Jüdische Gemeinde Landau (Bad Arolsen)

Jüdische Gemeinde Landau (Bad Arolsen)

Die Jüdische Gemeinde Landau in der Bergstadt Landau im nordhessischen Landkreis Waldeck-Frankenberg bestand vom 16. Jahrhundert bis nach 1933.

Inhaltsverzeichnis

Gemeindeentwicklung

Bereits im 16. und 17. Jahrhundert lebten die ersten Juden in Landau. 1541 wird ein „Juddenhaus“ genannt. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, in den Jahren 1776 und 1778, kamen fünf weitere Familien hinzu. Anfang des 19. Jahrhunderts, 1802, wuchs die Gemeinde um drei sogenannte Schutzjuden mit ihren Familien. Den stärksten Zuwachs verzeichnete die Gemeinde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, als zehn bis zwölf neue Familien in den Ort zogen. Sie lebten vom Geld-, Textil-, Futter- und Düngemittelhandel. Die meisten Familien verließen um 1900 Landau: einige wanderten aus, andere zogen in die Pfalz, wo sie bessere Erwerbsmöglichkeiten fanden. 1905 hatte Landau nur noch 14 jüdische Einwohner.

An Einrichtungen bestanden eine Synagoge, eine Religionsschule und ein rituelles Bad (Mikwe). Die Gemeinde besaß einen eigenen Friedhof.

Der nach Amerika ausgewanderte Herr Schönstädt gründete 1924, bei einem Besuch seiner ehemaligen Heimatstadt, eine Stiftung. Die Volksschule Landau erhielt von ihm einen Betrag von 200 Dollar und jährlich, zu Weihnachten, stiftete er weitere 50 Dollar. Die Stiftungsgelder wurden unter anderem für Ausflüge und Weihnachtsgeschenke verwandt, darüber hinaus sollten die besten Schüler eines Jahrgangs einen Preis bei ihrer Schulentlassung erhalten. 1933 verweigerte die Schulleitung die Annahme des Geldes; damit erlosch die Stiftung.

Um 1924 gab es noch neun Gemeindemitglieder, 1933 noch fünf. Gemeindevorsteher war Levie Alexander, der dieses Amt 1924 und auch noch 1932 innehatte.

Synagoge

Ein Betraum bestand schon gegen Ende des 18. Jahrhunderts, vermutlich in einem Privathaus. 1837 erbaute man die Synagoge auf der Heide (heute Heidestraße). Nach bisherigen Erkenntnissen befanden sich die Religionsschule und das rituelle Bad im gleichen Gebäude. Da 1932 nur noch fünf jüdische Einwohner im Ort lebten, verkaufte man das Gebäude zum Abbruch.

Jüdischer Friedhof

51.3369139.085608
Jüdischer Friedhof Landau (Bad Arolsen) (Deutschland)
Jüdischer Friedhof Landau (Bad Arolsen)
Jüdischer Friedhof Landau (Bad Arolsen)

Im Jahr 1779 erwarb die jüdische Gemeinde ein 11,05 ar großes Areal und legte dort einen Friedhof an. Der Flurname wird seitdem als „Jüddengrund“ bezeichnet. Heute sind noch 41 Grabsteine (Mazewot) vorhanden. Der überwiegende Teil trägt hebräische Inschriften, wobei 15 auch eine zusätzliche deutsche Beschriftung tragen. Der Friedhof wurde bis in die 1930er Jahre belegt. Er befindet sich östlich des Ortes an einem steilen Hang. Man erreicht ihn über den Tiefenholer Weg. (Um den Friedhof zu erreichen muss eine Wiese überquert werden)

Ende der Gemeinde

Julius und Rosalie Frohsinn, Fanni und Levie Alexander sowie Simon Kaufman lebten 1933 noch in Landau. Weitere Informationen zu ihrem Verbleib konnten bisher nicht gefunden werden. Eine Zuordnung der NS-Opfer ist nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem, oder nach dem „Gedenkbuch – Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945 [1] nicht möglich, da es mehrere Orte mit dem Namen Landau gibt.

Einzelnachweise

  1. Gedenkbuch im Bundesarchiv

Literatur

  • Arnsberg Band I, S. 466 - 467
  • Robert Wetekam: Landau, die Geschichte einer Waldeckischen Festungsstadt

Quellen


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Landau (Bad Arolsen) — Landau Stadt Bad Arolsen Koordinaten …   Deutsch Wikipedia

  • Landau — steht für: Landau in der Pfalz, kreisfreie Stadt in Rheinland Pfalz, Deutschland Landau an der Isar, Stadt im bayerischen Landkreis Dingolfing Landau in Bayern, Deutschland Landau (Bad Arolsen), Ortsteil der Stadt Bad Arolsen im Landkreis Waldeck …   Deutsch Wikipedia

  • Jüdische Gemeinde Höringhausen — ehem. Synagoge heute Die Jüdische Gemeinde Höringhausen in dem nordhessischen Dorf Höringhausen, einer ehemals Hessen Darmstädter Enklave innerhalb des Fürstentums Waldeck und einem heutigem Ortsteil der Stadt Waldeck, bestand vom 18 …   Deutsch Wikipedia

  • Jüdische Gemeinde Bergheim — Die Jüdische Gemeinde Bergheim in Bergheim im nordhessischen Landkreis Waldeck Frankenberg bestand vom 18. Jahrhundert bis nach dem Ersten Weltkrieg. Inhaltsverzeichnis 1 Gemeindeentwicklung 2 Synagoge 3 Friedhof …   Deutsch Wikipedia

  • Jüdische Gemeinde Sachsenhausen (Waldeck) — Die Jüdische Gemeinde Sachsenhausen im nordhessischen Sachsenhausen, einer bis 1971 selbstständigen Stadt und einem heutigem Ortsteil der Stadt Waldeck, bestand vom 18. Jahrhundert bis zur Zeit des Nationalsozialismus. Standort ehem. Synagoge …   Deutsch Wikipedia

  • Jüdische Gemeinde Adorf — Die Jüdische Gemeinde Adorf in Adorf, einem Ortsteil der Gemeinde Diemelsee im Nordwesten des nordhessischen Landkreises Waldeck Frankenberg, bestand vom 18. Jahrhundert bis 1939 zur Zeit des Nationalsozialismus. Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 …   Deutsch Wikipedia

  • Jüdische Gemeinde Frankenau — Die Jüdische Gemeinde Frankenau in Frankenau im nordhessischen Landkreis Waldeck Frankenberg bestand vom 17. Jahrhundert bis 1938/39. Inhaltsverzeichnis 1 Gemeindeentwicklung bis 1933 2 Ende der Gemeinde 3 Gemeindeeinrichtungen …   Deutsch Wikipedia

  • Jüdische Gemeinde Fritzlar — Die Geschichte der Jüdischen Gemeinde Fritzlar in der nordhessischen Stadt Fritzlar (Schwalm Eder Kreis) reicht weit ins Mittelalter zurück, ist punktuiert von der mindestens dreimaligen Vertreibung oder Vernichtung der Gemeinde, und endete… …   Deutsch Wikipedia

  • Jüdische Gemeinde Vöhl — ehem. Synagoge in Vöhl Die Jüdische Gemeinde Vöhl im Ortsteil Vöhl der Gemeinde Vöhl im nordhessischen Landkreis Waldeck Frankenberg bestand vom 17. Jahrhundert bis zur Zeit des Nationalsozialismus. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

  • Landau Waldeck — Landau ist eine ehemals selbstständige Stadt und seit 1972 ein Stadtteil von Bad Arolsen im Landkreis Waldeck Frankenberg in Nordhessen. Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Sehenswürdigkeiten 3 Persönlichkeiten 4 Weblinks …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”