Johann Heinrich Böhm

Johann Heinrich Böhm

Johann Heinrich Böhm, auch de Bohm bzw. Bohm genannt (* 20. Juni 1708 in Bremen; † 22. Dezember 1783 in Rio de Janeiro), war ein deutscher Offizier, portugiesischer Generalmajor und als Generalleutnant Begründer der brasilianischen Armee sowie Oberbefehlshaber aller Truppen in Brasilien.

Inhaltsverzeichnis

Biografie

In Preußen, Schaumburg-Lippe und Bremen

Der in Bremen geborene Böhm trat 1730 in den preußischen Militärdienst ein. 1750 verließ er als Leutnant Preußen und diente bei den Truppen des Grafen Wilhelm von Schaumburg-Lippe. 1753 bereits wurde er Kapitän (Hauptmann) des Infanterieregiments. 1754 erfolgte seine Beförderung zum Major. 1756 bestellte ihn der Graf als Oberstleutnant zum Vizekommandanten der Festung Bückeburg.

1758 ernannte ihn seine Heimatstadt Bremen als Oberst zum Kommandanten der Stadt und des Bremer Bataillons. Dieses Amt nahm er bis 1762 und erneut von 1763 bis 1765 war.

In Portugal

1762 gelang es dem Grafen von Lippe, dass Böhm (nun auch als de Bohm genannt) ihn als Generaladjutant nach Portugal begleitete, um die dortige Armee zu reformieren. Die Fremdenfeindlichkeit veranlasste ihn jedoch 1763 nach Bremen zurückzukehren. Von 1765 bis 1767 wurde er auf Wunsch des portugiesischen Königs wieder als Generalmajor nach Portugal berufen und führte dort die Heeresreformen weiter durch.

In Brasilien

Am 22. Juni 1767 ernannte der portugiesische König ihn zum Generalleutnant und übertrug ihm das Kommando über alle Truppen und Waffengattungen in der Kolonie Brasilien, die von spanischen Truppen ständig bedroht wurde. Der Erste Minister Portugals Marquês de Pombal beauftragte Böhm in Brasilien eine militärische Organisation aufzubauen, um die Verteidigung auch ohne Hilfe des Mutterlandes durchführen zu können. Bei seiner Bestandsaufnahme in Brasilien stellte er fest:

„Die Unordnung, das Durcheinander, die geringe Disziplin in den Regimentern, die Unwissenheit, die Trägheit und den schlechten Willen der Offiziere in der Armee kann man nicht begreifen. ... Ja, hier in der Kolonie waren die Zustände eher noch ärger als im Mutterland.“

Eine preußische Heeresreform, nach dem Muster des Grafen von Lippe wie in Portugal, war erforderlich. Der schwedische Brigadier Jakob Funck, der auch in preußischen Diensten gestanden hatte, unterstütze die Reformen als Generalinspekteur der Artillerie. Die nun geübte furchtbare, eiserne Disziplin sollte in den kommenden Kriegen jedoch die Erfolge herbeiführen. Durch die Reformen wurden die Grundlagen einer brasilianischen Armee hergestellt.

Krieg im Rio Grande do Sul

1774 verschärften sich die Beziehungen zwischen Portugal und Spanien in Südamerika. Böhm wurde zum Oberkommandierenden aller Streitkräfte im Süden – mit Sitz in São José do Norte im Rio Grande do Norte ernannt. Er befehligte eine Truppe von lediglich 6.717 Mann. Seine Truppen konnten jedoch einen Sieg über die spanischen Truppen erreichen. Er gilt seit dem als der Befreier vom Rio Grande do Sul. Seine Truppen eroberten im Anschluss Uruguay. Eine von ihm angestrebte Kolonialisierung von fast menschenleeren Gegenden wurde erst 1824 mit der deutschen Kolonie von São Leopoldo (Colonia Alemã de São Leopoldo) erreicht. 1777 wurde zwischen Spanien und Portugal der Friedensvertrag von São Ildefonso geschlossen, wonach Uruguay bei Spanien verblieb und der Verbleib des Rio Grande do Sul bei Brasilien gesichert war.

Eine von ihm angestrebte Rückkehr nach Europa, nach dem Tod seiner Frau Agnes Judith Sibylla von Dinklage und nach Beendigung des Krieges, konnte er nicht erreichen. Nach einem Unfall 1782 verstarb er 1783. Die Militärreformen und der militärische Sieg stärkten das Selbstbewusstsein in Brasilien und waren auch eine erste Basis der Unabhängigkeitsbewegung, durch die 1822/25 Brasilien die Souveränität erreichte.

Literatur

  • Karl Heinrich Oberacker: Johann Heinrich Böhm, der Begründer der brasilianischen Armee. In: Bremisches Jahrbuch, Band 45, S. 204 f; Schünemannverlag, Bremen 1957
  • Johann Heinrich Böhm (1708–83), das ruhmreiche, etwas ungewöhnliche Leben eines schon fast vergessenen Bremer Bürgersohnes in Zeitschrift für Niederdeutsche Familienkunde, S. 385, 1993

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