- Hans-Peter Rullmann
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Hans-Peter Rullmann (* 1. Oktober 1934 in Hamburg; † 29. Januar 2000 ebenda) war ein deutscher Journalist.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Nach dem Studium der Volkswirtschaft war er ab 1959 – zunächst in Ljubljana, dann in Belgrad – als Balkan-Korrespondent für deutsche Zeitungen und Rundfunksender, insbesondere für den Spiegel, tätig. Dort wurde er im März 1970 festgenommen und wegen angeblicher militärischer Spionage für den Warschauer Pakt zu sechs Jahren Haft verurteilt,[1] kam aber aufgrund eines Revisionsverfahrens im Juni 1971 wieder frei und kehrte nach Deutschland zurück. Auch der mitangeklagte Journalist der albanischsprachigen jugoslawischen Zeitung Rilindja kam frei und wurde rehabilitiert.[2] Wie sich später herausstellte, war Rullmanns Verhaftung offenbar vom damaligen jugoslawischen Innenminister Radovan Stijačić als Ablenkungsmanöver angeordnet worden, denn Stijačić selbst wurde später als Ostblock-Sympathisant aus der Partei ausgeschlossen.[3]
Später war Rullmann Herausgeber des Ost-Dienst, eines Informationsdienstes, der sich kritisch mit Jugoslawien befasste und weitgehend die Positionen rechtsgerichteter kroatischer Exilaktivisten vertrat. Spätestens 1980 stand er in Kontakt zu dem kroatischen Rechtsextremisten Dobroslav Paraga. Er gründete die Deutsch-kroatische Gesellschaft e. V. und war viele Jahre lang deren Vorsitzender. Er gab die Zeitschrift Hrvatska domovina (Kroatische Heimat) heraus. 1990 wurde er von einer kroatischen Exilantenorganisation in Los Angeles als Kroatischer Mann des Jahres ausgezeichnet. Er war Gutachter vor deutschen Verwaltungsgerichten in Asylfragen und verfasste mehrere Broschüren und Bücher. In den Jugoslawienkriegen ergriff er publizistisch in konservativen und rechtsgerichteten Zeitschriften wie Europa vorn und Ostpreußenblatt[4] für die scheinbar gemeinsam von einer serbischen Aggression betroffenen Kroaten und Bosnier Partei, zog sich aus der Thematik aber zunehmend zurück, als Feindseligkeiten zwischen Kroaten und Bosniern offensichtlich wurden.
1984 gründete er in Hamburg das homosexuelle Regionalmagazin Hamburger Gay Information. 1995 zog er sich von seinen publizistischen Tätigkeiten weitgehend zurück und lebte überwiegend in Agadir (Marokko).
Werke
- Tito. Vom Partisan zum Staatsmann. 2. Auflage, 1980, ISBN 3-442-11288-5
- Lech Walesa. Der sanfte Revolutionär. 1981, ISBN 3-442-11321-0
- Der Fall Demjanjuk. Zur Beweislage und zu den politischen Hintergründen des Prozesses in Jerusalem. 2. Auflage 1987, ISBN 3-922314-75-9
- Krisenherd Balkan. Jugoslawien zerbricht. 1989, ISBN 3-926827-17-0 (formal falsche ISBN)
Weblinks
- Literatur von und über Hans-Peter Rullmann im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Nachrufartikel, verfasst von Dobroslav Paraga
- Nachrufartikel auf hamburg-talk.de
Einzelnachweise
- ↑ Der Fall Rullmann. In: Die Zeit, Nr. 3/1971. Daumier – und ein Ende. In: Der Spiegel. Nr. 4, 1971 (online). Draußen vor einer anderen Tür. In: Der Spiegel. Nr. 41, 1971 (online).
- ↑ Betr.: Rullmann. In: Der Spiegel. Nr. 26, 1971 (online). Hilmi Thaci. In: Der Spiegel. Nr. 4, 1973 (online).
- ↑ Führer im Untergrund. In: Der Spiegel. Nr. 49, 1975 (online).
- ↑ Bernd Siegler: Verbale Munition gegen Liberalismus und Multikultur. In: taz, 22. Juli 1992; siehe auch apabiz.de
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