Cash Crops

Cash Crops

Cash Crops (engl. für „Bargeld-Pflanzen“) ist ein Begriff aus der Agrarökonomie, der in der Literatur nicht einheitlich verwendet wird.

Inhaltsverzeichnis

Definitionen

Es gibt mindestens vier unterschiedliche Definitionen, nach denen Cash Crops folgende Erzeugnisse der Pflanzen-, Tier- und Forstproduktion bezeichnet:[1]

Globale Bedeutung

Die Bedeutung von Cash Crops kann anhand von Indikatoren wie Landnutzung, Arbeitseinsatz, Produktion, Einkommen oder Exporten gemessen werden. Die Datenverfügbarkeit ist jedoch dünn und beschränkt sich im Fall international vergleichbarer Daten auf landwirtschaftliche Exporte auf Landesebene.[1]

Von Braun und Kennedy (1986)[2] schätzten die Bedeutung von Cash Crops anhand ihres Anteils an der bewirtschafteten Fläche. Sie definieren Cash Crops als Pflanzen, die erhebliche Verarbeitungschritte benötigen (z.B. Zuckerrohr, Faserpflanzen oder Ölpflanzen), üblicherweise exportiert werden (z.B. Kaffee, Tee) und auf dem Binnenmarkt verkauft werden (z.B. Obst und Gemüse). Vermarktete Grundnahrungsmittel fallen laut dieser Definition nicht unter Cash Crops. 20% der untersuchten -vor allem afrikanischen- 78 Länder hatten weniger als 10% ihrer Ackerfläche unter Cash Crops. 35% hatten mehr als 30% ihres Ackerlandes unter Cash Crops.[1]

Die Länder Ozeaniens sowie Amerikas hatten 2008 nach FAO-Zahlen im Durchschnitt mit 17% bzw. 12% einen größeren landwirtschaftlichen Anteil an den Warenexporten als asiatische (3%), afrikanische (6%) und europäische (7%). Der landwirtschaftliche Anteil an den Warenexporten der Least Developed Countries lag im selben Jahr bei 6%. Auf Landesebene zeigt sich eine erhebliche Variabilität. In Guinea-Bissau, Ruanda, Malawi, Paraguay, Äthiopien und Burundi überstieg der Anteil 80%. In Brasilien lag er bei 28%, in Indonesien bei 21%, in Australien bei 13%, in den USA bei 9% und in Deutschland bei 5%.[3]

Betriebsgröße und Marktintegration

Viele Studien dokumentieren, dass Kleinbauern in Entwicklungsländern gewöhnlich weniger auf die Produktion von Cash Crops ausgerichtet sind als Großbauern. Vielmehr ist bei ihnen eine Wirtschaftsweise mit dem Schwerpunkt auf Selbstversorgung die Regel. Fafchamps (1992) erklärt dies mit der Isolation vieler ländlicher Märkte in Entwicklungsländern: In dünnen und isolierten Märkten für Nahrungsmittel schwanken die Preise oft recht stark. Die Versorgung mit Nahrungsmitteln hat stets oberste Priorität für kleinbäuerliche Haushalte. Um die Ernährung des Haushalts zu sichern, sieht sich der Haushalt einem Preisrisiko von lokal zu erwerbenden Nahrungsmitteln ausgesetzt. Unter vereinfachten Annahmen ist davon auszugehen, dass die zu zahlenden Nahrungsmittelpreise zudem mit dem eigenen Ernteeinkommen korreliert sind. Unter diesen Umständen ist es die beste Strategie für die Kleinbauern, eine Subsistenzwirtschaft zu betreiben, die die Versorgung des Haushalts mit Grundnahrungsmitteln sichert.[4]

Wie für alle Menschen hat die ausreichende Versorgung mit Nahrungsmitteln auch für Großbauern oberste Priorität. Großbauern sind im Vergleich zu Kleinbauern aber tendenziell besser gegen Nahrungsmittelpreisschwankungen "versichert" und wenden (gemäß dem Engelschen Gesetz) im Fall der Marktbeschaffung einen geringeren Teil ihrer Ausgaben für Nahrungsmittel auf als Kleinbauern. Sie sind aus diesen Gründen nicht so stark auf eine Eigenproduktion von Nahrungsmitteln angewiesen wie Kleinbauern. Mit steigender Betriebsgröße und steigender Marktintegration sinkt demnach der relative Nutzen der Selbstversorgung.[4]

Auswirkungen

Maxwell und Fernando (1989) stellten eine kontroverse Debatte um die Auswirkungen von Cash Crops auf Wachstum, Verteilung, Nahrungsmittelsicherheit, Abhängigkeit und Umwelt fest.[1]

Wirtschaftswachstum

Bis dato (1989) gab es sehr wenige Fallstudien mit unterschiedlichen Ergebnissen zu den Auswirkungen von Cash Crops auf Wirtschaftswachstum.[1]

Armut und Einkommen

Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung von Maxwell und Fernando (1989) war die Ansicht vorherrschend, dass Cash Crops negative Verteilungswirkungen haben.[1] Eine wachsende Zahl von Fallstudien zeigte jedoch, dass Cash Crops armen Haushalten nutzen können, entweder direkt oder über den Arbeitsmarkt. In Tansania gelang eine Überwindung der Armut am meisten denjenigen Bauern, die ihre Landwirtschaft diversifizierten und neben Nahrungsmitteln für den Eigenkonsum Cash Crops (Gemüsen, Obst, Vanille) anbauten und Vieh hielten. Die Armut blieb eher in traditionelleren Systemen bestehen.[5] In Uganda war Armutsüberwindung verbunden mit einer Verbesserung der Produktivität und einer Diversifizierung in kommerzielle Pflanzen.[6] In Malawi produzieren Kleinbauern 70% des -hauptsächlich exportierten- Tabaks, was ihnen einen sozioökonomischen Aufstieg ermöglicht hat. In Vietnam führte die Liberalisierung der Agrarmärkte zu einer größeren Marktorientierung von Kleinbauern, wodurch ihre Armutsrate drastisch sank und ihre Einkommen deutlich anstiegen.[7]

Nahrungsmittelsicherheit

Kritiker wie Food First halten den Anbau von Cash Crops für eine Gefahr für die Ernährungssicherheit. Laut Moore-Lappé und Collins (1977) ist die Ernährung armer Bevölkerungsschichten nicht mehr sichergestellt, wenn Entwicklungsländer ihre Nahrungsmittelproduktion exportieren. Maxwell und Fernando halten diese Argumentation für eine gefährliche Vereinfachung. Per Pinstrup-Andersen (1983) kritisiert diejenigen, die in einer Substitution von Cash Crops durch Grundnahrungsmitteln eine Lösung des Hungerproblems sehen, da dieser Ansatz möglichen Nutzen durch Handel sowie die Möglichkeiten unterschiedlicher Gruppen, Nahrungsmittel zu erlangen, ignoriere. Von Braun und Kennedy (1986) fanden in einer Literaturanalyse keine Hinweise auf einen Zielfkonflikt zwischen Cash Crops und Grundnahrungsmitteln; die meisten Länder erreichen entweder ein Wachstum bei beidem oder bei keinem.[1]

Auf Haushaltsebene ergibt sich laut von Braun und Kennedy (1986) kein klares Bild der Auswirkungen von Cash Crops auf Ernährung.[1] Modelle wie das von Fafchamps (1992) legen nahe, dass Kleinbauern erst dann verstärkt auf Cash Crops umsteigen, wenn eine preislich stabile Möglichkeit zum Kauf von Nahrungsmitteln - etwa durch ausreichende Transportinfrastruktur/Marktintegration - gegeben ist. Nahrungsmittelsicherheit ist hier Voraussetzung für den Anbau von Cash Crops durch Kleinbauern.[4]

Abhängigkeit

Cash Crops können bestehende Abhängigkeiten verstärken und neue erschaffen. Beispielsweise können Kaffeeproduzenten abhängig sein vom Nachfrageverhalten von Konsumenten in reichen Ländern und etwa unter Krisen leiden. Laut Susan George (1985) droht mit Cash Crops eine Abhängigkeit von der Vermarktung dieser Cash Crops durch multinationale Konzernen und eine Abhängigkeit von der Versorgung mit Lebensmitteln durch reiche Länder. Laut UNCTAD kontrollierten 1980 drei der größten sechs multinationalen Konzerne 85-90% des Kaffee-, 85% des Kakao- und 70-75% des Bananenhandels. Eine aktuelle Analyse kleinbäuerlicher Kakaoerzeugung in Indonesien zeigte, dass lokale Erzeugerpreise tatsächlich eng mit den Weltmarktpreisen korreliert sind. Die Kleinbauern erlösten im Durchschnitt jedoch (hohe) 70,2 % der Weltmarktpreise.[8] Maxwell und Fernando (1989) halten die Ansicht für übertrieben, dass Landwirte durch die Erzeugung von Cash Crops für den Weltmarkt die Kontrolle über ihre Produktionsentscheidungen verlieren.[1]

Umwelt

Es gibt laut Maxwell und Fernando (1989) keine Hinweise, dass exportorientierte landwirtschaftliche Produktion umweltschädlicher ist als die kommerzielle Nahrungsmittelproduktion für den Haushaltskonsum.[1]

Literatur

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h i j Simon Maxwell & Adrian Fernando: Cash crops in developing countries: The issues, the facts, the policies. World Development, Band 17, Nr. 11, November 1989, S. 1677–1708.
  2. Von Braun, Joachim, and Eileen Kennedy, Commercialization of Subsistence Agriculture: Income and Nutritional Effects in Developing Countries, IFPRI Working Papers on Commercialization of Agriculture and Nutrition, No. 1 (Washington, DC: International Food Policy Research Institute, 1986).
  3. FAOSTAT. FAO, 2011.
  4. a b c Marcel Fafchamps: Cash Crop Production, Food Price Volatility, and Rural Market Integration in the Third World. American Journal of Agricultural Economics, Band 74, Nr. 1, Februar, 1992, S. 90-99.
  5. De Weerdt, Joachim (2006): Moving out of Poverty in Tanzania’s Kagera Region. Bukoba, Tanzania: Economic Development Initiatives.
  6. Krishna, Anirudh, Daniel Lumonya, Milissa Markiewicz, Firminus Mugumya, Agatha Kafuko, Jonah Wegoye (2006): Escaping Poverty and Becoming Poor in 36 Villages of Central and Western Uganda. Journal of Development Studies 42: 346–70.
  7. Weltbank (2007): World Development Report 2008: Agriculture for Development. S. 73.
  8. J. Juhrbandt, T. Duwe, J. Barkmann, G. Gerold, R. Marggraf (2010) Structure and management of cocoa agroforestry systems in Central Sulawesi across an intensification gradient. In: T. Tscharntke, C. Leuschner, E. Veldkamp, H. Faust, E. Guhardja, A. Bidin (eds) Tropical Rainforests and Agroforests under Global Change - Ecological and Socio-economic Valuations. Springer, Heidelberg u.a.O. S. 115-140

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