Heinrich Ilgenfritz

Heinrich Ilgenfritz

Heinrich Ilgenfritz (* 16. April 1899 in Nürnberg; † 27. Mai 1969 in Brandenburg/Havel) war ein deutscher Maler, Formgestalter, Graphiker, speziell auch Kupferstecher

Inhaltsverzeichnis

Leben

Heinrich Ilgenfritz wurde 1899 in Nürnberg geboren. Er wuchs in sehr bescheidenen Verhältnissen auf. Das zeichnerische Talent entdeckte ein Schulinspektor, der ihm die Ausbildung bei einem Graveur anbahnte. So oft es ging, nutzte er in der Freizeit die Möglichkeiten des „Offenen Zeichensaals“ in Nürnberg, um seine künstlerischen Anlagen weiterzuentwickeln.
Von Januar bis November 1918 war er Soldat. Als Meldereiter an der Westfront erlebte er die Grausamkeiten des Krieges.


1919-1921 besuchte er, gefördert durch ein städtisches Stipendium, die Kunstgewerbeschule Nürnberg. Nach Abschluss der Ausbildung zog es ihn in den Norden. Die Jahre 1922 bis 1927 verbrachte er als Graveur und Entwurfszeichner in Flensburg, Kiel und Bremen: er gestaltete Schmuck und Silberwaren. In dieser Zeit begann er zu malen. Im nahen Worpswede und Fischerhude kam es zu Begegnungen u.a. mit Heinrich Vogeler und Otto Modersohn, der ihn 1927 anregte, eine Studienreise nach Paris zu unternehmen. Dort entdeckte er für sich als künstlerisches Ausdrucksmittel den Kupferstich, die von ihm später bevorzugte graphische Technik, die damals von den „Peintres Graveurs“ in freien Arbeiten angewandt und weiterentwickelt wurde. Als einer seiner ersten Kupferstiche entstand "Mädchen im Wind".

Es folgten die Meisterprüfung als Graveur für Kupfer- und Stahlstich (1929) in Kassel, das Examen als Werklehrer für Volks-, mittlere und höherer Schulen (1929) und ein Studium an der Staatlichen Kunstakademie Kassel (1928-1932), das mit der Auflösung der Akademie ein vorzeitiges Ende fand. Er beteiligte sich an Ausstellungen u.a. „Der zeitgenössische deutsche Kupferstich“ 1929 in Bautzen (Initiator Johannes Wüsten), und er war mit Aquarellen auf der „Dezember-Ausstellung vom Künstlerbund Bremen e.V.“ 1929 vertreten. 1930 erhielt er den Albrecht-Dürer-Preis der Stadt Nürnberg.

Das Studium konnte er 1932 in Berlin an den Vereinten Staatsschulen für freie und angewandte Kunst fortsetzen u.a. bei Georg Walter Rössner. Dort wurde er Meisterschüler bei Hans Meid (bis 1935). 1932 wurde er auch in eine Kollegen-Ausstellung in der Galerie Gurlitt in Berlin einbezogen.

Er fand eine Anstellung als kartographischer Kupferstecher und Architekturstecher. Daneben arbeitete er als Buchgestalter und Illustrator, vorwiegend mit einfarbigen Federzeichnungen als Buchschmuck.

Am Ende des zweiten Weltkriegs wurde er noch zum Volkssturm eingezogen und geriet in Gefangenschaft.

Nach kurzer Tätigkeit als Kunst- und Werklehrer an einem Berliner Gymnasium war Heinrich Ilgenfritz von 1947 bis 1952 Dozent an der Hochschule für bildende und angewandte Kunst in Berlin-Weissensee, 1952 wurde er Leiter der Fachschule für Graphik, Druck und Werbung in Berlin-Oberschöneweide. Von 1956 bis 1961 arbeitete er als Dozent an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig, wo die Ausbildung von Stechern für den Wertdruck in seinen Händen lag.

1963 zog er sich nach Kleinmachnow bei Berlin zurück. Krankheit schränkte ihn zunehmend in seinem Schaffen ein. Er starb 1969. Seine letzte Ruhestätte fand er auf dem Südwestkirchhof Stahnsdorf.

Werke (Auswahl)

Bilder sind vereinzelt in Privatbesitz erhalten (u.a.„Blumen am Fenster“, 1923; „Frühlingsnacht“, 1924; „Kinder am Baum“,1925; „Morgentoilette“, ca.1926), aus Öffentlichen Kunstsammlungen verschwanden sie in den 30er Jahren.
Kupferstiche: „Drei Frauen“ (1928), „Mütter“ (1929), „Kartoffelernte“ (1929), „Fischverkauf“ (1931), „Motette“ (1934), „Reitende“ (1948), „Pferde“(1949), „Wir heißen Euch hoffen“ (1949)
Kleingraphik: u.a. viele Exlibris, p.f.- Grüße zum Jahreswechsel
Radierungen: „Wohin?“ (1947), „Geschändet“ (1948), „Bahnsteig“ ( 1950)
Lithographien: Zyklus “Die Hungerpeitsche“, 8 Steinzeichnungen (1928)
Holzschnitte: „Heimweg“ (ca.1930), „Heimkehrende Fischer“(1934)
Buchillustrationen: „Mutter.Ein Buch der Liebe“, Büchergilde Gutenberg 1933; Hans Fallada: „Kleiner Mann-was nun?“, Buchgemeinschaft Berlin ca.1935; Stefan Andres: El Greco malt den Großinquisitor“, 1936; Otto Pentzel: „Buschkampf in Ostafrika“, o.J.; Ernst Wiechert: „Das heilige Jahr“, 1936; John Masefield: “Der goldenen Hahn“, 1938; Ernst Wiechert: „Der Kinderkreuzzug“, 1938; Estrid Ott: „Die Inselreise“, 1939; Hans Aanrud: „Kroppzeug“, 1942; Claude -Tillier: „Mein Onkel Benjamin“, 1946; Johann Peter Hebel: “Schatzkästlein“, 1947
Heinrich Ilgenfritz gestaltete auch Medaillen und Briefmarken. Die bedeutendste Briefmarkenserie ist die Serie „Berühmte Deutsche“ ab 1948 für die Deutsche Post (SBZ).
Graphische Blätter sind in verschiedenen Öffentlichen Kunstsammlungen und Museen zu finden (u.a. in Berlin, Kassel, Leipzig, Görlitz, Wien), speziell Exlibris in Schloß Burgk/Saale, Mainz und Frederikshavn/DK.
Seit Kindertagen beschäftigte ihn das Motiv Pferd, in unterschiedlichen Techniken wurde es zum Thema in vielen Arbeiten.
Er schrieb das Buch: „Der Kupferstich. Kunstgeschichtlicher Überblick und Beschreibung der Technik“, Verlag der Kunst, Dresden 1958.

Sein Signet bis etwa 1930 ist ein Monogramm aus H+I in verschiedenen Formen, auch die Buchstabenfolge IL, ILGEN, später wählte er das tz.

Ausstellungen


Die ersten

1929 „Dezember-Ausstellung Künstlerbund Bremen e.V.“ (Aquarelle)
1929 „Der zeitgenössische deutsche Kupferstich“ in Bautzen
1931 „Der neue Stich in Kupfer, Holz und Stein“, Berlin
1935 „Third International Exhibition of Etching and Engraving“ in Chicago

Die letzten

1995 „Druckgraphik“, Galerie im Rathaus Berlin-Treptow
1999 „Kupferstiche und Radierungen“, Galerie Hintersdorf , Berlin
2000 „Kopperstik – grafiske arbejden“, Frederikshavn Kunstmuseum og Exlibrissamling
2003 „Arbeiten aus dem Nachlass“, Galerie Hintersdorf, Berlin
2007/08 „Unterm St(r)ich. Der Kupferstich in der Moderne“, Galerie Carlshorst, Berlin
2007/08 „Heinrich Ilgenfritz – Ein Meister des Kupferstichs. Arbeiten aus seinem Lebenswerk" Sozio-kulturelles Zentrum Ratz-Fatz, Berlin

Auskünfte und Literatur (Auswahl)

  • H.H. Engelhardt: Vitalität der Markensprache. Auf Anhieb acht Entwürfe. In: Sammlerexpress H.20(1948), S.308.
  • Hans Vollmer: Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des XX. Jahrhunderts, Bd.2, Leipzig 1955, S.546
  • K.K.Doberer: Heinrich Ilgenfritz und seine Briefmarkenentwürfe, In: Der Sammlerdienst 1959, Heft17
  • Renate Wenger: Der Kupferstecher Heinrich Ilgenfritz, In: Bildende Kunst, 1962, H.12, S.635-639
  • Hans Schulze: Heinrich Ilgenfritz, In: Artisti dell´Exlibris I, Como 1968, S.173-184
  • Hans Schulze: Heinrich Ilgenfritz, In: Exlibriskunst und Gebrauchsgraphik. Jahrbuch der Deutschen Exlibris-Gesellschaft, 1971
  • Lexikon der Kunst in 7 Bänden, E.A.Seemann Leipzig 1991 ff., Band III, S.397
  • Joachim Pohl: Heinrich Ilgenfritz 1899 - 1969. Acht Tiefdrucke, Edition Pohl, Berlin 1993
  • Hartmut Pätzke: Heinrich Ilgenfritz, In: Mitteilungen der Deutschen Exlibrisgesellschaft 1999-1, S.3-5
  • Maria Viktoria Schubert: Exlibris-Werkliste Heinrich Ilgenfritz, In: Mitteilungen der Deutschen Exlibrisgesellschaft, 1999-1, S.6-8
  • Hartmut Pätzke: Heinrich Ilgenfritz zum 100. Geburtstag, In: Heinrich Ilgenfritz 1899 - 1969. Kupferstiche und Radierungen. Katalog zur Ausstellung in der Galerie Hintersdorf, Berlin 1999, S.4-5
  • Maria-Viktoria Schubert: Heinrich Ilgenfritz 1899 - 1969. Kupferstiche und Radierungen. Katalog zur Ausstellung in der Galerie Hintersdorf, Berlin 1999
  • Detlev Lorenz: Künstlerspuren in Berlin vom Barock bis heute, Berlin 2002.
  • Peter Hahn: Südwestkirchhof Stahnsdorf. Lexikon-Lesebuch-Parkführer, Badenweiler 2003, S.141-142.
  • Manfred Neureiter: Lexikon der Exlibriskünstler, Berlin 2009, S.204.

Den Nachlass pflegte zunächst Henriette Ilgenfritz bis 1995, seitdem betreuen ihn Tochter Maria-Viktoria Schubert und Sohn Ernst-Michael Ilgenfritz.


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