Johannes Sprenger

Johannes Sprenger

Johannes Sprenger (* 3. Dezember 1905 in Greifenhagen; † 10. Mai 1974 in Berlin) war ein Todesopfer an der Berliner Mauer. Angehörige der Grenztruppen der DDR erschossen ihn, als er den Grenzbereich bei Altglienicke eindrang.

Leben

Johannes Sprenger erlernte den Beruf des Straßenbauers. In zweiter Ehe verheiratet lebte Johannes Sprenger in Lüttenhagen/Weitendorf. Der Vater von neun Kindern war schon in Rente, arbeitete aber als Genossenschaftsbauer weiter. Er war politisch aktiv, trat vor 1945 der KPD bei, war in der SED aktiv und saß seit 1970 auch in der Gemeindevertretung. Bei den Kommunalwahlen 1974 trat er erneut für die Nationale Front an. Sein Umfeld wusste nicht, dass er an Lungenkrebs litt. Auch Johannes Sprenger selbst bekam von seinen Ärzten keine eindeutige Diagnose. Im April 1974 kam er in eine Klinik in Berlin-Buch. Bei einem Heimatbesuch drei Tage vor seinem Tod kündigte er seiner Ehefrau an, nicht mehr lebend zurückzukehren.

Zusammen mit zwei weiteren Patienten der Spezialklinik ging er am Nachmittag des 9. Mai in die Gaststätte „Schlosskrug“. Gegen 19.30 Uhr verließ er seine Gesellschaft unter einem Vorwand. Grenzsoldaten sahen ihn um 0.40 Uhr an der Grenze zwischen Altglienicke und West-Berlin. Es ist nicht geklärt wie der kranke und nicht ortskundige Rentner die etwa 30 km zwischen der Gaststätte und der Grenze überwand. Die Grenzsoldaten beobachteten wie Johannes Sprenger zwischen dem Hinterlandzaun und dem Grenzsignalzaun in Richtung des Wachturms lief, ohne sich weiter in Richtung West-Berlin zu bewegen. Als er etwa 100 m vom Wachturm entfernt war, riefen ihn die Grenzsoldaten erfolglos an. Als Johannes Sprenger etwa 60 bis 80 Meter vom Wachturm entfernt war, gab der Postenführer den Schießbefehl. Sein Posten schoss fünfmal auf Sprenger, der in Kopf und Hals getroffen zusammenbrach.

Als Rentner war es Johannes Sprenger erlaubt, nach West-Berlin und die Bundesrepublik zu reisen. Diese Möglichkeit nutzte er sowohl 1970 als auch 1972. Das Landgericht Berlin kam 2000 in einem Mauerschützenprozess zu dem Schluss, dass er in den Grenzbereich eindrang, um von den Grenzsoldaten erschossen zu werden.

Neun Tage nach seinem Tod wurde er bei den Kommunalwahlen wieder gewählt. Zu diesem Zeitpunkt wusste nur das MfS von seinem Tod.

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