Jüdischer Friedhof (Lübeck-Moisling)

Jüdischer Friedhof (Lübeck-Moisling)

Der Jüdische Friedhof in Lübeck-Moisling gilt als der größte jüdische Friedhof in Schleswig-Holstein.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

1656 ließen sich im Gutsdorf Moisling die ersten Juden nieder, die in Lübeck kein Aufenthaltsrecht bekamen. 1667 stellte der Besitzer von Moisling, Gotthard von Höveln, es unter dänische Oberhoheit. Hier befand sich seit 1727 die erste Synagoge auf dem heutigen Gebiet der Stadt Lübeck.

Der Jüdische Friedhof an der Niendorfer Straße wurde im 17. Jahrhundert angelegt und 1861 erweitert. Er hat eine Fläche von fast einem Hektar und ist mit einer hohen Backsteinmauer umfriedet. Die ältesten erhaltenenen Grabsteine (Mazewot) stammen aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Die 1910 von den Architekten Carl Hahn und Alfred Runge errichtete Trauerhalle ist bis heute erhalten.[1]

Nachdem die jüdische Gemeinde in Lübeck durch den Holocaust vernichtet wurde, wurde der Friedhof am 29. Februar 1960 von der Jewish Trust Corporation, die 1953 nach längeren Auseinandersetzungen als Eigentümerin eingetragen war, an die Jüdische Gemeinde in Hamburg überschrieben. Der Friedhof wurde lange nicht benutzt, bis die Lübecker Jüdische Gemeinde seit den 1990er Jahren durch Zuwanderung wuchs und am Rande der alten Grabflächen neue Gräber angelegt wurden.

Bestattete

  • Angehörige der Lübecker Rabbinerfamilie Carlebach:

1945 wurden hier etwa 80 Überlebende des Konzentrationslagers Bergen-Belsen bestattet, die auf dem Weg nach Schweden in Lübeck verstarben (Rettungsaktion der Weißen Busse). Drei Grabstellen sind als Exodus-Kind ohne Namen gekennzeichnet. In ihnen wurden bei oder kurz nach der Geburt verstorbene Kinder aus der Gruppe der Passagiere der Exodus bestattet, als diese im Zuge der Operation Oasis vom 7. September bis 29. Oktober 1947 in den Lübeckern Lagern Pöppendorf und Am Stau untergebracht waren.[2]

Literatur

  • Albrecht Schreiber: Über Zeit und Ewigkeit. Die jüdischen Friedhöfe in Moisling und Lübeck. Lübeck: Archiv der Hansestadt Lübeck 1988 (Kleine Hefte zur Stadtgeschichte 4) ISBN 3-7950-3103-6
  • Albrecht Schreiber: KZ-Opfer auf dem Jüdischen Friedhof Lübeck-Moisling. In: OHLSDORF - Zeitschrift für Trauerkultur. Nr. 72, I, 2001 - Februar 2000 9 online

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Ulrich Knufinke: Bauwerke jüdischer Friedhöfe in Deutschland. Petersberg: M. Imhof 2007 (Schriften der Bet Tfila - Forschungsstelle für jüdische Architektur in Europa 3) ISBN 9783865682062, S. 240, 453
  2. Schreiber: KZ-Opfer (Lit.)

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Jüdischer Friedhof (Lübeck, Schönböckener Straße) — Der Jüdische Friedhof war ein jüdischer Friedhof im Lübecker Stadtteil St. Lorenz. Als die Mitglieder der jüdische Gemeinde während der Lübecker Franzosenzeit Niederlassungsrechte auch in Lübeck selbst erhielten, errichteten sie 1810 zusätzlich… …   Deutsch Wikipedia

  • Lübeck-Moisling — Moisling Stadt Lübeck Koordinaten …   Deutsch Wikipedia

  • Jüdischer Friedhof Elmshorn — Taharahaus von 1906 Der jüdische Friedhof in Elmshorn liegt an der Feldstraße. Es finden dort keine Begräbnisse mehr statt. Das eingefriedete Gelände hat eine Größe von 1.740 m² und ist nicht öffentlich zugänglich. Am Eingang zur Feldstraße… …   Deutsch Wikipedia

  • Jüdischer Friedhof (Ahrensburg) — Der Jüdische Friedhof Ahrensburg ist ein jüdischer Friedhof in Ahrensburg im Kreis Stormarn (Schleswig Holstein). Der am Wulfsdorfer Weg gelegene Friedhof ist 840 m² groß und wird von einer sechseckigen Mauer begrenzt. Der Zugang ist durch ein… …   Deutsch Wikipedia

  • Jüdischer Friedhof Glückstadt — Blick Richtung Pentzstraße Grabplatten und vereinzelte Stelen Der jüdische Friedhof in Glückstadt liegt an der Pentzstraße. Das Gelände hat eine Fläche von 1531 m². Erhalten sind etwa 100 Grabsteine, viele aus dem 17. und 18. Jahrhundert.… …   Deutsch Wikipedia

  • Jüdischer Friedhof (Stockelsdorf) — Der Jüdische Friedhof Stockelsdorf ist ein jüdischer Friedhof in Stockelsdorf im Kreis Ostholstein in Schleswig Holstein. Der Friedhof ist vom schleswig holsteinischen Landesamt für Denkmalpflege als Kulturdenkmal gelistet. Beschreibung Der… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Kulturdenkmale in Lübeck-Moisling — Liste der Kulturdenkmale in Lübeck St. Jürgen Kulturdenkmale im Stadtteil Lübeck Moisling der Hansestadt Lübeck. nach Beseler, Kunst Topographie Schleswig Holstein (1976) Inhaltsverzeichnis 1 Lübeck Moisling 2 Lübeck Niendorf 3 Literatur …   Deutsch Wikipedia

  • Lübeck — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Alter Jüdischer Friedhof (Friedrichstadt) — Alter jüdischer Friedhof in Friedrichstadt …   Deutsch Wikipedia

  • Neuer Jüdischer Friedhof (Friedrichstadt) — Der Neue Jüdische Friedhof Friedrichstadt ist ein Jüdischer Friedhof in Friedrichstadt im Kreis Nordfriesland in Schleswig Holstein. Beschreibung Der neue Friedhof wurde 1887/88 an der Schleswiger Straße in unmittelbarer Nähe des lutherischen… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”