- Justus B. Entz
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Justus Bulkley Entz (* 16. Juni 1867 in New York City; † 8. Juni 1947 in New Rochelle, New York) war ein US-amerikanischer Elektrotechniker und Erfinder.
Er arbeitete ab 1887 als Elektriker für Thomas Alva Edison, wo er an einigen Patenten beteiligt war.[1]
1897 gründete der Erfinder und Unternehmer Isaac L. Rice zwei Firmen: Zum einen die Electric Vehicle Company in New York welche elektrisch betriebene Taxis herstellte und damit Taxibetriebe in New York und Philadelphia als erste Städte der USA mit Motordroschken belieferte. Die andere Firma war die Electric Storage Battery Company in Philadelphia welche für die von der Electric Vehicle Company und anderen Rice-Betrieben benötigten Akkumulatoren zuständig war. Entz wurde noch 1897 auf die Position des Chefingenieurs der Electric Storage Battery Company berufen.[2]
Inhaltsverzeichnis
Das Entz-Getriebe
Seit den frühen 1890er Jahren arbeitete Entz an Entwürfen für ein gasbetriebenes Auto welches ein von ihm erfundenes[3], elektromagnetisches Getriebe erhielt[4] Die Wirkungsweise entspricht dem eines Hybrid-Fahrzeugs. Der Fahrmechanismus hat keine direkte Verbindung zwischen dem Motor und den Hinterrädern. Anstelle des Schwungrads werden am hinteren Ende der Kurbelwelle ein Generator und ein hufeisenförmiger Magnet angebracht. Am vorderen Ende der Kardanwelle sitzt ein Elektromotor mit einem Anker im schnelldrehenden Magneten. Der vom Generator erzeugte und über den Anker des Elektromotors übertragene Strom liefert die Energie zum Drehen der Kardanwelle und damit der Hinterräder. Die Geschwindigkeit wird durch einen Hebel neben dem Lenkrad reguliert.[5] Ein Fahrzeug mit Entz-Antrieb muss also weder geschaltet noch gekuppelt werden.
1898 hatte Entz einen fahrbaren Prototyp fertiggestellt. Während einer Testfahrt, welche Ingenieur Hiram Percy Maxim für die interessierte Pope Manufacturing Company durchführte, entstand im Getriebe ein Lichtbogen welcher ein Loch in den Gastank schmolz und das Gas entzündete. Darauf geriet das Fahrzeug in Brand.[6] Trotzdem wurden von Popes Columbia Automobile Company einige Exemplare mit Entz-Getriebe gebaut, wahrscheinlich unter der Bezeichnung Mark IX. Zu einer Serienfertigung kam es indes nicht, Columbia baute bis 1913 sowohl elektrisch- wie auch benzingetriebene Automobile.[7]
Entz Motor Car Corporation
Mehrere Hersteller verwendeten den Entz-Antrieb in ihren Fahrzeugen. Entz selber hat nach dem erwähnten Prototypen von 1898 erst 1914 ein weiteres Auto nach seinem System gebaut. Im Entz Six brauchte der Fahrer im normalen Fahrbetrieb lediglich Lenkung und Gas zu bedienen, den Rest erledigte das Entz-Getriebe, das mittels eines Hebels im Lenkrad eingestellt wurde. Im Januar 1914 wurde das Fahrzeug am New Yorker Automobilsalon der Öffentlichkeit präsentiert. Kurz darauf wurde die Entz Motor Car Corporation in New York ins Leben gerufen. Ende Juni 1914 wurden das Auto und seine Wirkungsweise der SAE (Society of American Engineers; heute die Society of Automotive Engineers) gezeigt. Bei dieser Gelegenheit kündigte Entz den Beginn einer Serienproduktion an.[8]
Owen Magnetic
Dazu kam es indes nicht. Walter C. Baker, Gründer der American Roller Bearing Company und des Elektroauto-Herstellers Baker Motor Vehicle Company in Cleveland (Ohio), erwarb das Patent für das Entz-Getriebe. Zusammen mit den Brüdern Raymond M. und Ralph R. Owen brachte er es zur Serienreife. Das Fahrzeug wurde als Luxusauto in geringen Stückzahlen von 1915 bis 1922 gefertigt und erlebte in dieser Zeit mehrere Wechsel der Eigentümer und der Produktionsstandorte. In der Praxis erwies sich das System zwar als funktionstüchtig. Für eine rationelle Herstellung war es aber zu komplex und zu teuer, für die Kunden der damaligen Zeit brachte es ausser einem Gesprächsthema im Country Club kaum Vorteile aber etliche Nachteile. Zu diesen gehörte vor allem die aufwendige Wartung.[9]
Anfang 1920 erhielt Owen Magnetic von der britischen Firma Crown Limited einen Auftrag zur Lieferung von 500 Fahrzeugen welcher über mehrere Jahre angelegt war. Die Automobile sollten im Vereinigtes Königreich als Crown Magnetic vertrieben werden. Ob und wieviele geliefert wurden ist unklar[10].
Andere Automobile
1918-1919 vergab Raymond Owen eine Lizenz für das Entz-Getriebe an die Magnetic Motors Corporation in Chicago (Illinois). Diese verwendete es für ihren Deering Magnetic. Dieser Luxuswagen war im Prinzip eine Kombination des fortschrittlichen aber ohnehin bereits sehr teuren Dorris Six mit einem Entz-Getriebe. Folgerichtig wurde er auch bei der Dorris Motor Car Company in St. Louis (Missouri) produziert.[11]
Der britische Magnetic Car verwendete ebenfalls Entz-Getriebe. Er wurde von 1920-1925 in mehreren Versionen gebaut[12].
USS New Mexico
Die US Navy verwendete eine Weiterentwicklung des Entz-Getriebes für das 1915 auf Kiel gelegte Schlachtschiff USS New Mexico (190 m; 32'000 ts). Damit wurde das Schiff bis zu einem Umbau 1936 angetrieben.[13][14]
Patente
- Patent für eine "Dynamo-elektrische Maschine" (2. April 1889) (englisch)
- CA Patent 204067 Patent für ein "Getriebe und Bedienung von Motorfahrzeugen" (englisch)
Einzelnachweise
- ↑ US-Patent für eine "Dynamo-elektrische Maschine" (2. April 1889)
- ↑ Kimes, Clark: The Standard Catalogue of American Cars 1805-1942. 1985, S. 502.
- ↑ CA Patent 204067 Patent für ein "Getriebe und Bedienung von Motorfahrzeugen"
- ↑ Kimes, Clark: The Standard Catalogue of American Cars 1805-1942. 1985, S. 514.
- ↑ Übersetzung einer Beschreibung des Automobilschriftstellers Henry B. Lent, gefunden im Entz-Artikel in der englischen Wikipedia (abgerufen am 1. August 2011)
- ↑ Kimes, Clark: The Standard Catalogue of American Cars 1805-1942. 1985, S. 514.
- ↑ Kimes, Clark: The Standard Catalogue of American Cars 1805-1942. 1985, S. 343-346.
- ↑ Kimes, Clark: The Standard Catalogue of American Cars 1805-1942. 1985, S. 514-515.
- ↑ Kimes, Clark: The Standard Catalogue of American Cars 1805-1942. 1985, S. 1059-1060.
- ↑ Kimes, Clark: The Standard Catalogue of American Cars 1805-1942. 1985, S. 1059
- ↑ Kimes, Clark: The Standard Catalogue of American Cars 1805-1942. 1985, S. 407.
- ↑ Culshaw/Horrobin: Complete Catalogue of British Cars, S. 411
- ↑ USS New Mexico auf www.navsource.org (englisch)
- ↑ Kimes, Clark: The Standard Catalogue of American Cars 1805-1942. 1985, S. 514.
Wikilinks
- Electric Vehicle Company
- Columbia Automobile Company (Columbia Electric)
- Pope Manufacturing Company
- Columbia Automobile Company
- Baker Motor Vehicle Company
- Owen
- Owen Magnetic
- Matheson
- Deering Magnetic
- Dorris Motor Car Company
- USS New Mexico
- Thomas Alva Edison
- Isaac L. Rice
- Hiram Percy Maxim
- Hybridfahrzeug
Quellen
- Beverly Rae Kimes(Herausgeberin), Henry Austin Clark, jr.; The Standard Catalog of American Cars 1805-1942. 2. Auflage. Krause Publications, Iola WI, USA 1985, ISBN 0-87341-111-0.
- S. 343-346 Columbia
- S. 407 Deering Magnetic
- S. 502 EV
- S. 514 Entz
- S. 897-899 Matheson
- S. 1059-1060 Owen Magnetic
- David Culshaw, Peter Horrobin: The Complete Catalogue of British Cars 1895–1975, Veloce Publishing PLC, Dorchester (1997), ISBN 1-874105-93-6
Weblinks
- Chronologie der frühen Elektro- und Hybridfahrzeuge bei automobile99.blogspot.com (englisch)
- USS New Mexico auf www.navsource.org (englisch)
- Jay Leno's Garage (Video) (englisch). Das Schwergewicht liegt beim Hybridfahrzeug Chevrolet Volt, aber der Beitrag geht auch auf den Owen Magnetic von 1916 ein und verweist auf Gemeinsamkeiten des Antriebskonzepts.
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