Hans-Werner Schlipköter

Hans-Werner Schlipköter

Hans-Werner Schlipköter (* 25. August 1924 in Nias, damals Niederländisch-Indien; † 12. März 2010) war ein deutscher Mediziner. Er galt als einer der Väter der Umweltmedizin in Deutschland.

Schlipköter war der Sohn eines Missionars in Indonesien und studierte Medizin an der Universität Straßburg, der Universität Tübingen und wurde mit einer Arbeit über Rückenmarkstumore bei Kindern an der Medizinischen Akademie Düsseldorf promoviert. Ab 1951 war er dort Assistent am Institut für Hygiene und Mikrobiologie bei Walter Kikuth und wandte sich der Erforschung der Silikose zu (Pathogenese, Therapie), die besonders im Ruhrgebiet bei Bergleuten ein Problem war. 1955 habilitierte er sich und wurde Leiter des Instituts für Experimentelle Silikoseforschung in Bochum-Hordel. Er war 1962 Gründungsdirektor des Instituts für Lufthygiene und Silikoseforschung (ab 1980 Medizinisches Institut für Umwelthygiene) der Medizinischen Akademie (der späteren Universität Düsseldorf), was er bis 1995 blieb. 1965 wurde er Professor an der neu gegründeten Universität Düsseldorf und Direktor des Instituts für Hygiene. 1974 war er Dekan der Medizinischen Fakultät in Düsseldorf. 1978 bis 1980 war er Rektor der Universität und 1980 bis zu seiner Emeritierung 1989 Prorektor für Finanzen.

Schlipköter war Berater der nordrheinwestfälischen Landesregierung und der Bundesregierung in umweltmedizinischen Fragen. Insbesondere befasste sich sein Institut mit Fragen der Luftverschmutzung, das auch politisch seit den 1960er Jahren ein zentrales Thema der SPD im Ruhrgebiet war, und Schlipköter war in vielen nationalen und internationalen Kommissionen und Gremien dazu, wie dem Beirat der Bundesärztekammer und in der WHO. Die Immissionsgrenzwerte der „TA-Luft“ in der Fassung von 1974 beruhten wesentlich auf der Arbeit seines Instituts. 1979 wurde sein Institut in Medizinisches Institut für Umwelthygiene (MIU) umbenannt, das Schlipköter bis 1995 leitete[1]. Dort entstand 1989 eine der ersten umweltmedizinischen Beratungsstellen in der Bundesrepublik und wurde in den 1990er Jahren der Krebsatlas Nordrhein-Westfalen erarbeitet. Viele der bei Schlipköter ausgebildeten Umweltmediziner hatten später leitende Funktionen in Behörden und in der Forschung.

Schlipköter erhielt 1968 mit Arthur Brockhaus den Robert-Koch-Preis für ihre Arbeiten zur Vorbeugung und Therapie von Quarzstaub-Silikose mit dem Polymer PVNO. Er erhielt außerdem die Johannes-Weyer-Medaille der Ärzteschaft von Nordrhein-Westfalen, das Große Bundesverdienstkreuz, den Verdienstorden des Landes Nordrheinwestfalen, die Goldene Ehrenmedaille der Universität Düsseldorf und eine Ehrenprofessur der Universität Peking. 1991 war er Mitgründer der Gesellschaft für Hygiene und Umweltmedizin (GHU). Als Vizedirektor der GHU organisierte er 1994 den 1. International Congress of Environmental Medicine in Duisburg.

Mit H. Erich Wichmann und Georges Fülgraff gab er das Handbuch der Umweltmedizin heraus.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Es wurde 2003 aufgelöst. Nachfolger ist das Institut für Umweltmedizinische Forschung (IUF) an der Universität Düsseldorf

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Arthur Brockhaus — Hans Arthur Brockhaus (* 9. April 1927) ist ein deutscher Chemiker im Bereich der Umweltmedizin. Brockhaus ist promovierter Chemiker. In den 1960er Jahren entwickelte er am Institut für Lufthygiene und Silikoseforschung in Düsseldorf in… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Träger des Verdienstordens des Landes Nordrhein-Westfalen — Diese Liste zeigt die Träger des Verdienstordens des Landes Nordrhein Westfalen mit Verleihungsjahr. (ab 2006 vollständig) Inhaltsverzeichnis 1 A 2 B 3 C 4 D 5 …   Deutsch Wikipedia

  • Robert-Koch-Preis — Der Robert Koch Preis ist eine der angesehensten wissenschaftlichen Auszeichnungen der Bundesrepublik Deutschland. Mit ihm werden seit 1970 jährlich, unter der Schirmherrschaft des Bundesgesundheitsministers, Forscher für ihre hervorragenden,… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Rektoren der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf — Die Liste der Rektoren der Heinrich Heine Universität Düsseldorf führt alle Personen auf, die seit der Gründung der „Medizinischen Akademie Düsseldorf“ 1923 und der der „Universität Düsseldorf“ 1965 (seit 1988 unter der Bezeichnung „Heinrich… …   Deutsch Wikipedia

  • Heinz-Erich Wichmann — (* 20. April 1946 in Elmshorn) ist Epidemiologe sowie Universitätsprofessor. Inhaltsverzeichnis 1 Ausbildung 2 Akademische Karriere 3 Werke 4 …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”