Hugo Gutmann

Hugo Gutmann

Hugo Gutmann (Henry G. Grant) (* 19. November 1880 in Nürnberg; † 1962 oder 1971) war ein Soldat und Unternehmer.

Seine Eltern waren Salomon und Emma Gutmann. Sein Vater hatte 1878 eine Fabrikationen für Büromöbeleinrichtungen gegründet. Hugos älterer Bruder Ludwig Gutmann (* 16. Januar 1877 in Nürnberg) war mit Lily Reinemann verheiratet und hatte den Sohn Fritz Gutmann (* 26. Februar 1911), der nach 1945 in den USA lebte.

Hugo Gutmann machte eine Lehre im Bankhaus Anton Kohn. 1902 trat er in die Bayerische Armee ein, stieg bis 1904 zum Feldwebel auf und ging dann in die Reserve. Zu Beginn des Ersten Weltkriegs wurde er wieder einberufen, in das Regiment List. Am 15. April 1915 wurde er Leutnant. Am 2. Dezember 1914 wurde er mit dem Eisernen Kreuz Zweiter Klasse und am 4. Dezember 1915, auf Initiative von Anton Freiherr von Tubeuf, mit dem der Ersten Klasse ausgezeichnet. Er setzte sich dafür ein, dass Hitler, der vom 29. Januar bis 31. August 1918 unter ihm gedient hatte, am 4. August 1918 nahe Soissons auch mit dem Eisernen Kreuz Erster Klasse dekoriert wurde [1], allerdings nicht für eine heroische Einzeltat.[2]. Ab 8. Februar 1919 war er Leutnant der Reserve.

Am 6. Januar 1920 heiratete er Mathilde Friedmann, die Tochter von Joseph und Hermine Friedmann. Sie hatten neben einer Tochter den Sohn Heinz Werner (später Howard Charles)(* 6. September 1922; † 19. Februar 2010 in Park Ridge (Illinois);[3] Klassenkamerad von Henry Kissinger).

Zusammen mit seinem Bruder übernahm er das väterliche Unternehmen in der Nürnberger Vorderen Sterngasse 3, das im Lauf der Zeit zu einer der großen, in ganz Deutschland tätigen Büromaschinen- und Büromöbelfirmen aufstieg.

Ab Frühjahr 1933 erhielt er eine Pension als Kriegsveteran. Paul von Hindenburg hatte sich in dieser Zeit gegen den aufkommenden Antisemitismus ausgesprochen. Nach den Nürnberger Gesetzen im September 1935 verlor er seine deutsche Staatsbürgerschaft und wurde von der Veteranen-Rolle gestrichen - behielt jedoch seine Pension.

Im Juli 1937 wurde er von der Gestapo wegen seiner Beziehung zu Joseph E. Drexel verhaftet. Der Polizeihauptwachtmeister Nikolaus Rieger (* 2. März 1898; † 9. November 1982 in Dietfurt) vom Rennweg 38 kümmerte sich um Gutmann. Aufgrund Gutmanns Beziehung zu einem General Bergmann und der Intervention seines ehemaligen Regimentskameraden Josef Meyerhofer bei Friedrich Wiedemann kam er wieder frei.

Ende 1938 flüchtete er mit seiner Familie nach Belgien und am 14. Mai 1940 emigrierten sie mit dem letzten Zug, via Lissabon (28. August 1940) auf der Excalibur in die USA,[4] wo er sich in 605 Clara Ave., St. Louis niederließ,[5] in Henry G. Grant umbenannte[6] und für die Schreibmaschinenfabrik Underwood Elliott Fisher arbeitete.[7]

Bis Juli 1942 blieb Hugo Gutmann bei Underwood, danach wechselte er in die Möbelindustrie. Hugo Gutmanns Tochter studierte im Jahr 1946 an der Washington Universität in St. Louis.

Ehrungen

Literatur

  • Hugo Gutmann und sein Retter Nikolaus Rieger, In: Leibl Rosenberg Spuren und Fragmente: jüdische Bücher, jüdische Schicksale in Nürnberg : eine gemeinsame Ausstellung der Israelitischen Kultusgemeinde Nürnberg und der Stadtbibliothek Nürnberg zum Stadtjubiläum 950 Jahre Nürnberg; Israelitische Kultusgemeinde Nürnberg, 2000; S. 123
  • Thomas Weber, Hitler's First War. Adolf Hitler, The Men of the List Regiment and the First World War, Oxford University Press, Oxford 2010, rezensiert von Ernst Piper unter dem Titel Kriegserfahrung des NS-Diktators im Deutschlandradio Kultur, übersetzt von Stephan Gebauer als Hitlers erster Krieg. Der Gefreite Hitler im Weltkrieg - Mythos und Wahrheit, Propyläen, Berlin 2010

Einzelnachweise

  1. http://www.rijo.homepage.t-online.de/pdf/DE_NU_JU_gutmann.pdf
  2. Vgl. Thomas Weber, Hitlers erster Krieg. Der Gefreite Hitler im Weltkrieg - Mythos und Wahrheit, Propyläen, Berlin 2010, 285-290.
  3. Chicago Sun-Times on February 21, 2010
  4. http://www.jewishgen.org/yizkor/nuremberg2/nur009.html
  5. http://freepages.genealogy.rootsweb.ancestry.com/~alcalz/aufbau/1943/1943pdf/j9a17s19.pdf
  6. http://www.stadtarchiv.nuernberg.de/forschung/gsi_133/e_e10_24.html
  7. T. Weber: Hitler's First War: Adolf Hitler, the Men of the List Regiment, and the ...; S. 332
  8. Vgl. Thomas Weber, Hitlers erster Krieg. Der Gefreite Hitler im Weltkrieg - Mythos und Wahrheit, Propyläen, Berlin 2010, 238.

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