalleutnant Christian Julius de Meza ließ daraufhin das Danewerk räumen, um der preußischen Umfassung zu entgehen, und zog sich unter Zurücklassung der schweren Artillerie auf Flensburg zurück. Die kampflose Aufgabe des Danewerks, das in der im 19. Jahrhundert aufgekommenen dänischen „Nationalmythologie“ aufgrund seiner langen Geschichte eine erhebliche Rolle spielte, löste in Dänemark einen erheblichen Schock aus und de Meza musste in der Folge das Oberkommando abgeben. Allerdings wurde durch den Rückzug das Gros der dänischen Armee vor der Vernichtung bewahrt. Das Heer konnte sich nach einem Rückzugsgefecht mit den Österreichern bei Oeversee (unweit von Flensburg) auf die Insel Alsen zurückziehen, eine Verfolgung durch die Alliierten war unter diesen Bedingungen unmöglich. Die Österreicher unter General Ludwig Karl Wilhelm von Gablenz marschierten von Flensburg nordwärts, während die Preußen langsam ostwärts über die Halbinsel Sundewitt Richtung Alsensund vorrückten. Die dänische Armee verschanzte sich bei Düppel vor den Toren Sonderburgs.
Dort kam es schließlich am 18. April 1864 zur entscheidenden Schlacht bei den Düppeler Schanzen, einer oberhalb von Sonderburg an der Flensburger Förde und am Alsensund gelegenen Festungsanlage. Der Erstürmung der zehn Schanzen gingen die immer engere Einschließung, Vorpostengefechte und eine mehrwöchige Belagerung durch die preußischen Truppen voraus, bei der die modernsten Belagerungsgeschütze der Zeit herangeschafft und eingesetzt wurden. Mit höchstem Aufwand wurden ein Netz von Gräben ausgehoben, bis diese schließlich auf etwa 400 Meter an die Schanzen heranreichten – von dort aus stürmten die Preußen die nach mehrstündigem Trommelfeuer teilweise beschädigten Befestigungsanlagen. Nach kurzem, aber sehr heftigem Nahkampf wurden die dänischen Besatzungen überwältigt, und die Angreifer drangen schließlich bis an den Alsensund vor. Den Dänen gelang es nicht mehr, rechtzeitig Verstärkungen heranzuführen, und sie mussten schließlich die Pontonbrücken vor Sonderburg abbrechen.
Diese Niederlage Dänemarks ist bis heute Gegenstand nationalen Gedenkens in Dänemark, unter anderem einer jährliche Feierstunde am 18. April auf der Anhöhe der Düppeler Schanzen. Mit dem Ausgang der Schlacht war der Krieg im Grunde entschieden. Die österreichischen Truppen belagerten zur selben Zeit die Festung Fredericia, die schließlich ebenfalls von den dänischen Verteidigern aufgegeben wurde. Die dänischen Truppen wurden über die See auf die Insel Fünen evakuiert. Am 9. Mai ereignete sich noch ein Seegefecht vor Helgoland, das zwar mit einem taktischen dänischen Sieg endete, das Blatt aber nicht mehr wenden konnte. Am 12. Mai trat nach Friedensverhandlungen in London ein Waffenstillstand in Kraft. Eine Teilung des Herzogtums Schleswig an der Sprachgrenze wurde zu diesem Zeitpunkt von Preußen vorgeschlagen, jedoch seitens Dänemarks abgelehnt, so dass der Krieg erneut aufflammte. Von Düppel aus bombardierten die preußischen Truppen die Stadt Sonderburg, bis ihnen am 29. Juni bei Arnkiel der Übergang nach Alsen gelang. In kurzer Zeit war die gesamte Insel besetzt, die Dänen zogen sich zurück. Ein weiterer Vorstoß preußischer Truppen erreichte wenig später sogar die Nordspitze Jütlands, womit die gesamte jütländische Halbinsel, ein Großteil des dänischen Königreichs selbst, von den Angreifern besetzt war. Nun waren auch die dänischen Inseln gefährdet, und die dänische Regierung musste erneut in Waffenstillstands- und Friedensverhandlungen eintreten, nun allerdings unter für sie sehr viel ungünstigeren Bedingungen. Im Oktober endete der Krieg mit dem Frieden von Wien.
Auf dem Garnisonfriedhof Schleswig wurde für die gefallenen Österreicher eine Kapelle mit einer Ehrentafel errichtet.
Ergebnis
Zunächst übernahmen die beiden Siegermächte die Besetzung und Verwaltung als Kondominium. Im Vertrag von Gastein vom 14. August 1865 erhielt Preußen das Herzogtum Sachsen-Lauenburg und das Herzogtum Schleswig, Holstein fiel an Österreich. 1866 besetzte Preußen Holstein. Dies wurde der formale Grund für den Deutschen Krieg, in dessen Folge Preußen Holstein annektierte und aus allen drei Gebieten 1867 die preußische Provinz Schleswig-Holstein bildete.
Durch den deutsch-dänischen Krieg verkleinerte sich der dänische Herrschaftsbereich zum zweiten Male im 19. Jahrhundert, da die Herzogtümer nicht mehr von Kopenhagen aus regiert wurden, nachdem Dänemark bereits 1814 im Frieden von Kiel Norwegen an Schweden abtreten musste. Das Königreich Dänemark selbst blieb − da die Herzogtümern nur durch Personalunion mit ihm verbunden waren − in seinem Umfang unberührt. Es vergrößerte sich letztlich sogar durch einen Gebietsaustausch mit dem Herzogtum Schleswig, durch den beispielsweise Ripen zum Königreich kam.
Der Deutsch-Dänische Krieg zeigte, wie auch der zeitgleich stattfindende Bürgerkrieg in Nordamerika, einige neue Elemente moderner Kriege: Es trat die strategische Bedeutung der Eisenbahn beim Transport preußischer Truppen hervor, zum Beispiel aus Berlin, was als Fußmarsch sonst Wochen gedauert hätte. Und zum ersten Mal in der deutschen Kriegsgeschichte spielten Krupp-Geschütze, Krupp-Hinterlader-Kanonen mit gezogenen Läufen und Dreyse-Hinterlader-Gewehre eine entscheidende Rolle. Krupp-Kanonen waren in der Lage, über die Sonderburg vorgelagerte Bucht (den Vemmingbund) hinweg Zerstörungen an den dänischen Schanzen anzurichten. Sie fanden dann einen erneuten Einsatz im Krieg von 1870/71 gegen Frankreich vor Paris.
Der Krieg gegen Dänemark hatte außerdem einen maßgeblichen Einfluss auf die Entstehung des deutschen Nationalstaats von 1871.
Kulturgüter
1864 wurde der Idstedt-Löwe oder Flensburger Löwe, Monument von 1862 zur Erinnerung an den dänischen Sieg bei Idstedt im Schleswig-Holsteinischen Krieg, nach Berlin gebracht. Von dort kam das Denkmal 1945 nach Kopenhagen (Istedløven), 2011 kehrte es nach Flensburg zurück. Auch der Hærulfstein, ein am Ochsenweg in Nordschleswig gefundener Runenstein, wurde nach Berlin gebracht und dort am Jagdschloss Dreilinden aufgestellt. 1951 wurde er wieder nach Dänemark geschafft. Eine große Rolle in den Friedensverhandlungen spielten die archäologischen Fundstücke der Flensburger Sammlung, insbesondere das in Nordschleswig gefundene Nydam-Schiff. Das Nydamschiff befindet sich heute trotz dänischer Rückgabeforderungen nach den beiden Weltkriegen auf Schloss Gottorf in Schleswig.[3]
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Der Königshügel hieß bei den Österreichern „Königsberg“
- ↑ Ehrenmal Königshügel
- ↑ Karsten Kjer Michaelsen: Politikkens bog om Danmarks oldtid. Kopenhagen 2002, S. 138.
Literatur
- Tom Buk-Swienty: Schlachtbank Düppel: 18. April 1864. Die Geschichte einer Schlacht; Osburg-Verlag, Berlin 1. Auflage (29. August 2011), ISBN 978-3-940731-72-2
- Theodor Fontane: Der Schleswig-Holsteinsche Krieg im Jahre 1864. Vollständiger fotomechanischer Nachdruck der Erstausgabe von 1866 mit sämtlichen Illustrationen, einem neuen Vorwort zur deutsch-dänischen Frage von Sven-Aage Jørgensen und umfassendem Anhang hrsg. von Helmuth Nürnberger. Baltica Verlag, Flensburg 1998, ISBN 3-934097-02-2.
- Theodor Fontane: Der Schleswig-Holsteinische Krieg im Jahre 1864. Reprint der Ausgabe Berlin 1866, Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza, 2005/2009, ISBN 978-3-937135-88-5.
- Winfried Vogel: Entscheidung 1864. Bernard & Graefe, 1996, ISBN 3-7637-5943-3.
- Gerd Stolz: Unter dem Doppeladler für Schleswig-Holstein. Husum Verlag 2004, ISBN 3-89876-150-9.
- Johs. Nielsen: Der deutsch-dänische Krieg 1864. Tøjhusmuseet (DK) [Übers.: Sabine Kirchmeier-Andersen] 1991, ISBN 87-89022-18-1.
- Jürgen Angelow: Von Wien nach Königgrätz, 1996.
- Christensen, John (u. a.): 1864: fra helstat til nationalstat. Emil, Fårevejle 1998.
- Klaus Müller: Tegetthoffs Marsch in die Nordsee: Oeversee, Düppeler Schanzen, Helgoland im deutsch-dänischen Krieg, 1864. Styria, Graz 1991, ISBN 3222120072.
- Walter Westphal: Von Bornhöved bis zur Erstürmung der Düppeler Schanzen. Eigenverlag, 2001, ISBN 3-8311-2305-5.
- Diderik Johansen, Hardon Hansen: Vom Krieg 1864: Erlebnisse und Beobachtungen. Padborg 2001, ISBN 9788798393283.
- Michael Embree: Bismarck’s first war: the campaign of Schleswig and Jutland 1864. Helion, Solihull 2007, ISBN 978-1-906033-03-3.
Weblinks
Commons: Deutsch-Dänischer Krieg – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienWikisource: Wann, wann marschiren wir gen Norden? – Quellen und Volltexte- Deutsch-Dänischer Krieg. In: Österreich-Lexikon, online auf aeiou.
Kategorien:- Deutsch-Dänischer Krieg
- Historisches Ereignis (Schleswig-Holsteinische Geschichte)
- Krieg (19. Jahrhundert)
- 1864
- Krupp
- Dänische Militärgeschichte
- Deutsche Militärgeschichte
Wikimedia Foundation.