Justus Beyer

Justus Beyer
Justus Beyer während der Nürnberger Prozesse

Justus Beyer (* 16. April 1910 in Schurons, Pommern; † 26. September 1989 in Fürstenfeldbruck) war ein deutscher Staatsrechtler und SS-Führer.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Der Sohn eines Pfarrers studierte nach dem Schulbesuch Rechts- und Staatswissenschaften am Soziologischen Seminar in Jena. 1932 wurde er dort Wissenschaftlicher Hilfsarbeiter bei Reinhard Höhn. 1931, noch während seines Studiums, trat Beyer in die NSDAP (Mitgliedsnummer 860.875) und in die SS (Mitgliedsnummer 107.138) ein. Seine Dissertation, die sich mit Ständeideologien der Systemzeit befasste, legte er 1941 an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Berlin bei Höhn und Carl Schmitt, vor. In dieser Arbeit gelangt Beyer, den Rössler und Schleiermacher als einen der „Chefideologen des SD“ identifizieren,[1] zu einer dezidierten Ablehnung des ständestaatlichen Universalismus von Othmar Spann, indem er den „tiefergehenden Gegensatz zwischen universalistischem und nationalsozialistischem Denken“ aufzuzeigen versucht.

1934 wurde Beyer Mitglied des Sicherheitsdienstes des Reichsführers SS (SD), in dem er zunächst Abteilungsleiter Wissenschaft und stellvertretender Hauptabteilungsleiter Kultur wurde. Später übernahm er das Amt des offiziellen Verbindungsführers des Reichssicherheitshauptamtes, d.h. der Sicherheitspolizei und des SD, zur Parteikanzlei der NSDAP.

Um 1940 war Beyer Leiter des Referates III A 1 („Allgemeine Fragen der Lebensgebietsarbeit“) in der Ämtergruppe III (Deutsche Lebensgebiete – SD-Inland) im Reichssicherheitshauptamt (RSHA). In dieser Eigenschaft war Beyer maßgeblich an den bevölkerungspolitischen Planungen im Reichssicherheitshauptamt beteiligt, so mit der Umsiedlung slawischer Bevölkerungsgruppen in Osteuropa und der deutschen Besiedelung Osteuropas (vgl. Generalplan Ost).[2] 1942 wurde er in die Parteikanzlei der NSDAP nach München abgeordnet.

Nach dem Krieg trat Beyer als Entlastungszeuge in den Prozessen gegen Otto Ohlendorf, den er als Sprachrohr „einer positiven Opposition“ innerhalb der SS darzustellen versuchte,[3] und Franz Alfred Six auf. Er arbeitete als Redakteur bei der Deutschen Gewerbe-Zeitung. In den 1960er Jahren war er Honorardozent für Wirtschaftsrecht an einer Ingenieurschule. Er wirkte auch als Dozent an der Harzburger Akademie für Führungskräfte der Wirtschaft.[4]

Beförderungen

  • 1. Juni 1936: Untersturmführer
  • 9. November 1936: Obersturmführer
  • 30. Januar 1939: Hauptsturmführer
  • 21. Juni 1944: Obersturmbannführer

Schriften

  • Der Spannkreis, Gefahren und Auswirkungen, Geheimbericht Ende Mai 1936. (in Auszügen veröffentlicht als „Nationalsozialismus und Unviersalismus“ in: Deutsches Recht, 1936)
  • Die Ständeideologie der Systemzeit und ihre Überwindung, Darmstadt 1941. (Dissertation) Die 1942 beim Verlag Wittich in Darmstadt erschienene Ausgabe wurde nach Ende des Zweiten Weltkrieges in der Sowjetischen Besatzungszone auf die Liste der auszusondernden Literatur gesetzt.[5]

Literatur

Einzelnachweise

  1. Mechtild Rössler/ Sabine Schleiermacher: Der "Generalplan Ost": Hauptlinien der nationalsozialistischen Planungs- und Vernichtungspolitik, 1993, S. 87.
  2. Czesław Madajczyk/Stanisław Biernacki: Vom Generalplan Ost zum Generalsiedlungsplan, S. x.
  3. Vgl. Heinz Höhne, Der Orden unter dem Totenkopf. Die Geschichte der SS, Weltbild, Augsburg 1995, ISBN 3-89350-549-0, S. 389.
  4. Michael Wildt, Reinhard Höhn. Vom Reichssicherheitshauptamt zur Harzburger Akademie. Paper für die Tagung „Politische Öffentlichkeit und intellektuelle Positionen in Deutschland um 1950 und um 1930“, 19. – 21. März 2009 in Hamburg, S. 7.
  5. Deutsche Verwaltung für Volksbildung in der sowjetischen Besatzungszone, Liste der auszusondernden Literatur, Zentralverlag, Berlin 1946

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