Ingrid Gogolin

Ingrid Gogolin

Ingrid Gogolin (* 1950) ist eine deutsche Erziehungswissenschaftlerin und Professorin an der Universität Hamburg.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Gogolin machte 1968 das Abitur, absolvierte ein Volontariat bei der Essener Neuen Ruhr Zeitung und arbeitete zunächst als Mitinhaberin einer Werbeagentur. 1974 bis 1978 studierte sie Deutsch als Fremdsprache und Englisch auf Lehramt (Sekundarstufe I) an der Pädagogischen Hochschule Rheinland sowie der Universität Düsseldorf. Nach Referendariat und Zweitem Staatsexamen nahm sie ein Zweitstudium der Erziehungswissenschaft an der Universität Essen auf, das sie 1982 mit dem Diplom abschloss. 1987 wurde Gogolin dort über das „Erziehungsziel Zweisprachigkeit. Konturen eines sprachpädagogischen Konzepts für die multikulturelle Schule“ promoviert. 1991 habilitierte sie sich mit der Schrift „Der monolinguale Habitus der multilingualen Schule“ an der Universität Hamburg. Dort lehrt sie heute als Professorin am Arbeitsbereich „International und Interkulturell Vergleichende Erziehungswissenschaft“.[1]

Von 1998 bis 2002 war Gogolin Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft, von 2004 bis 2009 Präsidentin der European Educational Research Association.

Positionen

Ingrid Gogolin vertritt im Bilingualismus-Streit die These, dass eine Lingua franca nicht zu einer besseren Kommunikation an den Schulen führe. Vielmehr seien Zwei- und Mehrsprachigkeit in sprachlich und kulturell heterogenen Gesellschaften hilfreich, um Einsicht in unterschiedliche Kulturen zu gewinnen. Insbesondere in ihrer Habilitationsschrift kritisiert Gogolin, dass die Einsprachigkeit der Schule ein Relikt des nationalstaatlichen Bildungswesens des 19. Jahrhunderts und dem multikulturellen 21. Jahrhundert nicht angemessen sei. Das bis heute monolinguale Selbstverständnis des deutschen Bildungssystems und vor allem der Lehrberufe kollidiere mit der multilingualen Realität in den Bildungseinrichtungen.

Gogolin zufolge ist neben sozialer Herkunft vor allem die Sprachpraxis in der Familie (weniger die Tatsache, ob die Landessprache oder eine Fremdsprache in der Familie gesprochen wird) ausschlaggebend für die Bildungserfolgschancen eines Migranten. Um eine schulförderliche Sprachpraxis zu veranschaulichen verwenden Gogolin und Kollegen in Anlehnung an Habermas den Begriff „Bildungssprache“.[2]

Schriften (Auswahl)

  • Der monolinguale Habitus der multilingualen Schule. Münster/New York 1994.
  • (Hrsg.): Das nationale Selbstverständnis der Bildung. Mit Beiträgen von Friedrich Heckmann, Hans H. Reich, Marianne Krüger-Potratz, Georg Hansen, Wilfried Stölting, Ingrid Gogolin, Georg Auernheimer u.a., Sjaak Kroon & Jan Sturm, Paul Jungbluth und anderen. Münster/New York 1994.
  • mit Marianne Krüger-Potratz: Einführung in die Interkulturelle Pädagogik. Opladen 2006.
  • mit Ursula Neumann (Hrsg.): Streitfall Zweisprachigkeit - The Bilingualism Controversy. Wiesbaden 2009.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Lebenslauf auf der Webpage der Universität Hamburg, abgerufen am 29. August 2010
  2. Gogolin, I. (2009): Migranten im deutschen Bildungswesen - Perspektiven interkultureller Pädagogik. Vortrag an der LMU am 23. Juni 2009. http://videoonline.edu.lmu.de/node/206/385728 (14. Januar 2010)

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