- Jörg Kastl
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Hans Jörg Kastl (* 21. Juni 1922 in Berlin) ist ein ehemaliger deutscher Botschafter.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Sein Vater war der Rechtsanwalt, Geheimrat Dr. h.c. Ludwig Kastl. Jörg Kastl besuchte das humanistische Gymnasium Neubeuern. Er studierte Rechtswissenschaft an den Universitäten Lausanne und München. Jörg Kastl legte 1941 das erste und 1943 das zweite juristischen Staatsexamen ab. Im Zweiten Weltkrieg war Kastl Leutnant der Reserve.
Nach dem Kriegsende arbeitete Kastl erst als Gerichtspraktikant, doch wollte er eigentlich Schauspieler werden. Nach ein paar Engagements an verschiedenen Theatern in Bayern, entschloss er sich diesen Traum an den Nagel zu hängen und den Rat seines Vaters, in die Diplomatie zu gehen, zu beherzigen.
1950 trat er in den Auswärtigen Dienst ein. 1951 wurde er außerhalb der Beamtenlaufbahn Vizekonsul, 1952 war er kurze Zeit an der Deutschen Botschaft in Paris akkreditiert. Von 1953 bis 1957 war er an den Botschaften der Bundesrepublik Deutschland in Buenos Aires und Asunción akkreditiert.
Bis 1967 war Kastl als Vortragender Legationsrat Erster Klasse, Pressereferent des Außenministers Gerhard Schröder (CDU). [1]
Ab 1967 leitete er die Abteilung Ost-Europa [2]
1975–1977 Botschafter in Buenos Aires
In 40 Strafverfahren gegen 77 argentinische Militärs zum Verschwindenlassen von deutschen Staatsbürgern sagte Kastl als Zeuge vor der Staatsanwaltschaft Nürnberg aus.
Dem Personal der Deutschen Botschaft in Buenos Aires in der Zeit der Militärdiktatur von Jorge Rafael Videla wird von Angehörigen der Verschwundenen vorgeworfen, dass gute Wirtschaftsbeziehungen zu Argentinien vorrangig gewesen seien, die akute Gefahensituation von Folter und Mord durch die Militärs hingegen vernachlässigt worden sei. Von Seiten der Botschaft seien die Familienangehörigen an gut informierte Militärs wie Mayor Peirano, einem Angehörigen des 'Batallón del Ejército 601', verwiesen worden. [3]
Gegenüber Frieder Wagner erklärte Kastl, er habe von Außenminister Hans-Dietrich Genscher erfahren, dass Klaus Zieschank, tot sei.
„Ich habe dann im Sommer auf einem anderen Wege, den ich damals nicht bekannt geben konnte ... Klaus Zieschank ist tot ... Damals habe ich einen Geheimerlaß bekommen, von Genscher unterschrieben: Wir wissen, er ist tot, und diese Nachricht haben Sie bei sich zu behalten, auch unter Androhung, unter Androhung Ihrer sofortigen Abberufung ... ich weiß bis zum heutigen Tag nicht, wo er sie her hat?“
– 2:52-3.25/10:25 Jörg Kastl[4]
„Wir wussten von Anfang an, dass Leute grauenhaft gefoltert wurden und dann verschwanden. Ich hab vielen gesagt, haut ab! Die Militärs machen Tabula rasa.“
– Jörg Kastl
„Die Käsemann überquerte den Schießplatz und geriet in die Schusslinie, so einfach ist das.“
– Jörg Kastl
Das Auswärtige Amt wies die Botschaft an, auf diplomatischem Weg die deutschen Staatsbürger aus den Sicherheitshäusern zu holen. Kastl erklärte, dass so niemand freikam.
Die US-Regierung unter Jimmy Carter hatte vier Monate gewartet, bis sie ihren Botschafter Raul Hector Castro nach Buenos Aires entsandte. Sie hat weitere Waffenlieferungen von der Einhaltung der Menschenrechten abhängig gemachrt. Die deutsche Bundesregierung unter Kanzler Helmut Schmidt ließ deutschen Konzernen die Gelegenheit, um Waffen an die Militärs zu liefern. Die Militärregierung in Argentinien gab ein Drittel des Staatshaushaltes für Rüstungsgüter und Sicherheit aus. [5]
1983–1987 Botschafter in Moskau
1985 teilte Kastl per Telex an das Auswärtige Amt in Bonn mit, dass die Salzgitter AG am Bau der Giftgasanlage bei Rabita von Muammar al-Gaddafi beteiligt ist. [6]
Veröffentlichung
- Literatur von und über Jörg Kastl im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek und auf anderen Websites
- Am straffen Zügel. Bismarcks Botschafter in Rußland, München 1994,
Vorgänger Amt Nachfolger Horst-Krafft Robert Deutscher Botschafter in Buenos Aires
1975–1977Joachim Jaenicke Horst Röding Deutscher Botschafter in Brasilia
1977–1980Franz Jochen Schoeller Andreas Meyer-Landrut Deutscher Botschafter in Moskau
1983–1987Andreas Meyer-Landrut Einzelnachweise
- ↑ Der Spiegel, 30. Januar 1967, AA-PERSONALPOLITIK pdf
- ↑ Der Spiegel, 10. April 1967, OSTPOLITIK pdf
- ↑ Deutsche Welle, ¿PECADO DE OMISION? Schuldig wegen Unterlassung?
- ↑ Frieder Wagner, http://so.fdlive.com/video/7sqfZxBnFes/Verschwörung-des-Schweigens-Argentinien-1976-3-5.html
- ↑ Focus, Februar 2005, http://www.zeitenspiegel.de/de/text/das-maedchen-und-der-tod
- ↑ Der Spiegel, 11. Juni 1990, Bonn hat die Ermittlungen gegen die Erbauer von Gaddafis Giftgasfabrik erschwert.pdf
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