Heimatloser Ausländer

Heimatloser Ausländer

Heimatlose Ausländer ist eine in Deutschland verwendete Bezeichnung für Flüchtlinge des Zweiten Weltkriegs und Verschleppte des NS-Regimes, die in der amerikanischen und britischen Besatzungszone den Status von Displaced Persons hatten und nach der Gründung der Bundesrepublik Deutschland in die deutsche Verwaltungszuständigkeit kamen. Zu dieser Gruppe können sowohl Angehörige fremder Staatsangehörigkeiten als auch Staatenlose gehören.

Die Displaced Persons hatten in den Besatzungszonen unter der Betreuung von internationalen Flüchtlingsoganisationen gestanden und wurden von der deutschen Bundesregierung in ihre Obhut übernommen. Ihre Zahl betrug zu diesem Zeitpunkt noch etwa 130.000. Ihr neuer Rechtsstatus als „Heimatlose Ausländer“ wurde im Gesetz über die Rechtsstellung heimatloser Ausländer (HAuslG) vom 25. April 1951 geregelt. Für etliche Rechtsgebiete sprach das Gesetz die ausdrückliche Gleichstellung der Heimatlosen Ausländer mit deutschen Staatsangehörigen aus:

  • Eigentumserwerb
  • Freizügigkeit
  • Schulwesen
  • Ablegung von Prüfungen und Anerkennung von Examina
  • Ausübung freier Berufe
  • Ausübung nichtselbständiger Arbeit
  • Sozial- und Arbeitslosenversicherung und Arbeitsfürsorge
  • Öffentliche Fürsorge
  • Steuerwesen

Eine Gleichstellung mit deutschen Flüchtlingen oder Vertriebenen stellte das Gesetz nicht her. Diese genossen gegenüber deutschen Staatsangehörigen Sonderrechte, die eine materielle Entschädigung für Vermögensverluste darstellten (Soforthilfe, Lastenausgleich).

Der Status „Heimatloser Ausländer“ wird an die Nachkommen vererbt, erlischt jedoch bei Änderung der Staatsangehörigkeit. Heimatlose Ausländer besitzen kein Wahlrecht und keinen deutschen Reisepass, können beides jederzeit durch Einbürgerung erwerben.

2001 lebten ungefähr 12.000 Heimatlose Ausländer in Deutschland, 2007 noch ungefähr 6.000.[1]

Inhaltsverzeichnis

Terminologie und Konnotation

Die International Refugee Organization wies darauf hin, dass der betroffene Personenkreis nicht „heimatlos“ sei und schlug vor, den zutreffenderen Begriff „Flüchtlinge unter der Protektion der UN“ zu verwenden. Die Bundesregierung, in der das Vertriebenenministerium die Gesetzgebung maßgeblich beeinflusste, wollte jedoch eine Gleichstellung von DPs mit deutschen Flüchtlingen vermeiden und den Begriff des „Flüchtlings“ nicht verwenden. Das Ersetzen des Begriffs „Displaced Person“ durch den des „Heimatlosen Ausländers“ vermied zudem den darin enthaltenen Hinweis auf die unverschuldete Zwangsverschleppung und damit die Erinnerung an deutsches schuldhaftes Handeln im Zweiten Weltkrieg.

Einzelnachweise

  1. Bundesministerium des Innern: Übersicht der Zahl der heimatlosen Ausländer in der Bundesrepublik Deutschland

Literatur

Jacobmeyer, Wolfgang: Vom Zwangsarbeiter zum Heimatlosen Ausländer. Die Displaced Persons in Westdeutschland 1945-1951. Schriftenreihe Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft, Bd.65, Göttingen 1985, ISBN 3-525-35724-9

Weblinks

Rechtshinweis Bitte den Hinweis zu Rechtsthemen beachten!

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Ausländer — Kanake (abwertend) (derb); Fremdstämmiger; Mensch mit Migrationshintergrund * * * Aus|län|der [ au̮slɛndɐ], der; s, , Aus|län|de|rin [ au̮slɛndərɪn], die; , nen: Person, die einem ausländischen Staat angehört: sie half einem Ausländer, eine… …   Universal-Lexikon

  • Heimatlose Ausländer — ist eine in Deutschland verwendete Bezeichnung für Flüchtlinge des Zweiten Weltkriegs und Verschleppte des NS Regimes, die sich nach der Gründung der Bundesrepublik Deutschland im Bundesgebiet befanden. Zu dieser Gruppe können sowohl Angehörige… …   Deutsch Wikipedia

  • Approbationsordnung — Approbationsordnungen (von lat. approbatio = Billigung, Genehmigung) regeln in Deutschland die Zulassung zu den akademischen Heilberufen Arzt, Zahnarzt, Tierarzt, Psychologischer Psychotherapeut, Kinder und Jugendlichenpsychotherapeut und… …   Deutsch Wikipedia

  • Valka-Lager — Das Valka Lager war ein bedeutender Ort zur Unterbringung heimatloser Ausländer, den sogenannten Displaced Persons (DPs), in Nürnberg Langwasser. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, wurde 1946 das Gelände des ehemaligen Kriegsgefangenenlagers… …   Deutsch Wikipedia

  • Heimatlosigkeit — Der Begriff Heimatlosigkeit bezieht sich auf ein vielschichtiges Phänomen, das um die Abwesenheit von Heimat und Heimatgefühl kreist. Zunächst steht der Begriff daher im Kontext einer geographischen Heimatlosigkeit, sei es durch Obdachlosigkeit… …   Deutsch Wikipedia

  • Konträre Sexualstörung — Dieser Artikel wurde aufgrund von inhaltlichen Mängeln auf der Qualitätssicherungsseite der Redaktion Sexualität eingetragen. Dies geschieht, um die Qualität der Artikel aus dem Themengebiet Sexualität auf ein akzeptables Niveau zu bringen. Dabei …   Deutsch Wikipedia

  • Transsexualismus — Dieser Artikel wurde aufgrund von inhaltlichen Mängeln auf der Qualitätssicherungsseite der Redaktion Sexualität eingetragen. Dies geschieht, um die Qualität der Artikel aus dem Themengebiet Sexualität auf ein akzeptables Niveau zu bringen. Dabei …   Deutsch Wikipedia

  • Transsexuell — Dieser Artikel wurde aufgrund von inhaltlichen Mängeln auf der Qualitätssicherungsseite der Redaktion Sexualität eingetragen. Dies geschieht, um die Qualität der Artikel aus dem Themengebiet Sexualität auf ein akzeptables Niveau zu bringen. Dabei …   Deutsch Wikipedia

  • Transsexuelle — Dieser Artikel wurde aufgrund von inhaltlichen Mängeln auf der Qualitätssicherungsseite der Redaktion Sexualität eingetragen. Dies geschieht, um die Qualität der Artikel aus dem Themengebiet Sexualität auf ein akzeptables Niveau zu bringen. Dabei …   Deutsch Wikipedia

  • Friedensnobelpreis 1958: Dominique Georges Pire —   Mit der Auszeichnung des belgischen Dominikaners wurde dessen jahrzehntelanger Einsatz für bedürftige Menschen in aller Welt, insbesondere für im Zweiten Weltkrieg Entwurzelte, gewürdigt.    Biografie   Dominique (ab 1934) Georges Charles… …   Universal-Lexikon

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”