Gertrud Koch (Widerstandskämpferin)

Gertrud Koch (Widerstandskämpferin)
Gertrud Koch im Friedenspark beim Edelweißpiratenfestival in Köln am 28. Juni 2009

Gertrud Koch, genannt „Mucki“, (* 1. Juni 1924 in Köln) leistete während des Zweiten Weltkriegs Widerstand gegen den Nationalsozialismus im Rahmen der Kölner Edelweißpiraten.

Gertrud Koch, geb. Kühlem, wurde als Tochter eines Kesselschmieds und einer Apothekerin in Köln geboren. Ihr Vater war Kommunist; er starb im KZ Esterwegen. Vor der Gleichschaltung der Jugendorganisationen in der Hitlerjugend war sie Mitglied der Roten Jungpioniere. Gertrud weigerte sich, dem Bund Deutscher Mädel beizutreten, und gründete mit Freundinnen und Freunden aus Köln und Düsseldorf nach dem Verbot der Jungen Pioniere eine informelle Gruppe, die der Nähe der Edelweißpiraten zuzurechnen ist und sich im weiteren Verlauf der Ereignisse zunehmend politisierte.

In Köln bildeten sich zu dieser Zeit weitere Gruppen von Edelweißpiraten. Einige Menschen dieses Umfelds gingen 1944 zusammen mit Hans Steinbrück in den Untergrund. Während die älteren „Navajos“ aus der Kölner Südstadt HJ-Streifen angriffen und die Ehrenfelder Gruppe auch mit militanten Aktionen gegen das Regime kämpfte, erstellte und verteilte die Gruppe um Gertrud Koch Flugblätter und schrieb Parolen an Hauswände und Eisenbahnwaggons. Ein Text der Edelweiß-Gruppe lautete zu Beginn ihrer Flugblattaktionen im Sommer 1942 etwa:

„Macht endlich Schluss mit der braunen Horde! Wir kommen um in diesem Elend. Diese Welt ist nicht mehr unsere Welt“

Die spektakulärste Aktion war ein „Flugblattregen“ aus der Kuppel des Kölner Hauptbahnhofs. In der Folge wurden Freunde und Bekannte verhaftet, in das berüchtigte EL-DE-Haus verschleppt, in dem die Gestapo ihren Sitz hatte. Koch wurde – wie einige andere auch – nach Brauweiler ins Gefängnis verbracht. Weitere Mitglieder der Gruppe kamen in Strafkompanien an die Front. Koch musste sich der Folter und den Schlägen der Gestapo-Beamten stellen, war unter anderem zwei Monate in Einzelhaft und wurde nur durch ein Versehen freigelassen. Sie wurde Zeugin, als in Ehrenfeld 13 Jugendliche der Ehrenfelder Gruppe öffentlich erhängt wurden. Günther Schwarz war mit sechzehn Jahren der Jüngste. Gemeinsam mit ihrer Mutter konnte Koch aus Köln fliehen und lebte die zwei Jahre bis zum Kriegsende auf einem Bergbauernhof in Süddeutschland.

Gegen das Vergessen der Ereignisse in der nationalsozialistischen Zeit engagieren sich die Edelweißpiraten Gertrud Koch, Jean Jülich und Peter Schäfer mit verschiedenen Publikationen, Vorträgen und Aktionen. Dafür zeichnete der Landschaftsverband Rheinland im Mai 2007 alle drei mit dem Rheinlandtaler aus.[1] 2008 wurde sie zusammen mit den Kölner Edelweißpiraten Jean Jülich, Wolfgang Schwarz und Fritz Theilen in Düsseldorf mit der Heine-Büste geehrt, die vom Düsseldorfer Freundeskreis Heinrich Heine verliehen wird. Damit wurde ihre außerordentliche Aktivität im Sinne des kritischen und widerständigen Geistes des bedeutendes Dichters gewürdigt. Nachdem Jean Jülich bereits 1991 das Bundesverdienstkreuz am Bande bekommen hatte, bekamen nicht zuletzt aufgrund langjähriger Bemühungen von Jürgen Roters im April 2011 auch die übrigen fünf noch lebenden Mitglieder der Kölner Widerstandsgruppen das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen.[2]

Einzelnachweise

  1. http://www.lvr.de/app/presse/index.asp?NNr=2563
  2. Mattias Pesch: Vorbilder an Zivilcourage, in: Kölner Stadtanzeiger vom 14. April 2011, S. 26 online (Zugriff April 2011)

Literatur

  • Gertrud Koch, Regina Carstensen: Edelweiß. Meine Jugend als Widerstandskämpferin. Rowohlt, Reinbek 2006, ISBN 3-49962-093-6.

Weblinks

 Commons: Gertrud Koch (Edelweißpiraten) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien



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