- Innovationsindikator
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Der Innovationsindikator ist eine Kooperation der Deutsche Telekom Stiftung und des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI). Der Indikator erfasst die Innovationsbedingungen am Wirtschaftsstandort Deutschland und vergleicht diese mit den weltweit führenden Industriestaaten. Daraus entsteht ein Länderranking.
In den Jahren 2005 bis 2009 wurde die Studie vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) erarbeitet und einmal jährlich veröffentlicht. Im Frühjahr 2010 wurde das Projekt im Rahmen eines Ideenwettbewerbs neu ausgeschrieben. Sechs Forschungsinstitute wurden gebeten, Konzepte einzureichen.
Ab 2011 erarbeiten das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (Fraunhofer ISI), das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) und das Maastricht Economic and social Research and training centre on Innovation and Technology der Universität Maastricht (MERIT) das bekannte Länderranking. Ein Schwerpunkt der Studie bleibt die Bildung als zentrale Voraussetzung für die Innovationsfähigkeit von Volkswirtschaften. Dabei werden in Zukunft neben der tertiären Bildung auch Daten zum dualen Ausbildungssystem und zur nicht-akademischen Qualifikation in die Studie einbezogen. Die nächste Studie erscheint im Herbst 2011.
Stiftung und BDI präsentieren Informationen rund um das Innovationsgeschehen auf der Website www.innovationsindikator.de.
Ergebnisse 2009
In kaum einem anderen Land kommen Unternehmer und Gründer so schwer an Kapital für innovative Projekte wie in Deutschland. Diese Situation könnte sich angesichts der internationalen Finanz- und Wirtschaftskrise weiter verschärfen und damit auch bei einem Aufschwung die Innovationsfähigkeit unseres Landes entscheidend hemmen. Die Finanzierungssituation und die Bildung gehören zu den großen Schwachstellen des deutschen Innovationssystems, das im Vergleich der 17 weltweit führenden Industrienationen 2009 nur noch Rang 9 belegt und damit bei fast unverändertem Punktwert einen Platz zurückfällt. An der Spitze des Rankings stehen - trotz aller Probleme auch dort - die USA. Auf Platz 2 folgt die Schweiz. Vorjahressieger Schweden rutscht auf Rang 3 ab. Am wenigsten gerüstet für den internationalen Innovationswettbewerb sind Irland, Spanien und Italien.
- Unternehmen müssen Innovationsanstrengungen beibehalten: Trotz der schwierigen Rahmenbedingungen in Sachen Finanzierung und trotz Finanz- und Wirtschaftskrise bleiben die Unternehmen auch 2009 die tragende Säule des Innovationsstandorts Deutschland. Vor allem die Hochtechnologiebranche ist aus einer starken Position heraus in die Krise gegangen und hat Chancen, von einem kommenden Aufschwung zu profitieren. Insgesamt kommt der Wirtschaft bei der Entwicklung neuer Produkte die nach wie vor hohe Effizienz der hiesigen Forschungsabteilungen zugute. So kann - abgesehen von Schweden - kein wichtiges Industrieland mit einem gegebenen Forschungsinput so viele wirtschaftlich verwertbare Ergebnisse erarbeiten wie Deutschland. Das zeigt die Gegenüberstellung der Forschungsinvestitionen und der Zahl an Wissenschaftlern auf der einen Seite und der Patentanmeldungen auf der anderen Seite.
- Bildungssystem unterfinanziert und ineffizient: Ein gravierender Nachteil und damit eine wesentliche Innovationsbremse ist und bleibt 2009 das Bildungssystem, auch wenn sich die Bundesrepublik im Vergleich zum Vorjahr auf Rang 12 (2008: Platz 15) verbessert hat. Das Thema ist Schwerpunkt der diesjährigen DIW-Untersuchung. Betrachtet werden dabei unter anderem die Qualität des Bildungssystems, die Ausgaben für Bildung und erstmals die privaten Bildungsrenditen.
- Natur- und Ingenieurwissenschaften werden bei Frauen beliebter: Einen erfreulichen Trend zeigt der Indikator bei den für die Innovationsfähigkeit besonders wichtigen Studienfächern Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT): Diese Fächer werden bei jungen Frauen immer beliebter. Von 2005 bis 2006 stieg die Zahl der Hochschulabsolventinnen in MINT-Fächern um 6.700 auf 24.600 an. Was den Anteil der Frauen an allen Absolventen in diesen Studienfächern angeht, schafft Deutschland dadurch 2009 einen Sprung um sechs Ränge nach vorn und rangiert unter den führenden Industriestaaten auf Platz 7. Der Trend hat sich nach neuesten Zahlen in Deutschland auch im Jahr 2007 fortgesetzt, in dem bereits 27.800 Frauen einen Hochschulabschluss in diesen Fächern erwarben. Allerdings geben viele junge Akademikerinnen in Deutschland schon nach wenigen Jahren ihre Vollzeitstelle wieder auf. Ein wichtiger Grund ist die schwierige Vereinbarkeit von Familie und Beruf, wie Umfragen unter Ingenieurinnen belegen. Um die Berufstätigkeit von Frauen zu erleichtern, muss sich auch in der Gesellschaft einiges tun. Zwar haben die Deutschen immer weniger Vorbehalte gegen berufstätige Frauen. Allerdings zeigt der Innovationsindikator anhand von internationalen Meinungsumfragen, dass in neun der 17 analysierten Industriestaaten die Akzeptanz zum Teil deutlich höher ist. In diesen aufgeschlossenen Gesellschaften werden Frauen wesentlich mehr ermuntert, zu studieren und ins Berufsleben einzusteigen, so das DIW.
- Deutsche scheuen das Risiko: Ein Mentalitätswandel würde Deutschland auch mit Blick auf die Akzeptanz des technologischen Fortschritts gut tun. Mehr als viele andere Nationen sind die Bundesbürger davon überzeugt, dass ihnen neue Technologien unterm Strich Nachteile bringen. Zudem erweisen sich die Deutschen als vergleichsweise risikoscheu. Im Teilindikator „Einstellung zu unternehmerischen Risiko“ liegt die Bundesrepublik wie im Vorjahr auf dem letzten Platz des Rankings. Die Angst zu scheitern, schreckt viele Bürger davon ab, sich selbstständig zu machen.
Quellen
- Studie: Christian von Hirschhausen (Projektleitung), Heike Belitz, Marius Clemens, Astrid Cullmann, Jens Schmidt-Ehmcke, Petra Zloczysti: Innovationsindikator Deutschland 2009 - Forschungsprojekt im Auftrag der Deutsche Telekom Stiftung und des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (DIW Berlin: Politikberatung kompakt 51), Berlin 2009
- Publikation: Innovationsindikator 2009
Weblinks
Kategorie:- Empirische Wirtschaftsforschung
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