- Liga von Cambrai
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Am 10. Dezember 1508 unterzeichneten in Cambrai der französische König Ludwig XII. und Kaiser Maximilian I. einen Bündnisvertrag. Diesem Bündnisvertrag schlossen sich Papst Julius II., der aragonesische König Ferdinand der Katholische, der ungarische König Vladislav II. und der englische König Heinrich VIII. an. Dieses Bündnis wurde Liga von Cambrai genannt.
Inhaltsverzeichnis
Die Ziele der Liga von Cambrai
Das offizielle Ziel der Liga von Cambrai sollte ein Feldzug gegen die osmanischen Türken sein. Das tatsächliche Ziel der Liga von Cambrai war aber ein Vernichtungsfeldzug gegen die Republik Venedig. Der Papst verkündete am 27. April 1509 gegen die Republik Venedig das kirchliche Interdikt.
Die Vertragspartner wollten ihren Machtbereich auf Kosten der Republik Venedig in Italien erweitern. Sie hatten zum Teil gegensätzliche Ziele, die 1510 zum Zerfall der Liga führten.
- Ludwig XII. (1462–1515) wollte seine Herrschaft im Herzogtum Mailand festigen. Er begründete seinen Anspruch auf das Herzogtum Mailand mit seiner Abstammung von der ehemaligen Herzogfamilie Visconti. Ludwigs Großeltern waren Valentina Visconti und Ludwig von Orléans (1372–1407). Ludwig XII. war mit der Republik Venedig verbündet; aufgrund der mangelhaften Bündnistreue der Venezianer war er aber bereit, die Seiten zu wechseln. Im Vertrag von Cambrai wurde ihm die Stadt Brescia zugesichert. Gleichzeitig musste er sich verpflichten, seinen Krieg gegen das Königreich Navarra zu beenden.
- Maximilian I. (1459–1519) wollte reichsrechtliche Ansprüche in Oberitalien erneuern bzw. das Loslösen Italiens vom Reich verhindern. Der Reichstag von 1507 bestätigte Maximilian die finanzielle und militärische Unterstützung bei diesem Vorhaben. Maximilian war seit 1493 in zweiter Ehe mit Bianca Maria Sforza (1472–1511) verheiratet. Sie war eine Nichte des 1499/1500 gestürzten Herzogs von Mailand, Ludovico il Moro (1452–1510). Am 4. Februar 1508 wurde Maximilian in Trient mit Zustimmung des Papstes zum „Erwählten Römischen Kaiser“ ernannt. Französische und venezianische Truppen verhinderten den geplanten Romzug Maximilians zur Kaiserkrönung. Der Vertrag von Cambrai sicherte ihm den Besitz der Stadt Verona zu. Maximilian wurde aufgefordert, sich nicht für die Interessen seines Enkels Karl, des späteren Kaisers Karl V. (1500–1558), in Geldern politisch zu engagieren.
- Papst Julius II. (1443–1513) wollte einen starken Kirchenstaat schaffen. Des Weiteren wollte er Italien unter päpstlicher Herrschaft einigen. Gleichzeitig sollten alle französischen, deutschen und spanischen Truppen aus Italien vertrieben werden. Der Vertrag von Cambrai sicherte ihm die Herrschaft über die Stadt Ravenna zu.
- Ferdinand der Katholische von Aragon (1452–1516) wollte die Herrschaft der Aragonesen in Süditalien festigen bzw. ausbauen. Ferdinand soll gemäß Vertrag die Stadt Otranto und andere Gebiete an der Adriaküste erhalten.
Die Ereignisse des Jahres 1509
Die Venezianer konnten 40.000 Söldner anwerben. Im Frühjahr 1509 gelang es dem venezianischen Condottiere Bartolomeo d'Alviano, die Städte Görz, Triest und Fiume zu erobern. Um weiteres Unheil zu verhindern, schloss Maximilian Ende April 1509 einen Waffenstillstand mit der Republik Venedig. Im Mai 1509 siegte das Heer der Liga von Cambrai in der Schlacht von Agnadello unter Führung des aus Mailand stammenden Condottiere Gian Giacomo Trivulzio (1441–1517). Dieser Trivulzio diente dem ehemaligen Mailänder Herzog Ludovico il Moro als Condottiere und war seit 1499 französischer Gouverneur von Mailand. Dieses Amt nutzte er zum umfangreichen Erwerb von Grundbesitz im heutigen Tessin. Der venezianische Condottiere Bartolomeo d’Alviano geriet in Gefangenschaft.
Die Venezianer gaben sich jedoch nicht geschlagen. Sie eroberten Padua und Treviso und befestigten die Stadtmauern dieser Städte. Maximilian erschien erst im August 1509 in Italien und belagerte die Städte Padua und Treviso 40 Tage lang. Nach der Zerstörung der Stadtmauern von Padua und Treviso schlossen Maximilian und Venedig Frieden. Die Venezianer schlossen mit dem Papst und dem König von Aragon Frieden und traten Gebiete ab. Dadurch gelang es den Diplomaten der Republik Venedig den König von Frankreich zu isolieren.
Am 24. Februar 1510 zog der Papst das Interdikt gegen die Republik Venedig zurück. Damit endet das Bündnis der Liga von Cambrai.
Da Frankreich in Italien zu mächtig wurde, schloss der Papst mit Venedig, dem Kaiser und dem König von Aragonien 1511 die Heilige Liga. Das politische Ziel der neuen Koalition war die Vertreibung der Franzosen aus Italien.
Literatur
- Neithard Bulst: Ludwig XII. in: Französische Könige und Kaiser der Neuzeit 1498–1870, Verlag C.H. Beck, München 1994, ISBN 3-406-38506-0
- Detlef Plöse: Maximilian I. in: Deutsche Könige und Kaiser des Mittelalters, Urania-Verlag Leipzig Jena Berlin, 1. Auflage 1989, ISBN 3-412-03688-9
- Horst Rabe: Deutsche Geschichte 1500–1600, Verlag C.H. Beck, München 1991, ISBN 3-406-35501-3
- Leopold von Ranke: Geschichte der germanischen Völker, Emil Vollmer Verlag Essen, ISBN 3-88851-185-2
- Ilan Rachum: Enzyklopädie der Renaissance, Atlantis Verlag Zürich, ISBN 3-7611-0725-0
- Klaus Schelle: Die Sforza, Magnus Verlag Essen, keine weiteren Angaben
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