Julius Dinder

Julius Dinder

Julius Dinder (* 9. März 1830 in Rößel; † 30. Mai 1890 in Posen) war der erste und einzige deutsche Erzbischof des Erzbistums Gnesen mit Sitz in Posen.

Leben

Dinder, dessen Vater Schneidermeister war, besuchte nach der Volksschule zunächst das Progymnasium in Rößel und machte dann am Gymnasium in Braunsberg das Abitur. Nach dem Theologiestudium am Lyceum in Braunsberg wurde er 1856 zum Priester geweiht. Da er auch die polnische Sprache beherrschte, bekam er zunächst die polnischsprachige Kaplansstelle in Bischofsburg, sodann die Pfarrstelle in Großlienen, 1868 wurde er Propst in Königsberg. Weil der Königsberger Propst als Seelsorger auch für die wenigen Katholiken im Samland zuständig war, hatte Dinder eine sehr große Gemeinde zu betreuen, zudem war er auch noch Militärpfarrer für Königsberg und Pillau.

Nach der Verkündung des Unfehlbarkeitsdogmas durch das 1. Vatikanische Konzil kam es innerhalb der katholischen Gemeinden in Königsberg zu erheblichen Spannungen, da sich ein Teil als Altkatholiken selbstständig machte. Im Jahre 1876 musste Dinder dann sogar "seine" Propsteikirche den Altkatholiken überlassen.

1886 wurde Dinder zum Erzbischof von Gnesen-Posen mit dem Sitz in Posen ernannt. In diesem Doppel-Bistum waren die Deutschen, die zudem noch überwiegend protestantisch waren, nur eine Minderheit, die Mehrheit bestand aus katholischen Polen, Masuren und Kaschuben. So wollten sich die Polen mit einem deutschen Erzbischof keineswegs abfinden. Der polnische Propst Jadzewski, der Mitglied des deutschen Reichstags war, formulierte sogar: "Den Dinder hol der Schinder".

Aber auch seitens des preußischen Staates erhielt Dinder keine besondere Unterstützung, der preußische Kultusminister von Goßler nannte Dinder einen politisch "zweifelhaften" und im Sinne der Staatsraison "unsicheren" Bischof.

Seit 1875 unterstützte Dinder die neu gegründete katholische Studentenverbindung Borussia im KV und wurde deren Ehrenmitglied, bis zu seinem Tode blieb Dinder dem KV eng verbunden.

Dinder starb nach langer schwerer Krankheit, zuletzt war er auch noch fast völlig erblindet. Seine nur vierjährige Amtszeit als Erzbischof hat in Posen keine wesentlichen Spuren hinterlassen, sein Nachfolger im Amt wurde mit Florian Stablewski wieder ein Pole.

Literatur

  • S. Koß: Biographisches Lexikon des KV Band 2 1993 S, 30 f ISBN 3-923621-98-1
  • H.Neubach: Julius Dinder - der einzige deutsche Erzbischof von Gnesen-Posen in: Jahrbuch Weichsel - Warthe, 1965
  • H. Preuschhoff: Schlechte Ratgeber ? Zensuren der Regierung für ermländische Bischöfe in: Unsere ermländische Heimat, 1977
  • Hermann Cardauns: Fünfzig Jahre Kartellverband (1913)

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Dinder — Das Wort Dinder bezeichnet einen Ort in der britischen Grafschaft Somserset, siehe Dinder (Somerset) einen in Äthiopien entspringenden Fluss, siehe Dinder (Fluss) einen nach diesem Fluss benannten Nationalpark im Sudan, siehe Dinder National Park …   Deutsch Wikipedia

  • Dinder [2] — Dinder, Julius, Erzbischof von Posen Gnesen, geb. 9. März 1830 zu Rössel in Ermeland, gest. 30. Mai 1890 in Posen, studierte in Braunsberg, war 1856–66 Kaplan in Bischofsburg, 1866–68 Pfarrer in Grieslinen und wurde 1868 Propst und Militärpfarrer …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Erzbischof von Gnesen — Die folgenden Personen waren Bischöfe und Erzbischöfe des Erzbistums Gnesen: 999–ca. 1006 oder 1020 Gaudentius ca. 1007 oder 1020–1027 Hipolit 1027–1028 Bossuta Stefan 1052/59?–1092? Peter Bogumil 1092?–1118/24? Martin I. 1118/24–1148/49 Jakob I …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Erzbischöfe von Gnesen — Die folgenden Personen waren Bischöfe und Erzbischöfe des Erzbistums Gnesen: 999–? Gaudentius  ?–1027 Hipolit 1027–1028 Bossuta Stefan 1076?–1092 Bogumił um 1092? Heinrich von Wülzburg (?) (um 1099 bis nach 1112)[1] Martin (vor 1136[2]–1148) …   Deutsch Wikipedia

  • Mieczysław Halka Ledóchowski — Kardinal Ledochowski als Präfekt der Kongregation der Propaganda Fide, Rom …   Deutsch Wikipedia

  • Reszel — Reszel …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Bischöfe und Erzbischöfe von Posen — Die folgenden Personen waren Bischöfe und Erzbischöfe des Erzbistums Posen (Polen): Inhaltsverzeichnis 1 Bischöfe 2 Erzbischöfe 3 Einzelnachweise 4 Qu …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Erzbischöfe von Posen — Dieser Artikel oder Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen (Literatur, Webseiten oder Einzelnachweisen) versehen. Die fraglichen Angaben werden daher möglicherweise demnächst gelöscht. Hilf Wikipedia, indem du die Angaben recherchierst und… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”