Ingenia

Ingenia
"Ingenia"
Kopfrekonstruktion von Ingenia yanshini

Kopfrekonstruktion von Ingenia yanshini

Zeitraum
Oberkreide (Campanium bis Maastrichtium)
83 bis 65 Mio. Jahre
Fundorte
Systematik
Theropoda
Coelurosauria
Maniraptora
Oviraptorosauria
Oviraptoridae
"Ingenia"
Wissenschaftlicher Name
"Ingenia"
Barsbold, 1981
Art
  • "Ingenia" yanshini
Fossiler Schädel von "Ingenia" yanshini

"Ingenia" ist ein theropoder Dinosaurier aus der Gruppe der Oviraptorosauria aus der Oberkreide der Mongolei. Diese Gattung ist von einigen Teilskeletten bekannt, auf deren Basis die einzige Art (Typusart) "Ingenia" yanshini 1981 erstbeschrieben wurde. Wie andere Oviraptorosaurier zeigte "Ingenia" einen tiefen, zahnlosen Kiefer, der zu einem Schnabel geformt war. Vermutlich handelte es sich um einen Pflanzen- oder Allesfresser. Innerhalb der Oviraptorosauria wird "Ingenia" zu den Oviraptoridae gezählt.

Inhaltsverzeichnis

Fund und Namensgebung

Von Ingenia sind ein Teilskelett mit Schädel (Holotyp) sowie fünf Teilskelette ohne Schädel (Postkrania) bekannt, die aus dem mongolischen Aimag Ömnö-Gobi stammen. Die Gesteine, in denen die Knochen gefunden wurden, gehören stratigraphisch zu den Red Beds von Hermiin Tsav der Nemegt-Formation und sind damit ungefähr 70 Millionen Jahre alt.[1] Das Holotyp-Material (IGM 100/31) besteht unter anderem aus einigen Schädelknochen wie dem Hirnschädel und Kieferknochen, 9 Halswirbeln, dem Kreuzbein, 30 Schwanzwirbeln (teilweise mit Chevrons), 14 dorsalen Rippen, Brustbein, Oberarmknochen, Elle, Speiche, Handknochen, Beckenknochen (Darmbein, Schambein, Sitzbein), Oberschenkelknochen, Schienbein, Wadenbein, und Fußknochen.[2]

Der Name Ingenia war zum Zeitpunkt der Beschreibung bereits an einen Fadenwurm vergeben (Ingenia, Gerlach, 1957). Nach den Internationalen Regeln für die Zoologische Nomenklatur (ICZN) muss der gleichlautende Name des erst später benannten Oviraptorosauriers daher durch einen neuen Namen ersetzt werden. Da ein solcher Ersatzname bisher nicht vorgeschlagen wurde, wird der Gattungsname "Ingenia" beibehalten und in Hochkommata gesetzt.[2]

Obwohl Barsbold in seiner Erstbeschreibung keine Angaben über die Etymologie des Gattungsnamens "Ingenia" gemacht hat, soll der Name wahrscheinlich auf die Ingeni-Khobur-Senke verweisen, einer geographischen Region in der südlichen Mongolei. Im Südosten dieser Region wurden die "Ingenia"-Funde gemacht.[3] Das Artepitheth yanshini ehrt den Akademiker A. L. Yanshin.

Merkmale

"Ingenia" zeichnet sich durch ein massives Skelett und eine geringe Größe aus. Obwohl der Schädel nur teilweise bekannt ist, zeigte "Ingenia" wahrscheinlich wie andere Oviraptoriden einen zumindest flachen Knochenkamm, worauf die Form der Oberseite des Tränenbeins (Lacrimale) hinweist. Die Arme waren kürzer als bei anderen Oviraptoriden: Während die robuste Hand einen vergrößerten ersten Finger mit einer dicken Klaue (Ungual) zeigte, war der dritte Finger kurz und dünn. Das Kreuzbein wies sieben Wirbel auf. Die Schwanzwirbel zeichneten sich durch kreuzförmige Wirbelbögen aus, während die Chevron-Knochen der vorderen (proximalen) Schwanzhälfte dünn und verlängert waren. Das Darmbein (Ilium) war dünn, und die Mittelfußknochen waren kurz und robust.[4]

Eine Studie von Osmólska (2004) fand zahlreiche Gefäßabdrücke des Gehirns auf der Innenseite des Hirnschädels (auf dem Scheitelbein und dem Stirnbein) von "Ingenia". Derartige Abdrücke finden sich bei Dinosauriern ansonsten lediglich bei dem Ornithomimiden Dromiceiomimus sowie bei Troodontiden und Dromeosauriden. Die Abdrücke bestätigen, dass das Gehirn dieser Dinosaurier die Knochen des Hirnschädels berührte, also den gesamten Hirnschädel ausfüllte – ähnlich wie bei Säugetieren und Vögeln, aber anders als bei rezenten Reptilien.[5]

Quellen

Hauptquelle

  • R. Barsbold: Toothless carnivorous dinosaurs of Mongolia. In: Trudy – Sovmestnaya Sovetsko-Mongol'skaya Paleontologicheskaya Ekspeditsiya. Nr. 15, 1981 (Originaltitel: Bezzubye khishchnye dinozavry Mongolii), S. 28–39 (Englische Übersetzung im Polyglot Paleontologist: PDF).

Einzelnachweise

  1. Halszka Osmólska, Philip J. Currie, Rinchen Barsbold: Oviraptorosauria. In: David B. Weishampel, Peter Dodson und Halszka Osmólska (Hrsg.): The Dinosauria. 2. Auflage. University of California Press, Berkeley 2004, ISBN 0-520-24209-2, S. 167.
  2. a b Michael Mortimer: Oviraptorosauria. In: The Theropod Database. Abgerufen am 5. Juni 2009.
  3. Ben Creisler: Dinosauria Translation and Pronunciation Guide. Abgerufen am 5. Juni 2009.
  4. Halszka Osmólska, Philip J. Currie, Rinchen Barsbold: Oviraptorosauria. In: David B. Weishampel, Peter Dodson und Halszka Osmólska (Hrsg.): The Dinosauria. 2. Auflage. University of California Press, Berkeley 2004, ISBN 0-520-24209-2, S. 182.
  5. Halszka Osmólska: Evidence on relation of brain to endocranial cavity in oviraptorid dinosaurs. In: Acta Palaeontol. Pol.. 49, Nr. 2, 2004, S. 321–324 (PDF).

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