Hermann Markl

Hermann Markl

Hermann Markl (* 8. Juni 1908 in Radelsdorf; † ?, nach 1967) war ein deutscher Jurist, der 1942 in Nürnberg als Staatsanwalt am Todesurteil gegen Leo Katzenberger wegen „Rassenschande“ mitwirkte.

Leben

Hermann Markl trat 1934 der SA bei, 1935 auch der NSDAP. Als Staatsanwalt klagte er 1942 den jüdischen Schuhwarenhändler Leo Katzenberger wegen angeblicher „Rassenschande“ an. In seiner Anklage bezeichnete Markl Katzenberger unter anderem als „gefährlichen Volksfeind“, auch seien „die Juden unser Unglück“ und „am Kriege schuld“.[1] Katzenberger wurde vom Sondergericht Nürnberg unter Leitung von Oswald Rothaug zum Tode verurteilt, und im Juni 1942 hingerichtet. „Rassenschande“ wurde üblicherweise mit Zuchthaus bestraft, das Strafmaß gegen Katzenberger ist eins von nur fünf bekannten Todesurteilen wegen dieses „Deliktes“.

Nach Kriegsende sagte Markl 1947 als Zeuge im Juristenprozess gegen Oswald Rothaug aus. In dem Nürnberger Nachfolgeprozess wurde Rothaug unter anderem wegen des Katzenberger-Urteils zu lebenslanger Haft verurteilt.[2] 1951 wurde Markl in Bayern als Amtsrichter wieder eingestellt und nach vier Jahren zum Oberlandesgerichtsrat befördert. Er arbeitete als Richter am Oberlandesgericht München,[3] wo er 1962 vorzeitig pensioniert wurde, nachdem seine Rolle im Katzenberger-Prozess durch den Film Das Urteil von Nürnberg ins Licht der Öffentlichkeit geriet, und Studenten in München gegen ihn demonstrierten.[1] Markl erhielt eine ungekürzte Pension und wirkte als Vormund für die Katholische Jugendfürsorge in München.[4]

Literatur

Einzelnachweise

  1. a b Der Film brachte es an den Tag. In: „Die Zeit“, Nr. 15/1962 vom 13. April 1962.
  2. Trials of War Criminals before the Nuremberg Military Tribunals under Control Council Law No. 10, Vol. III, „The Justice Case“. Government Printing Office, Washington DC 1948, S. 650–664.
  3. Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich, 2. Auflage. Fischer, Frankfurt am Main 2007, S. 391.
  4. Justiz / Rassenschande: Na und. In: „Der Spiegel“, Nr. 42/1967 vom 9. Oktober 1967.

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