- Abnorme Schwerkraft
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Klassifikation nach ICD-10 V95.4 Unfall eines Raumfahrzeuges mit Verletzung von Insassen W49 Exposition gegenüber sonstigen oder nicht näher bezeichneten unbelebten mechanischen Kräften Y35.0 Gesetzliche Maßnahme unter Einsatz von Feuerwaffen (Schusswaffen) ICD-10 online (WHO-Version 2011) Abnorme Schwerkraft ist ein Begriff, den der - für ärztliche Befunde, Gutachten und Krankendaten-Verarbeitungen etc. notwendige - offizielle Katalog zur Verschlüsselung von Krankheiten, Behinderungen und Verletzungen ICD-10 (International Classification of Diseases) in der deutschsprachigen Version von 2006 verwendet, um damit eine bestimmte Ursache für Unfallverletzungen zu bezeichnen. Im englischsprachigen WHO-Original wird an dieser Stelle der Begriff abnormal gravitational [G] forces benutzt. Der dreistellige Code für diese Unfallursache ist W49 (Exposition gegenüber sonstigen oder nicht näher bezeichneten unbelebten mechanischen Kräften), in Kapitel XX (Äußere Ursachen von Morbidität und Mortalität). In der deutschen Modifikation ICD-10-GM, die Viersteller vorschreibt, lautet der Code W49.9.
„Abnorme Schwerkraft“ ist kein physikalisch korrekter Ausdruck. Gelegentlich wird auf diesen Begriff scherzhaft Bezug genommen, um den unrealistischen Detaillierungsgrad der ICD-10 zu kritisieren. Ähnliche Codes sind Y35.0 (Verletzung durch Schusswaffe bei gesetzlicher Maßnahme); V95.4 (Unfall eines Raumfahrzeuges) u.v.a. .
Hintergrund
Als normale Schwerkraft ist die Schwerkraft auf der Erdoberfläche anzusetzen. Diese beträgt für ein Objekt der Masse M ca. g M (Dabei beträgt die Erdschwerebeschleunigung ). Als abnorme Schwerkraft kann demnach jede Abweichung von diesem Wert angesehen werden. Geringe Abweichungen in Abhängigkeit von der Höhe über dem Meeresspiegel und der geographischen Breite (in letzterem Fall bis zu 0,5%) können allerdings außer Acht gelassen werden.
Als abnorme Schwerkraft im Sinne des ICD kommt somit auf der Erde nur künstlich erzeugte Schwerkraft in Frage (siehe dazu auch G-Kraft). Diese wird durch von der Erdbeschleunigung stark abweichende Beschleunigungen hervorgerufen. Eine Beschleunigung vom Fünffachen der Erdbeschleunigung (die Grenze der Zulässigkeit für Achterbahnen; sie wird dort jedoch nur für den Bruchteil einer Sekunde erreicht) ruft dabei bereits deutliche Beeinträchtigungen der Körperfunktionen, vor allem des Kreislaufs, hervor. Mangelhafte Versorgung des Gehirns mit Sauerstoff kann, bei längerer Einwirkung, zu Hirnschädigungen führen. Bei sieben- bis neunfacher Erdbeschleunigung tritt in der Regel Ohnmacht ein, wenn ihr der menschliche Körper mehr als nur einige Sekunden ausgesetzt ist. Abnorme Schwerkraft dieser Größenordnung ist also bereits akut lebensgefährlich.
Abnorme Schwerkraft in kritischen Größenordnungen tritt vor allem beim Start von Raumfähren und beim Kurvenflug von Kampfjets auf. Beim Start einer Raumfähre wird das Fünffache der Erdbeschleunigung erreicht. Gut trainierte Piloten können diese Beschleunigung noch für mehrere Minuten aushalten. Kampfjets wie z. B. der Eurofighter erreichen im Kurvenflug Beschleunigungen von bis zu 9g. Piloten werden auf solche Belastungen in speziellen Zentrifugen vorbereitet.
Quellen
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