Johann-Friedrich-Danneil-Museum

Johann-Friedrich-Danneil-Museum
Propstei, Sitz des Johann-Friedrich-Danneil-Museums

Das Johann-Friedrich-Danneil-Museum (kurz: Danneil-Museum) ist ein Heimatmuseum in Salzwedel in Sachsen-Anhalt. Es wurde 1836 gegründet und ist nach dem Prähistoriker und Gymnasialprofessor Johann Friedrich Danneil (1783–1868) benannt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

1836 wurde das Museum als Sammlung des „Altmärkischen Vereins für vaterländische Geschichte und Industrie“ gegründet, in dem Danneil eine führende Rolle spielte. Das Museum war eines der ersten deutschen Vereinsmuseen. Den Grundstock der Sammlung bildeten zahlreiche vor- und frühgeschichtliche Exponate aus der Altmark. Die Sammlung lagerte zeitweilig im Salzwedeler Rathaus, dann in einer Seitenkapelle der Marienkirche, anschließend im Amtsgericht. 1865 besichtigten Wilhelm I. und Otto von Bismarck die Sammlung.[1]

1929 bezog das Museum ein Stockwerk in der „Propstei“ unmittelbar südlich der Marienkirche. Damit wurde das Museum Kreisheimatmuseum und wurde nicht mehr vom Verein geführt. Es wurde ausgebaut und unter dem Namen Johann-Friedrich-Danneil-Museum am 28. September 1932 wiedereröffnet. Zur Sammlung waren auch Exponate aus dem Mittelalter und späteren Jahrhunderten gekommen. Während der Zeit des Nationalsozialismus misslang der Versuch, das Museum ideologisch anzupassen, etwa durch Herausstellen Danneils als „Begründer der germanischen Vorgeschichtswissenschaft“. Im Zweiten Weltkrieg blieb die Sammlung weitgehend intakt. Zur Zeit der Bodenreform erhielt das Museum zahlreiche weitere Exponate aus privaten Sammlungen von Enteigneten und Republikflüchtigen.[2] 1956 wurde das 1911 gegründete Freilichtmuseum Diesdorf vom Danneil-Museum übernommen, 1989 aber wieder ausgegliedert.[3]

Gebäude

Die „Propstei“ wurde 1578 unter Einbeziehung einiger Teile der früheren Propstei von 1474 von Albrecht von der Schulenburg als Herrensitz errichtet. Es handelt sich um einen Fachwerkbau aus der Renaissance mit Treppenturm. 1754 wurde ein Sandsteinportal hinzugefügt.[4] Das Gebäude blieb bis 1806 exterritorial, war also nicht Teil der Stadt Salzwedel. 1928 wurde es von der Stadt gekauft.

Sammlung und Veranstaltungen

Langobardenwerkstatt Zethlingen

Heute umfasst die Sammlung über 30.000 inventarisierte Funde aus der gesamten Altmark. Darin enthalten sind Exponate früherer Museen der Altmark wie dem ehemaligen Heimatmuseum Gardelegen. Zu den bekanntesten Ausstellungsstücken gehören die „Salzwedeler Madonna“, eine Eichenholzplastik von 1225/1230, und der 1582 entstandene „Weinbergaltar“ aus der Werkstatt von Lucas Cranach dem Jüngeren, der in seinem Mittelteil das Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg aus dem Matthäus-Evangelium als Allegorie auf die Reformation zeigt. Er stand ursprünglich in der Salzwedeler Mönchskirche.[5] Die Bibliothek des Museums umfasst rund 20.000 Bücher und ebenso viele Periodika.

Das Johann-Friedrich-Danneil-Museum zeigt neben der Dauerausstellung Sonderausstellungen zu heimatgeschichtlichen Themen, 2009–2010 etwa „Dokumente der Wende“. Im Rahmen eines museumspädagogischen Konzepts werden regelmäßig Aktionstage durchgeführt. Zum Programm gehören auch Ausstellungen lokaler Künstler.

Neben dem Museum in der „Propstei“ ist die Langobardenwerkstatt Zethlingen in Zethlingen seit 1990 Teil des Danneil-Museums. Sie befindet sich an einem rund 2000 Jahre alten Brandgräberfeld, das den Langobarden zugeschrieben wird, und dient als museumspädagogisches Zentrum. So wird dort beispielsweise das Leben der Langobarden dargestellt.

Literatur

  • Ulrich Kalmbach, Lothar Mittag: Johann-Friedrich-Danneil-Museum. Ein Gang durch die Ausstellungen. Museumsführer
  • Hartmut Bock, Peter Fischer et al.: Die nordwestliche Altmark – eine Kulturlandschaft. Sparkasse Gifhorn-Wolfsburg, Wolfsburg 1991, ohne ISBN, S. 97f. und S. 107–112

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Hartmut Bock, Peter Fischer et al.: Die nordwestliche Altmark – eine Kulturlandschaft. Sparkasse Gifhorn-Wolfsburg, Wolfsburg 1991, ohne ISBN, S. 110
  2. Hartmut Bock, Peter Fischer et al.: Die nordwestliche Altmark – eine Kulturlandschaft. Sparkasse Gifhorn-Wolfsburg, Wolfsburg 1991, ohne ISBN, S. 111
  3. Übersicht über die Sammlung des Museums auf museum.digital.de, abgerufen am 27. Juli 2010
  4. Peter Fischer: Denkmale des Kreises Salzwedel. Freilichtmuseum Diesdorf, Diesdorf 1990, keine ISBN
  5. Hartmut Bock, Peter Fischer et al.: Die nordwestliche Altmark – eine Kulturlandschaft. Sparkasse Gifhorn-Wolfsburg, Wolfsburg 1991, ohne ISBN, S. 112
52.84905555555611.148083333333

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Johann Friedrich Danneil — Johann Friedrich Danneil, eigentlich Johann Friedrich Dannehl (* 18. März 1783 in Kalbe (Milde); † 20. Januar 1868 in Salzwedel) war ein deutscher Prähistoriker und Pädagoge. Er gilt als einer der Begründer des Dreiperiodensystems. Zu Beginn des… …   Deutsch Wikipedia

  • Danneil — ist der Name folgender Personen: Heinrich Danneil (1872–1942), deutscher evangelischer Theologe Johann Friedrich Danneil (1783–1868), deutscher Prähistoriker, Namensgeber des Johann Friedrich Danneil Museum, ein Heimatmuseum in Salzwedel in… …   Deutsch Wikipedia

  • Altmärkischer Verein für Vaterländische Geschichte — Der Altmärkische Verein für Vaterländische Geschichte und Industrie (seit 1906: Altmärkischer Verein für Vaterländische Geschichte e.V.) wurde im Jahre 1836 in Salzwedel gegründet und widmet sich seitdem der Erforschung der Geschichte der Altmark …   Deutsch Wikipedia

  • Hansestadt Salzwedel — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Justus Jonas der Ältere — Justus Jonas im Cranach Stammbuch 1543 Justus Jonas der Ältere (* 5. Juni 1493 in Nordhausen; † 9. Oktober 1555 in Eisfeld) war ein deutscher Jurist, Humanist, Kirchenlieddichter, lutherischer Theologe und Reformator …   Deutsch Wikipedia

  • Freilichtmuseum Diesdorf — Niederdeutsches Hallenhaus im Eingangsbereich des Freilichtmuseums Diesdorf …   Deutsch Wikipedia

  • Jodocus Koch — Justus Jonas im Cranach Stammbuch 1543 Justus Jonas der Ältere (* 5. Juni 1493 in Nordhausen; † 9. Oktober 1555 in Eisfeld) war ein deutscher Jurist, Humanist, Kirchenlieddichter, lutherischer Theologe und …   Deutsch Wikipedia

  • Salzwedel — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Museen in Sachsen-Anhalt — Inhaltsverzeichnis A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z A Aken, Landkreis Anhalt Bitterfeld Heim …   Deutsch Wikipedia

  • Landkreis Westliche Altmark — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”