Herzogtum Mantua

Herzogtum Mantua
Flagge von Mantua 1575-1707
Palazzo Ducale (Herzogspalast) in Mantua
Isabella d’Este gezeichnet von Leonardo da Vinci

Das Herzogtum Mantua (ital. Ducato di Mantova) (hervorgegangen aus der Stadtkommune Mantua, Reichsvikariat später Markgrafschaft Mantua) war ein Territorium in Oberitalien im Spätmittelalter und der frühen Neuzeit. Beherrscht wurde das Gebiet von der Familie Gonzaga. Es ging im 18. Jahrhundert in der österreichischen Lombardei auf.

Inhaltsverzeichnis

Aufstieg und Blütezeit

Heinrich VII. erklärte 1313 Rinaldo Bonacolsi (genannt Passerino) zum Reichsvikar. Sein Nachfolger Kaiser Ludwig der Bayer verlieh dann 1329 Luigi I. Gonzaga das Vikariat, der daraufhin Mantua zu einer umfassenden Herrschaft ausbaute. Von Kaiser Sigismund wurde das Gebiet unter Gianfrancesco I. Gonzaga 1433 zur Markgrafschaft erklärt.

Ähnlich wie das Herzogtum Modena verdankte das Herzogtum Mantua sein Überleben der Funktion als Pufferstaat. Das Gebiet lag an einer strategisch ausgesprochen wichtigen Stelle zwischen dem Herzogtum Mailand, dem Herzogtum Parma-Piacenza, dem Herzogtum Modena, dem Kirchenstaat, dem Herzogtum Ferrara sowie der Republik Venedig. Es nahm im Wesentlichen den östlichen und fruchtbaren Teil der Poebene ein.

Insbesondere in der Ära der mit Gianfrancesco II. Gonzaga verheirateten Isabella d’Este wurde der Hof des Herzogtums Mantua zu einem der wichtigsten Förderer der Künste in Europa.

Anlehnung an Habsburg

Im 16. Jahrhundert war das Herzogtum eng mit Habsburg verbunden. Im Jahr 1508 beteiligte sich das Herzogtum an der Liga von Cambrai, die gegen Venedig gerichtet war. Karl V. erhob Federico II. Gonzaga 1530 zum Herzog. Unter diesem kam zwischen 1536 und 1559 die Markgrafschaft Montferrat hinzu. Diese lag zwischen dem Herzogtum Savoyen, dem Herzogtum Mailand und dem Herzogtum Parma-Piacenza. Für den Kaiser haben die Herzöge von Mantua das östliche und westliche Oberitalien kontrolliert. Versuche sich das Herzogtum Mailand einzuverleiben scheiterten. Daher war das Herzogtum trotz erheblichen Wohlstandes zu schwach, um eine eigene von Habsburg unabhängige Politik zu betreiben.

Konflikte um das Herzogtum

Herzog Karl Emanuel I. von Savoyen führte zwischen 1613 und 1617 Krieg um das Herzogtum Mantua oder wenigstens Montferrat zu gewinnen. Er stieß damit auf den Widerstand Spaniens, Österreichs und Venedigs und musste diesen Versuch aufgeben.

Nach dem die Hauptlinie der Familie Gonzaga 1627 ausgestorben war, hat Kaiser Ferdinand II. versucht das Herzogtümer Mantua und Montferrat als erledigtes Lehen einzuziehen. Dies führte zum Mantuanischen Erbfolgekrieg von 1630/31 mit Frankreich. Für Frankreich war die Kontrolle Mantuas und Montferrats von erheblicher Bedeutung, weil es dadurch eine bedeutende Machtposition in Oberitalien gewinnen konnte. Der Konflikt an dem unter anderem auch Savoyen und andere Staaten beteiligt waren, wurde ohne Rücksicht auf die zivile Bevölkerung geführt. Im Jahr 1630 wurde Mantua von den Kaiserlichen erobert, doch durch die Anforderungen des dreißigjährigen Krieges in Deutschland musste der Kaiser 1631 weitgehend nachgeben. Als Ergebnis kam das Land an eine Nebenlinie der Gonzaga unter dem Duc de Nevers. Dieser musste einen Teil des Herzogtums Montferrat an Savoyen abgeben. Das Herzogtum Mantua verlor im Verlauf des Erbfolgekrieges dreiviertel der Einwohner und die Auseinandersetzung hinterließ völlig zerrüttete Staatsfinanzen. Bereits in den 1680er Jahren musste das Herzogtum das strategisch wichtige Casale an Frankreich verkaufen.

Ende

Oberitalien um 1796

Im spanischen Erbfolgekrieg hat Leopold I. das Herzogtum Mantua eingezogen, da der letzte Herzog Ferdinando Carlo von Gonzaga-Nevers sich auf die Seite Frankreichs gestellt hatte. Das Gebiet wurde nun mit dem bereits habsburgischen Herzogtum Mailand vereinigt. Der Rest von Montferrat fiel 1703 an Savoyen.

Regenten

Linie Gonzaga

  1. Luigi I. (Stadtherr von Mantua 1328–1360)
  2. Guido (1360–1369, Graf von Mantua seit 1362)
  3. Luigi II. (1369–1382)
  4. Francesco I. (1382–1407)
  5. Gianfrancesco I. (1407–1444, Markgraf von Mantua seit 1433)
  6. Luigi III. genannt „il Turco“ (1444–1478)
  7. Federico I. (1478–1484)
  8. Gianfrancesco II. (1484–1519)
  9. Federico II. (1519–1540, Herzog von Mantua 1530)
  10. Francesco III. (1540–1550)
  11. Guglielmo (1550–1587)
  12. Vincenzo I. (1587–1612)
  13. Francesco IV. (1612)
  14. Ferdinando (1612–1626)
  15. Vincenzo II. (1626–1627)

Linie Gonzaga-Nevers

  1. Carlo I. (1630–1637), Herzog von Nevers und Rethel
  2. Carlo III. (1637–1665), Herzog von Nevers und Rethel bis 1659
  3. Carlo IV. (1665–1708)

Literatur

  • Wolfgang Altgeld/Rudolf Lill (Hrsg.): Kleine italienische Geschichte. Bonn, 2005 ISBN 3-89331-655-8
  • Gerhard Köbler: Historisches Lexikon der deutschen Länder. Die deutschen Territorien vom Mittelalter bis zu Gegenwart. München 1992, ISBN 3-406-35865-9, S.371

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