- Integrale Kommunikation
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Integrale Kommunikation ist ein Kommunikationsmodell, das auf der integralen Theorie des amerikanischen Philosophen Ken Wilber basiert.
Inhaltsverzeichnis
Definition
Kommunikation kann dann als integral bezeichnet werden, wenn sie die Elemente des von Ken Wilber entwickelten AQAL-Modells berücksichtigt. AQAL (engl. all quadrants, all levels) ist eine Landkarte des menschlichen Bewusstseins und der menschlichen Entwicklung, die alle Quadranten (Ich, Es, Wir Sie), Bewusstseinsebenen, -linien, -zustände und -typen umfasst. Terry Patten, Adam Leonard und Marco Morelli schreiben dazu in ihrem Buch „Integrale Lebenspraxis“:
„Integrale Kommunikation heißt, Ihre Sprache so anzupassen oder zu übersetzen, dass sie dem Persönlichkeitstyp (Gefühlssprache, intuitive Sprache), dem Zustand (begeisterte Sprache, melancholische Sprache), den Quadranten, auf den sich Ihr Gegenüber vorrangig konzentriert (Ich-, Wir-, Es-Sprache), den Linien (musikalische Sprache, mathematische Sprache) und Ebenen Ihres Gegenübers entspricht und dabei ganz authentisch sie selbst bleibt.“
Voraussetzung für integrale Kommunikation ist ein (mindestens) integrales Bewusstsein – und damit einhergehend, so Michael Habecker
- die Fähigkeit zum Perspektivwechsel (subjektiv, intersubjektiv, objektiv)
- ein hohes Maß an Selbstreflexion sowie das Kennen bzw. Bewusstmachen der eigenen Schattenanteile´
- ein realistisches Einschätzen, auf welcher Bewusstseinsebene sich das Gegenüber befindet, um sich auf den Gesprächspartner angemessen einzustellen
- das Berücksichtigen von Typ und Bewusstseinszustand
- ein hohes Maß an Empathie
Um integrales Bewusstsein zu erreichen bzw. zu festigen, ist eine bewusste und kontinuierliche innere Entwicklung notwendig. Habecker: „Es ist eine (gute) Sache, während eines Kommunikationsseminars innerhalb weniger Tage ein neues und besseres Kommunikationsverhalten zu trainieren, es ist jedoch eine ganz andere Sache, bleibende strukturelle Veränderungen vorzunehmen (Ebenen- und Linienentwicklung, Perspektiverweiterung, Schattenintegration), die sich dann auch dauerhaft in einer besseren Kommunikation zeigen. Unterbleibt diese kontinuierliche Arbeit, besteht die Gefahr, dass (an)trainierte oder angelesene Verhaltensänderungen lediglich zu vorübergehenden Änderungen führen, die den Praxistest im Alltag nicht bestehen.“
Integrale Unternehmenskommunikation
Für die integrale Unternehmenskommunikation gelten dieselben Aspekte und Prinzipien wie für die persönliche Kommunikation. Das heißt, auch sie berücksichtigt alle Elemente des AQAL-Modells.
Im Fokus der integralen Unternehmenskommunikation stehen jedoch (zunächst) die beiden unteren, kollektiven Quadranten. Um Zielgruppen zu selektieren und ihr Denken und Handeln zu beschreiben, wird dabei vorwiegend das von Don Edward Beck und Christopher C. Cowan entwickelte Werte-Modell Spiral Dynamics eingesetzt. Je mehr es jedoch gelingt, von der unpersönlichen Massenkommunikation in den persönlichen Dialog zu kommen, desto stärker kommen auch die beiden oberen, individuellen Quadranten zum Tragen.
Letztlich kann integrale Kommunikation in allen Bereichen der Unternehmenskommunikation zum Einsatz kommen – von der Akquise über den Erstkontakt bis zum Konfliktmanagement. Eine Gefahr besteht jedoch dann, wenn eine integral informierte Kommunikation in Unternehmen als bloße (Manipulations-)Technik eingesetzt wird. Ralf Rossnagel nennt hier das Beispiel Greenwashing, was bedeutet, dass ein Unternehmen versucht, durch Marketing- und PR-Aktivitäten ein „grünes Image“ zu erlangen, ohne allerdings entsprechende Maßnahmen im Rahmen der Wertschöpfung zu implementieren.
Verwandte Ansätze
Gewaltfreie Kommunikation (GfK) nach Dr. Marshall Rosenberg
Gelegentlich wird GfK mit integraler Kommunikation gleichgesetzt, da a.) auch die GfK ein hohes Bewusstsein erfordert (mindestens GRÜN nach Spiral Dynamics) b.) auch integrale Kommunikation (in der Regel) gewaltfrei ist
Trotzdem kann die GfK nicht als integral bezeichnet werden, da sie zum Beispiel keine Bewusstseinsebenen kennt bzw. anerkennt oder berücksichtigt.
Integrale Kommunikation nach Fred Kofman
Kofman folgt in seinem Buch den Spuren Rosenbergs. Im Unterschied zur GfK berücksichtig Kofman bei seinem Ansatz allerdings die Bewusstseinsebenen. Sein Ansatz ist also durchaus integral inspiriert. Zudem verfolgt Fred Kofman auch ein ganz klares Ziel: ein Umdenken in der gegenwärtigen Wirtschaft und Gesellschaft zu einem ganzheitlichen und integralen Handeln zu bewirken.
Literatur
- Michael Habecker: Ken Wilber – die integrale (R)EVOLUTIONInfo3-Verlag, Frankfurt am Main, 2. Auflage 2007. S. 119 ff.
- integrale perspektiven, Ausgabe 18, März 2011: Integrale Kommunikation, Hrsg. Integrales Forum e.V.
- Ken Wilber, Terry Patten, Adam Leonard, Marco Morelli: Integrale Lebenspraxis. , Kösel Verlag, München 2010. S. 151 ff.
- Ken Wilber: Eros, Kosmos, Logos: Eine Jahrtausend-Vision, Verlag: Fischer (Tb.), Frankfurt am Main; 4. Auflage 2006.
- Marshall B. Rosenberg: Gewaltfreie Kommunikation: Eine Sprache des Lebens, Verlag: Junfermann; 9. Auflage 2007.
- Fred Kofman: Meta-Management: Der neue Weg zu einer effektiven Führung, Verlag: J. Kamphausen; 2005.
- Don Edward Beck und Christopher C. Cowan: Spiral Dynamics, Leadership, Werte und Wandel, J. Kamphausen Verlag, Bielefeld 2007.
Weblinks
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