Humboldtgasse

Humboldtgasse
Straßentafel
Umspannwerk Favoriten: links die Sonnwendgasse, rechts die Humboldtgasse
Gedenktafel für die Synagoge, Nr. 27
Karl Nieschlag: Alexander von Humboldt, Nr. 34

Die Humboldtgasse liegt seit 1874 im 10. Wiener Gemeindebezirk, Favoriten (zuvor 4. Bezirk). Sie ist nach dem deutschen Naturforscher Alexander von Humboldt benannt (Benennungsdatum vor 1874 nicht bekannt).

Inhaltsverzeichnis

Lage und Charakteristik

Die Humboldtgasse liegt im nördlichen Bezirksteil, im historischen Favoriten, dem ältesten Teil des ehemaligen Arbeiterbezirks, zwischen der parallelen Favoritenstraße im Westen und dem Bahnhofsgelände des seit 2010 nur mehr als Restprovisorium bestehenden Südbahnhofs im Osten. Sie zweigt gegenüber der Baustelle des neuen Hauptbahnhofs von der Sonnwendgasse beim Umspannwerk Favoriten, einem architektonisch bemerkenswerten Industriebau, ab und erstreckt sich in südlicher Richtung bis zur Gudrunstraße. Kurz vor ihrem Ende berührt sie die Parkanlage am Humboldtplatz, die bis zur östlich parallelen Scheugasse reicht. Ansonsten ist sie mit Wohnhäusern aus der Zeit vom Ende des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart dicht verbaut. Die Humboldtgasse wird als Einbahnstraße geführt, es verkehren keine öffentlichen Verkehrsmittel auf ihr.

Bauten

Nr. 1−5: Umspannwerk Favoriten

Das Umspannwerk Favoriten ist einer der bemerkenswertesten Industriebauten des Bezirks. Es wurde in den Jahren 1929 bis 1931 von Eugen Kastner und Fritz Waage erbaut. Die für Wien ungewöhnliche Formgebung geht möglicherweise auf sowjetische Vorbilder zurück. Charakteristisch ist der Wechsel von rechtwinkeligen und runden Baukörpern auf dem spitz zulaufenden dreieckigen Grundstück zwischen Sonnwendgasse und Humboldtgasse, der dem Bauwerk monumentale Wirkung verleiht. Außerdem wird die Horizontale durch Fensterbänder und Profile betont und verstärkt. Das Umspannwerk Favoriten wird vom stadteigenen Konzern Wien Energie betrieben.

Nr. 13: Gebrüder Humboldt

Auf dem Wohnhaus befindet sich ein Terrakottareliefbild mit der stilisierten Darstellung der Gebrüder Wilhelm und Alexander von Humboldt, das mit den Initialen F.X.H. signiert ist.

Nr. 27: Ehemals Humboldttempel

Auf dem Standort Ecke Humboldtgasse / Humboldtplatz befindet sich heute ein 1974 errichtetes Wohnhaus. Eine Gedenktafel erinnert an den hier bis 1938 bestehenden Humboldttempel, der 1895 / 1896 nach Plänen des Architekten Jakob Gartner errichtet wurde. Die Synagoge wurde 1896 provisorisch und 1898 feierlich eingeweiht. Eigentümer war zuletzt der israelitische Bethausverein Chewra Beth Hatfila. 1938 fiel der Tempel der „Reichskristallnacht“ zum Opfer. Nach der zwangsweiser Auflösung des Bethausvereins, 1939, mit Unterbrechung bis 1947 gehörte das Grundstück der Israelitischen Kultusgemeinde, die es 1970 an eine Wohnbaugesellschaft verkaufte. Charakteristisch war seine Vierungskuppel auf oktogonaler Grundform, umgeben von mehreren Zwiebeltürmen. Darunter befand sich der quadratische Betraum der Männer, der 428 Sitzplätze fasste. Vier Kuppelständer waren, wie die gesamte Synagoge, mit Stuck verkleidet, und trugen die Galerien mit einem Fassungsvermögen von 277 Sitzplätzen für die Frauen. Das Haus konnte durch drei Portale betreten werden. Über ein Vestibül erreichte man den Betraum.

Nr. 34: Alexander von Humboldt

An der Hausecke Humboldtgasse / Keplergasse, gegenüber dem ehemaligen Synagogengrundstück, befindet sich in der Höhe des ersten Stockes eine Nische mit einem Standbild von Alexander von Humboldt, dem „Namensgeber“ der Gasse, der einen Globus in Händen hält. Zu seinen Füßen steht ein Stapel mit Büchern. Die Plastik wurde 1958 von Karl Nieschlag geschaffen. Im Haus befindet sich das Verbindungsheim der Katholischen Studentenverbindung Rhenania (K.St.V.Rhenania) im MKV.

Literatur

  • Herbert Tschulk: Wiener Bezirkskulturführer Favoriten. Jugend & Volk, Wien 1985
  • Dehio-Handbuch Wien. X. bis XIX. und XXI. bis XXIII. Bezirk. Anton Schroll, Wien 1996

Weblinks

 Commons: Humboldtgasse – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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