KZ-Gedenkstätte Hailfingen-Tailfingen

KZ-Gedenkstätte Hailfingen-Tailfingen
Mahnmal für die Gedenkstätte des KZ-Außenlagers Hailfingen/Tailfingen

Die KZ-Gedenkstätte Hailfingen-Tailfingen ist ein gemeinsames Projekt zweier Gemeinden und Landkreise: Dem Rottenburger Stadtteil Hailfingen im Landkreis Tübingen und dem Gäufeldener Ortsteil Tailfingen im Landkreis Böblingen.

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte

Für Teile der Bevölkerung hatte die Erinnerung an das Geschehen am eigenen Ort in den letzten Kriegsjahren etwas Traumatisches. Man wusste um das KZ-Außenlager Hailfingen-Tailfingen und um die dortigen Ereignisse, aber man redete nur ungern darüber. Das änderte sich langsam ab Mitte der 1990er Jahre. 2010 waren alle notwendigen Voraussetzungen geschaffen und Vorstellungen präzisiert, so dass eine mehrteilige KZ-Gedenkstätte errichtet werden konnte.[1]

Mahnmal

Am westlichen Ende des ehemaligen Militärflugplatzes hat die Gemeinde Hailfingen im Mai 2010 ein Mahnmal zur Erinnerung an die jüdischen Opfer aufgestellt, das am 6. Juni 2010 eingeweiht wurde. Der Bildhauer Rudolf Kurz schuf ein 2,5 m hohes und an der Grundlinie 5 m breites, ungleichseitiges Dreieck aus eng verfugten Aluminiumstäben, so dass eine geschlossene Oberfläche entsteht. Dieses Dreieck steht, in engem Abstand und seitlich versetzt, vor einer 5 m langen und 2 m hohen Wand aus unbehandeltem Sichtbeton. Die Namen aller 601 KZ-Häftlinge des Lagers, Überlebende und Umgekommene, sind eingraviert. Der Verzicht auf eine Reihenfolge, etwa nach Herkunftsland oder Alphabet, zwingt jeden Betrachter zu einem langsamen Entziffern.

Ausstellungs- und Dokumentationsstelle im Tailfinger Rathaus

Ausstellungs- und Dokumentationsraum im Tailfinger Rathaus

Vor allem die privaten Initiativen und umfangreichen Recherchen von Volker Mall und Harald Roth[2] waren Anstoß für die Einrichtung eines multimedialen Ausstellungsraums im Erdgeschoss des Tailfinger Rathaus. Zielgruppen sind in erster Linie Schulklassen mit Schülern ab 14 Jahren. Neben modernen Touch-Screen-Bildschirmen ist eine raumlange, über zwei Meter hohe Zeittafel geschaffen worden, aus welcher die Zusammenhänge verständlich werden. Aus mehreren Luftaufnahmen von 1944/1945 wurde im Computer ein Luftpanorama des Flugplatzes und seiner Umgebung erstellt. Das „Nummernbuch“ führt die Namen aller jüdischen Häftlinge auf. Im Mittelpunkt stehen jedoch die Einzelschicksale der Lagerinsassen und die Aussagen von Zeitzeugen aus dem Gäu. Der gesamte Bestand an digitalen Dokumenten kann zu Forschungszwecken benutzt werden. Die gesamte Ausstellungsstelle ist bewusst für etwaige Erweiterungen angelegt. Ende 2008 entstand ein Dokumentarfilm: „Das KZ-Außenlager Hailfingen/Tailfingen“ von Bernhard Koch in Zusammenarbeit mit Gegen Vergessen – Für Demokratie.

Friedhof in Tailfingen

Gedenktafel auf dem Tailfinger Friedhof

Am 2. Juni 1945 wurden die Toten des Massengrabes aus dem KZ-Außenlager geborgen und im Tailfinger Friedhof beigesetzt. In ein Holzkreuz wurde eingraviert: „Hier ruhen 72 unbekannte KZ Häftlinge“. In den 1960er Jahren haben die Söhne von Ignac Klein einen Grabstein errichtet.[3] 1986 wurden bei einer Gedenkfeier für die Opfer des KZ-Außenlagers auf dem Tailfinger Friedhof Gedenkplatten der Gemeinde und der israelitischen Religionsgemeinschaft Württembergs errichtet.[4] – Als Teil des Mahnmals wurde 2010 eine Gedenktafel mit den Namen der Beigesetzten aufgestellt.

Gedenkpfad, Steinbruch Reusten

Ein Gedenkpfad wird eingerichtet. Er bezieht auch den ehemaligen Steinbruch bei Reusten ein, in den viele der Häftlinge täglich zu Zwangsarbeiten gehen mussten. Zur Erinnerung wurde eine der damals gebräuchlichen Kipploren aufgestellt.

Literatur

  • Dorothee Wein, Volker Mall, Harald Roth: Spuren von Auschwitz ins Gäu. Das KZ-Außenlager Hailfingen / Tailfingen. Verein Gegen Vergessen für Demokratie e.V. Sektion Böblingen / Herrenberg / Tübingen (Hrsg.). Markstein Verlag für Kultur- und Wirtschaftsgeschichte. Filderstadt 2007, ISBN 978-3-935129-31-2.
  • Volker Mall, Harald Roth: „Jeder Mensch hat einen Namen“ – Gedenkbuch für die 600 jüdischen Häftlinge des KZ-Außenlagers Hailfingen/Tailfingen. Metropol Verlag, Berlin 2009, ISBN 978-3-940938-39-8.

Siehe auch

Weblinks

 Commons: KZ-Gedenkstätte Hailfingen-Tailfingen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Gäufeldener Nachrichten Nr. 23, Donnerstag, 10. Juni 2010 – Eröffnung der KZ-Gedenkstätte
  2. “Jeder Mensch hat einen Namen“ – Gedenkbuch für die 600 jüdischen Häftlinge des KZ-Außenlagers Hailfingen/Tailfingen, Metropol-Verlag, Berlin 2009, ISBN 978-3-940938-39-8
  3. Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus. Eine Dokumentation, Bd. I, Bonn 1995, S. 36f., ISBN 3-89331-208-0
  4. Dorothee Wein / Volker Mall / Harald Roth: Spuren von Auschwitz ins Gäu. Das KZ-Außenlager Hailfingen / Tailfingen. Verein Gegen Vergessen für Demokratie e.V. Sektion Böblingen / Herrenberg / Tübingen (Hrsg.). Markstein Verlag für Kultur- und Wirtschaftsgeschichte. Filderstadt 2007, S. 187, ISBN 978-3-935129-31-2
48.5516833333338.8753083333333

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