Hans Fricke (Widerstandskämpfer)

Hans Fricke (Widerstandskämpfer)

Hans Fricke (* 12. Mai 1926 in Köln) ist ein deutscher Widerstandskämpfer während der Zeit des Zweiten Weltkriegs.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Fricke, unehelich geboren, wuchs in Köln in einer Pflegefamilie auf. Als 10-Jähriger tratt er dem Deutschen Jungvolk bei, weigerte sich aber 1940 nach Abschluss der Volksschule der Hitlerjugend beizutreten. In Köln-Radertal begann er anschließend eine Lehre zum Maschinenschlosser.

Als 15-Jähriger begann Fricke durch Verweigerung des Hitlergrußes seine Einstellung gegenüber dem Regime offen zu zeigen und schloss sich 1941 der Gruppe der Kölner Edelweißpiraten an. Die Edelweißpiraten sahen sich in der Tradition der ab Sommer 1933 verbotenen Bündischen Jugend und führten weiterhin Fahrten und Wanderungen unabhängig von den NS-Jugendorganisationen durch. Die Mitglieder lieferten sich Auseinandersetzungen mit HJ-Streifen, schrieben Anti-NS-Parolen an Mauern und zeigten insbesondere ihre Zugehörigkeit zur Gruppe durch Tragen von karierten Hemden, weißen Kniestrümpfen und bunten Halstüchern. Fricke selbst beschreibt die Ziele der Edelweisspiraten folgendermaßen: „Allein mit ihrer Aufmachung, Gesinnung, Auftreten und mit ihren Liedern haben sie sich öffentlich vom Hitlerregime distanziert.[1] Zur Endzeit des Nationalsozialismus stand bereits das Tragen bündischer Kleidung unter der Bezeichnung bündische Umtriebe unter Strafe und wurde durch Polizei und Gestapo verfolgt. Fricke selbst entging nur knapp einer Verhaftung durch die Polizei und wurde mehrfach von NS-Organisationen festgehalten und bedroht.

Nach Abschluss der Lehre wurde Fricke 1943 zum Reichsarbeitsdienst einberufen. Anschließend wurde er 1944 in die Wehrmacht eingezogen und geriet noch im selben Jahr in Frankreich in Kriegsgefangenschaft. 1948 kehrte er nach einer Zeit als Zivilarbeiter nach Köln heim, wo er bis zu seinem Rentenbeginn als Maschinenschlosser lebte und arbeitete. Danach zog er in die Eifel nach Bad Münstereifel.

Fricke beteiligt sich seit 2004 als Zeitzeuge an der Aufarbeitung der Zeit des Nationalsozialismus.

Ehrungen

Im April 2011 erhielt er wegen seines Engagements als Zeitzeuge zusammen mit den übrigen vier noch lebenden Mitgliedern der Edelweißpiraten und der Ehrenfelder Gruppe: Gertrud Koch, Peter Schäfer, Wolfgang Schwarz und Fritz Theilen aus der Hand von Oberbürgermeister Jürgen Roters das Bundesverdienstkreuz am Bande ausgehändigt.[2] Jean Jülich, das bekannteste Mitglied der Kölner Widerstandsgruppen, der bereits 1991 geehrt worden war, war als Ehrengast anwesend.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Hans Fricke, Erinnerungsbericht für das NS-Dokumentationszentrum Köln
  2. Matthias Pesch: Vorbilder an Zivilcourage, in: Kölner Stadtanzeiger vom 14. April 2011, S. 26 (online mit Bild) (Zugriff April 2011)

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