Josef Schrattenholz

Josef Schrattenholz

Josef Schrattenholz (auch: Joseph Schrattenholz; * 19. Oktober 1847 in Hoholz, Rheinland; † 22. Mai 1909 in Berlin) war ein Musikschriftsteller, der gegen den Antisemitismus eintrat.

Schrattenholz erhielt wissenschaftlichen und musikalischen Privatunterricht, insbesondere durch seinen Bruder, den Pianisten Max Schrattenholz. Von 1863 bis 1868 arbeitete Josef als Musiklehrer in Köln. Danach setzte er seine Studien in Berlin und Bonn fort, wo er von 1870 bis 1873 Redakteur der Bonner Zeitung war. Anschließend lebte er in Düsseldorf und gab 1874 eine Sammlung von Sprüchen des Komponisten Robert Schumann heraus. Schrattenholz stand in brieflichem Kontakt zu bedeutenden Musikern seiner Zeit, so dem Komponisten Robert Franz und dem Dirigenten Hans von Bülow. Im Jahre 1891 erschien Schrattenholz’ Biographie des Düsseldorfer Malers Eduard Bendemann (1811–1889). Der Katholik[1] Schrattenholz setzte sich mit der in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zunehmenden Feindlichkeit gegen Juden auseinander. Ab 1890 veröffentlichte er eine Reihe von Büchern, die sich um eine Bekämpfung des Antisemitismus bemühten, unter anderem 1894 die Anthologie Antisemiten-Hammer, deren Titel sich anlehnt an das spätmittelalterliche Werk der Hexenverfolgung Hexenhammer des Dominikaners Heinrich Kramer. Der Antisemiten-Hammer mit einem Vorwort des Naturwissenschaftlers Jakob Moleschott versammelt Zitate von nichtjüdischen Schriftstellern der Weltliteratur sowie von nichtjüdischen Zeitgenossen gegen den Antisemitismus oder zur Verteidigung der Juden.[1] Ab 1895 lebte Schrattenholz in Kessenich bei Bonn und ab 1898 bis zu seinem Tode 1909 in Berlin.

Werke

  • Robert Schumann als Kritiker. Sprüche aus seinen Schriften über Musik und Musiker. Zur Erinnerung an die Bonner Gedächtnisfeier R. Schumann's, herausgegeben und mit einer Vorrede versehen, 1874
    • Robert Schumann als Schriftsteller, 2. Auflage, 1880
  • Das National-Denkmal am Niederwald, mit Ferdinand Lindner, 1884
  • Eduard Bendemann, 1891
  • Vor dem Scheiterhaufen. Ein Wort für die Juden und ein Vorwort für den Czaaren, 1891
  • Grosspapa Stöcker: ein Beitrag zur Descendenz-Theorie des modernen Antisemitismus, Eduard Lintz, Düsseldorf 1893
  • Antisemiten-Hammer. Eine Anthologie aus der Weltliteratur, herausgegeben und mit einer Einleitung versehen, mit einem Vorwort von Jakob Moleschott, Eduard Lintz, Düsseldorf 1894

Literatur

  • Wilhelm Kosch, Hubert Herkommer, Bruno Berger, Heinz Rupp, Carl Ludwig Lang: Schobel - Schwaiger, Band 16 von Deutsches Literatur-Lexikon. Biographisch-bibliographisches Handbuch, Francke, 3. Ausgabe 1996, ISBN 3-90782-000-2, Seite 260

Einzelnachweise

  1. a b Richard Frank Krummel, Evelyn S. Krummel: Nietzsche und der deutsche Geist, Walter de Gruyter, 2. Ausgabe 1998, ISBN 3-11016-074-9, Seite 293

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