Jesus-Bruderschaft

Jesus-Bruderschaft

Die Jesus-Bruderschaft ist eine ökumenische Kommunität mit Hauptsitz im Kloster Gnadenthal in Hünfelden. Die Mitglieder kommen aus unterschiedlichen Kirchen und Konfessionen, denen sie bleibend angehören.

Inhaltsverzeichnis

Leitlinien und Vorbilder der Jesus-Bruderschaft

Die Jesus-Bruderschaft e. V. ist eine kommunitäre Lebensgemeinschaft von Familien und ehelos lebenden Brüdern und Schwestern. Sie hat die Berufung, Christen an verschiedenen Orten zu sammeln, um gemeinsam das Leben aus dem Evangelium zu gestalten. Dabei knüpft sie an die Tradition von Ordensgemeinschaften und geistlichen Gemeinschaften an wie z. B. den Zisterziensern, den Jesuiten und der Herrnhuter Brüdergemeine (Zinzendorf) an und ist inspiriert von Impulsen aus dem Lebenswerk Dietrich Bonhoeffers, Romano Guardinis und Martin Bubers. Ihre Berufung ist das Gebet und das Leben für das Einssein des Volkes Gottes (Selbstverständnis der Jesus-Bruderschaft).

Als eingetragener gemeinnütziger Verein ist die Jesus-Bruderschaft Mitglied im Diakonischen Werk in Hessen und Nassau sowie in Thüringen. Sie ist ebenfalls Träger der freien Jugendhilfe in Hessen, Sachsen und Thüringen.

Geschichte der Jesus-Bruderschaft[1]

  • 1955-1959: „Vorgeschichte“: junge Menschen aus Ost- und Westdeutschland trafen sich zu Tagungen mit Bibellese und Gebet um Einheit, es entsteht der Gedanke eines „Gebetsringes“
  • 1961: Im Jahr des Mauerbaus in Berlin beginnen zwei zölibatäre Brüder das gemeinsame Leben in Hamswehrum, Ostfriesland.
  • 1964: Gründung der Schwesterngemeinschaft in Ludwigshafen; Gründung des eingetragenen Vereins „Jesus-Bruderschaft e. V.“ vor dem Amtsgericht in Ludwigshafen
  • 1968/1969: Beginn des Familienzweiges
  • 1969: Kauf des Welsch-Hofes (= hintere Klosterhälfte) in Gnadenthal/Taunus (Hessen)
  • 1972: Eine Gemeinschaft alleinstehender Frauen entsteht im benachbarten Bad Camberg.
  • ab 1972: Zahlreiche Außenstationen im In- und Ausland werden gegründet, z. B. Latrun/Israel 1973 und Makak/Kamerun 1974
  • 1984: Kauf des Nehemia-Hofes und der vorderen Klosterhälfte; Renovation von Klosterkirche (bis dahin Kuhstall) und Äbtissinnenhaus; Aufbau einer brüderlichen Dorfgemeinschaft; Wiederherstellung eines klösterlichen Ambientes, des Dorfbildes; Beginn der ökologisch geführten Landwirtschaft.
  • 1991: Nach Öffnung der Mauer Kauf der alten Spinnerei in Hennersdorf bei Chemnitz (Sachsen); Das Werk- und Studienzentrum entsteht.
  • 1993: Hessischer Denkmalschutzpreis für den Wiederaufbau von Dorf und Kloster Gnadenthal
  • 1993: Kauf des Klosters Volkenroda
  • 2001: Umsetzung des Christuspavillons nach Ende der Expo in Hannover nach Volkenroda
  • 2004: Die Jesus-Bruderschaft wurde fast insolvent und konnte nur durch die Hilfe der evangelischen Kirche und Unterstützung des Freundeskreises gerettet werden. Kloster Volkenroda wird zum eigenständigen Ort der Jesus-Bruderschaft und verwaltet seine Aktivitäten eigenverantwortlich.
  • 2009: Gründung der „Weggemeinschaft“ („Jesus-Bruderschaft in anderer Form“ für Menschen, die nicht in einer der Kommunitäten wohnen, aber die Spiritualität der Jesus-Bruderschaft teilen)[2]

Leben

Gebet

Das Leben in der Kommunität ist geprägt durch Gebet, Gemeinschaft und Arbeit. Jeder Tag beginnt mit dem gemeinsamen Morgengottesdienst mit Abendmahl in der Klosterkirche. In der Mitte des Tages, um 12 Uhr, wird um die Einheit der Christen gebetet, einem Hauptanliegen der Jesus-Bruderschaft. Im Abendgebet ist besonders Raum für Fürbitte. Der Tag schließt mit dem Nachtgebet um 21:00 Uhr (Komplet).

Arbeit

An den Klosterstandorten sind verschiedene Betriebe angesiedelt (siehe Kloster Gnadenthal, Kloster Volkenroda). Für ihren Lebensunterhalt kommen die Mitglieder selbst auf. Projekte werden durch eigene Mittel und Spenden, über Sponsoring-Partner sowie durch kirchliche und staatliche Zuschüsse finanziert.

Ehe und Zölibat

Zwei unterschiedliche Wege der Jesus-Nachfolge, und doch stehen die Familien sowie die Brüder und Schwestern an einer gemeinsamen Aufgabe. Dabei werden die Stände nicht verwischt, dienen aber gemeinsam dem Auftrag der Jesus-Bruderschaft. Dieses Miteinander ist selbst Teil des Lebens in der Kommunität.

Die Brüder und Schwestern leben ehelos, um sich ganz der Nachfolge Jesu widmen zu können.

Gemäß dem Leben der ersten Christen unterstützen sich die Familien gegenseitig und teilen ihr Leben in Freude und Leid miteinander.

Die berufliche Tätigkeit erwächst aus dem gemeinsamen Leben und dem von Gott gegebenen Auftrag mitten in der Welt. Zehn Prozent der Einkünfte werden für die gemeinsamen Aufgaben der Jesus-Bruderschaft gegeben.

Standorte

Das Kloster Gnadenthal in Hünfelden beherbergt das Zentrum der Jesus-Bruderschaft. Es besteht heute aus ungefähr 80 Menschen, die in verschiedenen Betrieben arbeiten und Gäste zur Stille, zur Umweltbildung, zu Ehe-Seminaren, zu Ereignissen rund um Kunst und Kultur und zu Gottesdiensten und Gebetszeiten einladen.

Ab 1991 hat die Jesus-Bruderschaft das Werk- und Studienzentrum Hennersdorf aufgebaut. [3]

Weitere Außenstellen befinden sich seit 1973 in Latrun (Israel) und in Makak (Kamerun).

Die heute eigenständige Gemeinschaft Kloster Volkenroda gehörte bis Dezember 2004 zur Jesus-Bruderschaft, ist aber weiterhin freundschaftlich mit ihr verbunden.

Einzelnachweise

  1. Vgl. Joest, Christoph: Die Entstehung von Kommunitäten in den Kirchen der Reformation, in: Lexutt, Atina (Hg), Reformation und Mönchtum, Mohr Siebeck, Tübingen 2008, S. 241-264, hier insbesondere: S.252-255.
  2. http://www.jesus-bruderschaft.de/kloster/welt/weggemeinschaft/index.html
  3. http://www.werk-und-studienzentrum.de/

Literatur (zusätzlich zu den Einzelnachweisen)

1) Halkenhäuser, Johannes: Kirche und Kommunität. Ein Beitrag zur Geschichte und zum Auftrag der kommunitären Bewegung in den Kirchen der Reformation; Bonifatius-Verlag, Paderborn 1978. -- [S. 227-231: ältere Eigendarstellung, vgl. Angaben S.222, Fn.113]

2) Jesus-Bruderschaft [Hg.]: Orte der Hoffnung. Leben in Gnadenthal, Hennersdorf und Volkenroda; Präsenz-Verlag, Hünfelden-Gnadenthal 1995 -- [Eigendarstellung]

3) Reimer, Ingrid: Verbindliches Leben; Brunnen-Verlag, Gießen 1999. -- [S. 135-137]

Weblinks


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